Freitag, 7. August 2009
Bye bye BC! Toronto we are coming!
ongaros, 10:38h
Hi everybody!
Wir sind nun also zurueck auf Feld 1. Seit gestern Abend geniessen wir die herzliche Gastfreundschaft von Esther (Hiltis Tante) hier in Vancouver. Morgen geht's dann nach Toronto. Es scheint gestern, als wir unser Abenteuer starteten, und jetzt ist das Ende schon so nah.
Wir sind dem Feuer gut entkommen, leider brennt es aber in Lillooet weiter, was es den Einwohnern sicher nicht leicht macht. Wir hoffen wirklich, dass sich die Situation schnell bessert.
Heute kam etwas Wehmut auf, als wir nach 75 Tagen und 8616 Kilometern unseren RV zurueckgeben mussten, aber wir freuen uns jetzt auf Toronto.
Auf vielfachen Wunsch hier noch unsere genauen Ankunftsdaten:
Wir kommen am Mittwoch, 12. August, um 10:05 Uhr in Zuerich Kloten an (Flug Nr. LH 5050 aus Frankfurt).
Freuen uns, euch alle bald wieder sehen zu koennen.
Und fuer die, die noch nicht genug haben, es folgen unsere neusten Berichte!
Hugs and kisses,
Ongaros still on the road
80. Tag
Montag, 3. August 2009
Die Nacht ist vorbei, und unser erste Blick gilt sofort dem Mt. McLean. Die Rauchschwaden kommen ganz eindeutig von weiter unten, also näher am Dorf Lillooet zu uns hinüber. Das soll aber nichts heissen, dass Feuer können wir nach wie vor nicht sehen, da es sich im Tal hinter dem vor uns liegenden Berg ausbreitet. Die Versuche übers Radio mehr Info zu erhalten, bleiben erfolglos, da das Lokalradio den Betrieb am Vorabend einstellen musste und der einzige andere Sender, den wir rein bekommen, scheint sich nicht wirklich für das dramatische Ereignis zu interessieren.
Wir frühstücken und machen uns bereit für die Weiterfahrt. Gute News erhalten wir von der Campground Leitung: Ja, der „Gold Rush Trail“ (Highway 12 südwärts Richtung Lytton) ist offen und erreichbar.
Bereits auf der Ausfahrt des Campgrounds und danach auf mehreren Kilometern der Strasse entlang stehen immer wieder Autos und Camper der evakuierten Einwohner von Lillooet. Sie haben es vorgezogen, hier zu warten und die Entwicklung des Feuers zu beobachten anstatt zu der zur Verfügung gestellten Aufnahmestelle in Kamloops (!) zu fahren. Irgendwie verständlich. Ihre Blicke drücken Angst, Verzweiflung und Unsicherheit aus. Alle starren sie den Berg hoch und bangen um ihr Hab und Gut, ihre Existenz. Als wir am Dorfeingang vorbeifahren können wir uns ein Bild davon machen, wie nahe das Feuer ans Dorf gekommen ist. Aus der Zeitung werden wir später erfahren, dass es nur 1 Kilometer war. Es wird einem schon etwas mulmig zu Mute, vor allem auch deswegen, weil wir wieder daran denken müssen, dass diese Leute nicht einfach wie wir weiterziehen und „vergessen“ können.
Auf halbem Weg zwischen Lillooet und Lytton wieder Rauchschwaden. Ein weiteres grosses Feuer ist zu erahnen. Wieder Löschhelikopter im Einsatz, die auch im Fraser River Wasser holen. Die Serie will wirklich nicht abreissen!
Vor lauter Feuer ist es nicht ganz einfach, die Schönheit des Fraser Canyons zu geniessen. Zwischen den Bergketten schlängelt sich der grosse Fluss langsam nach unten Richtung Pazifik. Immer wieder sind grosse Sandbänke zu sehen und wunderbare kleine Sandstrände, die allerdings nicht zugänglich sind. Die Landschaft bleibt aber trocken und karg. Wenige Bäume, viele von ihnen krank oder tod. Auch Föhren sind nun vermehrt anzutreffen. Unterwegs kreuzt ein schöner „Weisshintern“-Hirsch, mit einem sehenswerten Geweih unser Weg.
Schliesslich erreichen wir Lytton. Kurz vor dem Dorfeingang liegt eine weitere der wenig übriggebliebenen Kabelfähren, welche hier über den Fraser River führt. Unmittelbar danach erreichen wir die Stelle, wo der Thompson River in den Fraser River mündet. Erneut erleben wir einen „Manaus-Effekt“. Die beiden Gewässer treffen aufeinander, vermischen sich aber nicht gleich sondern fliessen im gleichen Bett nebeneindander weiter. Hier der Fraser, mit seinem braunen von Lehm und Erde geprägten Wasser, dort der Thompson, mit seinem klaren, grünlich getönten Wasser (sein Bett besteht wohl mehr aus Steinen, Felsen und Kieseln). Wunderbarer Anblick von der hohen Brücke hinunter, die ihm übrigen „singt“. Es geht ein ziemlicher Wind, welcher am Geländer der Brücke für verschiedene Töne sorgt. Als wir dort so stehen, überfliegen uns nicht allzu weit über unsere Köpfe, zwei Falken. Leider ist Bea mit dem Profi-Fotoapparat nicht schnell genug!
Lytton selbst ist sehr hübsch, mit vielen kleinen und schmucken Häuschen. Wenigstens ist das unser Eindruck bei der kurzen Durchfahrt. Die Strassen werden hier von auffallend vielen „First Nations people“ bevölkert.
Weiter geht’s nach Boston Bar. Ab Lytton wird das Canyon nun doch eindeutig grüner, der Wald wieder dichter und „gesünder“, und alles erscheint einem viel weniger trocken, was aber nur optisch zutrifft. Weiterhin fahren wir durch gebirgiges Gelände, Tendenz abfallend. Ca. 10 Kilometer südlich von Boston Bar erreichen wir dann die Touristenattraktion „Hell’s Gate“. Hier führt eine Luftseilbahn („Airtram“) vom Canyonrand 153 Meter in die Tiefe an die schmalste und tiefste Stelle (Wassertiefe im Durchschnitt 30 Meter) des ganzen Fraser. Auch wurden hier verschiedene „Treppen“, die den Lachsen den Aufstieg durch die „Hell’s Gate“ erleichtern sollen, errichtet. Lachse sehen wir allerdings leider keine. Dafür sind wir ca. 3 Wochen zu früh hier.
Das durch diese enge Stelle gepresste Wasser (immense Wassermengen) dreht sich in Sprudeln, und verschiedene Söge sind zu sehen. Wohl keine gute Idee hier mit einem Boot durchzuwollen. Auch fürs Rafting dürfte es zu gefährlich sein. Unten gibt’s ein Restaurant mit gutem Lachs, eine Hängebrücke über den Fraser, die einen beeindruckenden Blick auf das reissende Wasser erlaubt, und man kann sogar Goldschürfen üben, in einer extra dafür angelegten Anlage (also nicht im Fluss selbst). Flavio und Bea sind dabei ziemlich erfolgreich, zumindest was schöne Steine anbelangt. Immerhin schauen auch noch 4 kleine Goldplättchen raus.
Gute drei Stunden später fahren wir dann zurück nach Boston Bar, wo wir den wirklich sehr hübschen und vor allem schattigen Canyon Alpine Campground beziehen. Für einen privaten Campground bietet er sehr viel Privatshpäre und liegt in einem wunderbaren kleinen Wäldchen. Wir verbringen hier den Rest des Abends bei Spiel und Gespräch, leider nach wie vor ohne Campfire und etwas im Kampf mit den Kindern.
81. Tag
Dienstag, 4. August 2009
Wir verlassen Boston Bar bei leicht verhangenem Himmel, weiter südwärts dem Gold Rush Trail folgend. Wir werden heute einen Temperatursturz auf hohem Niveau erleben: von 35/36 Grad fallen wir auf „lediglich“ 27 Grad. Kurz nach dem Hell’s Gate ein erster Halt für einen gemütlichen Spaziergang entlang der ersten Strasse, die vor rund 80 Jahren den Fraser Canyon entlang führte. Der erhaltene Strassenabschnitt hat die Alexandra Bridge als Krönung zu präsentieren. Die wirklich sehenswerte Brücke über den Fraser, deren steinerne Pfeiler etwas an römische Tore erinnern, eröffnet nochmals spektakuläre Blicke auf den Fraser, mit Sögen und Wirbeln im Wasserlauf. Übrigens, im Fraser dürfen nur First Nation People fischen.
Zurück auf dem Highway 1 überqueren wir nur wenige 100 Meter weiter flussabwärts den Fraser und sind nun also auf dessen Westseite. Das Canyon bleibt dicht bewaldet und führt schliesslich nach Yale, wo es sein natürliches Ende findet. Ab hier beginnt die grosse Fläche, die schliesslich bei Vancouver und dem Pazifik endet.
In Hope stärken wir uns spontan mit einem späten kanadischen Frühstück in einem einmal mehr ausserordentlich freundlichen und kinderliebenden Restaurant mit sehr aufmerksamer Bedienung, bevor wir das nächste Stück Trans-Canada Highway unter die Räder nehmen. Wie viele Kilometer haben wir schon darauf zurückgelegt? Wir wissen es nicht genau, es sind aber etliche.
Die immer breiter werdende Ebene bleibt von Bergen umrahmt und lässt sogar noch einen Blick auf einen weiteren, hoch oben zu sehenden Gletscher zu. Schliesslich biegen wir nach Norden in den Highway 9 ab, der uns an unser heutiges Ziel führen wird: Harrison Hot Springs. Noch einmal heisse Quellen. Landwirtschaftliche Farmen, wo nun vor allem „Sweet Corn“ angebaut wird, prägen das Bild. Zudem fahren wir an verschiedene Haselnuss-Plantagen vorbei.
Harrison Hot Springs scheint auch eher ein Platz für Gutbetuchte zu sein (Wochenendausflugsziel vieler Vancouveraner, offenbar). Jedenfalls, stehen etliche schmucke Villen am Ufer des Harrison Lake. Der See ist wirklich sehenswert, mit seinen verschiedenen, grösseren Inseln und dem breiten Sandstrand direkt im Ort.
Die Quellen entspringen mit einer Temperatur von 62 bis 68 Grad, und sie werden dann auf 38 Grad hinunter gekühlt, um das Schwimmen im Pool zu ermöglichen.
Unser Campground liegt etwas nordöstlich von Harrison Hot Springs, im Sasquatch Provincial Park, und zwar ganz hinten am Deer Lake. Wir wollten unbedingt nochmals in einem Provincial Park übernachten, bevor wir das Camperleben aufgeben. Und wir werden nicht enttäuscht! Das Campground liegt Mitten im dichten Wald, direkt an einem super idyllischen kleinen See, eben dem Deer Lake. Flavio nimmt sogar noch einen Schwumm im sicherlich nahe an die 30 Grad warmen Wasser, und Omar wadet immerhin bis zu den Knien darin. Auch die Warnung vor der oder dem „Swimmer Itch“ (was auch immer das sein mag) hält sie nicht davon ab. Für Arni wird die Fahrt nochmals zur Belastungsprobe, sind die letzten 6 Kilometer doch wieder einmal nicht asphaltiert und mit sehr vielen Schlaglöchern versetzt. Einziger Wermutstropfen: es herrscht nach wie vor ein campfire ban. Zu gerne hätten wir nocheinmal am Feuer gesessen.
Am späteren Nachmittag fahren wir nocheinmal ins Dorf, um im heissen Pool zu plantschen und entspannen. Es handelt sich seltsamerweise um eine gedeckte Anlage. Trotzdem geniessen wir den stündigen Aufenthalt. Und danach gibt’s eine leckere Pizza. Kinder waschen, Zähne putzen und Pijama an, dann zurück auf den Campground. Die letzte Nacht in Arni bricht an!
PS: Das Packen macht wirklich keinen Spass und nimmt doch mehr Zeit in Anspruch als wir gedacht hätten. Wo kommt all das Zeug nun her? Zum Glück schlafen unsere Kinder so gut, was uns heute am zweiten Abend in Folge das Aufräumen erleichtert.
82. Tag
Mittwoch, 5. August 2009
Heute gibt’s eigentlich nicht viel zu erzählen. Wir verlassen den Deer Lake und hinterlassen unseren Holzvorrat, den wir noch im Bear Creek Provincial Park (Kelowna) erstanden hatten, danach aber aufgrund des campfire ban nicht mehr brauchen konnten. Danach fahren wir zurück Richtung Trans-Canada Highway, wo wir kurz vor der Einfahrt den Minter Gardens einen Besuch abstatten. Sie sind etwas kleiner, dafür aber auch ruhiger, als die viel berühmteren Butchers Garden auf Vancouver Island, welche wir ja nicht besucht haben. Eine wunderbare Platform für einen gut stündigen Spaziergang. Unglaublich gepflegt, wunderschöne Blumen (niemand soll uns allerdings fragen, was wir alles gesehen haben, dafür sind unsere botanischen Kenntnisse zu schwach!) und Kompositionen. Hier wird wirklich kein Aufwand gescheut, um die Anlage für die Augen unvergesslich zu machen. Das Wappen Kanadas, ein origineller Garten der Kinder, verschiedene Wasserspiele, unter anderem eine Wasserwand, sowie ein Pfaum und zwei Damen im Hochzeitskleid als Blumenkomposition sind nur einige der Höhepunkte.
Danach geht’s weiter Richtung Vancouver. Letzter Safeway-Besuch, um die letzten Petflaschen zu entsorgen, und die Kilometer, die uns von der Pazifikküste trennen schmelzen unaufhörlich. Bei Mission werden wir daran erinnert, wie nahe die USA Grenze hier ist, und schliesslich tauchen die Tafeln mit dem Hinweis auf die BC Ferries, Tsawwassen sowie Victoria und Nanaimo auf. Erinnerungen an den Start unseres Abenteuers kommen auf. Jetzt neigt es sich dem Ende zu.
Ohne Umwege schaffen wir es zu Esthers Haus, welche uns noch einmal ihre Gastfreundschaft angeboten hat. Wir können heute Abend bei ihr Übernachten, was alles viel einfacher macht. Die Rückgabe-Station des RV liegt hier ganz in der Nähe. Können somit das Gepäck bereits ausladen, und Morgen läuft alles viel unkomplizierter. Wir sind ihr wirklich unendlich dankbar für diese wunderbar freundliche Einladung.
Die Kinder geniessen den zusätzlichen Platz im Haus, Bea und Omar beenden das lästige Packen und bringen Arni auf vordermann. Esther bereitet auch noch ein leckeres Nachtessen vor.
Zu später Stunde und erstmals nach 75 Tagen steigen wir in ein Bett, welches nicht das von Arni ist!
83. Tag
Donnerstag, 6. August 2009
Die Trennung von Arni! Was für ein Augenblick, ganz ehrlich, mit viel Wehmut. Immerhin läuft alles sehr reibungslos ab. Nach 8'616 Kilometern ist unsere Rundreise vorbei, und wir sind keine „Schnecken“ mehr, die ihr Haus mittragen.
Esther hat uns begleitet, sodass wir nicht einmal ein Taxi benötigen. Wir fahren danach an das Ufer des Fraser River, nach Stevenson, wo wir einen gemütlichen Spatziergang machen und auf einer hübschen Terrasse asiatisch essen. Das Wetter ist auch heute nach wie vor traumhaft, nicht heiss, sondern gerade richtig warm. Danach fahren wir nach Richmond, zu Derek (Esthers Sohn) und Familie. Auch hier stossen wir auf eine unglaubliche Gastfreundschaft und Wärme. Wir verbringen einen supergemütlichen Nachmittag mit ihnen, Bea findet noch Zeit um mit Carmen, Dereks Frau, in die Mall zu fahren, und die Kinder können sich mit den vielen Spielsachen und den beiden Kindern (Emma und Ithen) austoben. Schliesslich werden wir spontan zu einem köstlichen BBQ im Garten eingeladen. Wir sind einmal mehr von dieser offenen und spontanen Mentalität überwältigt, geniessen den Tag und können uns so ohne Hast auf den morgigen Tag und den Flug nach Toronto vorbereiten.
Wir sind nun also zurueck auf Feld 1. Seit gestern Abend geniessen wir die herzliche Gastfreundschaft von Esther (Hiltis Tante) hier in Vancouver. Morgen geht's dann nach Toronto. Es scheint gestern, als wir unser Abenteuer starteten, und jetzt ist das Ende schon so nah.
Wir sind dem Feuer gut entkommen, leider brennt es aber in Lillooet weiter, was es den Einwohnern sicher nicht leicht macht. Wir hoffen wirklich, dass sich die Situation schnell bessert.
Heute kam etwas Wehmut auf, als wir nach 75 Tagen und 8616 Kilometern unseren RV zurueckgeben mussten, aber wir freuen uns jetzt auf Toronto.
Auf vielfachen Wunsch hier noch unsere genauen Ankunftsdaten:
Wir kommen am Mittwoch, 12. August, um 10:05 Uhr in Zuerich Kloten an (Flug Nr. LH 5050 aus Frankfurt).
Freuen uns, euch alle bald wieder sehen zu koennen.
Und fuer die, die noch nicht genug haben, es folgen unsere neusten Berichte!
Hugs and kisses,
Ongaros still on the road
80. Tag
Montag, 3. August 2009
Die Nacht ist vorbei, und unser erste Blick gilt sofort dem Mt. McLean. Die Rauchschwaden kommen ganz eindeutig von weiter unten, also näher am Dorf Lillooet zu uns hinüber. Das soll aber nichts heissen, dass Feuer können wir nach wie vor nicht sehen, da es sich im Tal hinter dem vor uns liegenden Berg ausbreitet. Die Versuche übers Radio mehr Info zu erhalten, bleiben erfolglos, da das Lokalradio den Betrieb am Vorabend einstellen musste und der einzige andere Sender, den wir rein bekommen, scheint sich nicht wirklich für das dramatische Ereignis zu interessieren.
Wir frühstücken und machen uns bereit für die Weiterfahrt. Gute News erhalten wir von der Campground Leitung: Ja, der „Gold Rush Trail“ (Highway 12 südwärts Richtung Lytton) ist offen und erreichbar.
Bereits auf der Ausfahrt des Campgrounds und danach auf mehreren Kilometern der Strasse entlang stehen immer wieder Autos und Camper der evakuierten Einwohner von Lillooet. Sie haben es vorgezogen, hier zu warten und die Entwicklung des Feuers zu beobachten anstatt zu der zur Verfügung gestellten Aufnahmestelle in Kamloops (!) zu fahren. Irgendwie verständlich. Ihre Blicke drücken Angst, Verzweiflung und Unsicherheit aus. Alle starren sie den Berg hoch und bangen um ihr Hab und Gut, ihre Existenz. Als wir am Dorfeingang vorbeifahren können wir uns ein Bild davon machen, wie nahe das Feuer ans Dorf gekommen ist. Aus der Zeitung werden wir später erfahren, dass es nur 1 Kilometer war. Es wird einem schon etwas mulmig zu Mute, vor allem auch deswegen, weil wir wieder daran denken müssen, dass diese Leute nicht einfach wie wir weiterziehen und „vergessen“ können.
Auf halbem Weg zwischen Lillooet und Lytton wieder Rauchschwaden. Ein weiteres grosses Feuer ist zu erahnen. Wieder Löschhelikopter im Einsatz, die auch im Fraser River Wasser holen. Die Serie will wirklich nicht abreissen!
Vor lauter Feuer ist es nicht ganz einfach, die Schönheit des Fraser Canyons zu geniessen. Zwischen den Bergketten schlängelt sich der grosse Fluss langsam nach unten Richtung Pazifik. Immer wieder sind grosse Sandbänke zu sehen und wunderbare kleine Sandstrände, die allerdings nicht zugänglich sind. Die Landschaft bleibt aber trocken und karg. Wenige Bäume, viele von ihnen krank oder tod. Auch Föhren sind nun vermehrt anzutreffen. Unterwegs kreuzt ein schöner „Weisshintern“-Hirsch, mit einem sehenswerten Geweih unser Weg.
Schliesslich erreichen wir Lytton. Kurz vor dem Dorfeingang liegt eine weitere der wenig übriggebliebenen Kabelfähren, welche hier über den Fraser River führt. Unmittelbar danach erreichen wir die Stelle, wo der Thompson River in den Fraser River mündet. Erneut erleben wir einen „Manaus-Effekt“. Die beiden Gewässer treffen aufeinander, vermischen sich aber nicht gleich sondern fliessen im gleichen Bett nebeneindander weiter. Hier der Fraser, mit seinem braunen von Lehm und Erde geprägten Wasser, dort der Thompson, mit seinem klaren, grünlich getönten Wasser (sein Bett besteht wohl mehr aus Steinen, Felsen und Kieseln). Wunderbarer Anblick von der hohen Brücke hinunter, die ihm übrigen „singt“. Es geht ein ziemlicher Wind, welcher am Geländer der Brücke für verschiedene Töne sorgt. Als wir dort so stehen, überfliegen uns nicht allzu weit über unsere Köpfe, zwei Falken. Leider ist Bea mit dem Profi-Fotoapparat nicht schnell genug!
Lytton selbst ist sehr hübsch, mit vielen kleinen und schmucken Häuschen. Wenigstens ist das unser Eindruck bei der kurzen Durchfahrt. Die Strassen werden hier von auffallend vielen „First Nations people“ bevölkert.
Weiter geht’s nach Boston Bar. Ab Lytton wird das Canyon nun doch eindeutig grüner, der Wald wieder dichter und „gesünder“, und alles erscheint einem viel weniger trocken, was aber nur optisch zutrifft. Weiterhin fahren wir durch gebirgiges Gelände, Tendenz abfallend. Ca. 10 Kilometer südlich von Boston Bar erreichen wir dann die Touristenattraktion „Hell’s Gate“. Hier führt eine Luftseilbahn („Airtram“) vom Canyonrand 153 Meter in die Tiefe an die schmalste und tiefste Stelle (Wassertiefe im Durchschnitt 30 Meter) des ganzen Fraser. Auch wurden hier verschiedene „Treppen“, die den Lachsen den Aufstieg durch die „Hell’s Gate“ erleichtern sollen, errichtet. Lachse sehen wir allerdings leider keine. Dafür sind wir ca. 3 Wochen zu früh hier.
Das durch diese enge Stelle gepresste Wasser (immense Wassermengen) dreht sich in Sprudeln, und verschiedene Söge sind zu sehen. Wohl keine gute Idee hier mit einem Boot durchzuwollen. Auch fürs Rafting dürfte es zu gefährlich sein. Unten gibt’s ein Restaurant mit gutem Lachs, eine Hängebrücke über den Fraser, die einen beeindruckenden Blick auf das reissende Wasser erlaubt, und man kann sogar Goldschürfen üben, in einer extra dafür angelegten Anlage (also nicht im Fluss selbst). Flavio und Bea sind dabei ziemlich erfolgreich, zumindest was schöne Steine anbelangt. Immerhin schauen auch noch 4 kleine Goldplättchen raus.
Gute drei Stunden später fahren wir dann zurück nach Boston Bar, wo wir den wirklich sehr hübschen und vor allem schattigen Canyon Alpine Campground beziehen. Für einen privaten Campground bietet er sehr viel Privatshpäre und liegt in einem wunderbaren kleinen Wäldchen. Wir verbringen hier den Rest des Abends bei Spiel und Gespräch, leider nach wie vor ohne Campfire und etwas im Kampf mit den Kindern.
81. Tag
Dienstag, 4. August 2009
Wir verlassen Boston Bar bei leicht verhangenem Himmel, weiter südwärts dem Gold Rush Trail folgend. Wir werden heute einen Temperatursturz auf hohem Niveau erleben: von 35/36 Grad fallen wir auf „lediglich“ 27 Grad. Kurz nach dem Hell’s Gate ein erster Halt für einen gemütlichen Spaziergang entlang der ersten Strasse, die vor rund 80 Jahren den Fraser Canyon entlang führte. Der erhaltene Strassenabschnitt hat die Alexandra Bridge als Krönung zu präsentieren. Die wirklich sehenswerte Brücke über den Fraser, deren steinerne Pfeiler etwas an römische Tore erinnern, eröffnet nochmals spektakuläre Blicke auf den Fraser, mit Sögen und Wirbeln im Wasserlauf. Übrigens, im Fraser dürfen nur First Nation People fischen.
Zurück auf dem Highway 1 überqueren wir nur wenige 100 Meter weiter flussabwärts den Fraser und sind nun also auf dessen Westseite. Das Canyon bleibt dicht bewaldet und führt schliesslich nach Yale, wo es sein natürliches Ende findet. Ab hier beginnt die grosse Fläche, die schliesslich bei Vancouver und dem Pazifik endet.
In Hope stärken wir uns spontan mit einem späten kanadischen Frühstück in einem einmal mehr ausserordentlich freundlichen und kinderliebenden Restaurant mit sehr aufmerksamer Bedienung, bevor wir das nächste Stück Trans-Canada Highway unter die Räder nehmen. Wie viele Kilometer haben wir schon darauf zurückgelegt? Wir wissen es nicht genau, es sind aber etliche.
Die immer breiter werdende Ebene bleibt von Bergen umrahmt und lässt sogar noch einen Blick auf einen weiteren, hoch oben zu sehenden Gletscher zu. Schliesslich biegen wir nach Norden in den Highway 9 ab, der uns an unser heutiges Ziel führen wird: Harrison Hot Springs. Noch einmal heisse Quellen. Landwirtschaftliche Farmen, wo nun vor allem „Sweet Corn“ angebaut wird, prägen das Bild. Zudem fahren wir an verschiedene Haselnuss-Plantagen vorbei.
Harrison Hot Springs scheint auch eher ein Platz für Gutbetuchte zu sein (Wochenendausflugsziel vieler Vancouveraner, offenbar). Jedenfalls, stehen etliche schmucke Villen am Ufer des Harrison Lake. Der See ist wirklich sehenswert, mit seinen verschiedenen, grösseren Inseln und dem breiten Sandstrand direkt im Ort.
Die Quellen entspringen mit einer Temperatur von 62 bis 68 Grad, und sie werden dann auf 38 Grad hinunter gekühlt, um das Schwimmen im Pool zu ermöglichen.
Unser Campground liegt etwas nordöstlich von Harrison Hot Springs, im Sasquatch Provincial Park, und zwar ganz hinten am Deer Lake. Wir wollten unbedingt nochmals in einem Provincial Park übernachten, bevor wir das Camperleben aufgeben. Und wir werden nicht enttäuscht! Das Campground liegt Mitten im dichten Wald, direkt an einem super idyllischen kleinen See, eben dem Deer Lake. Flavio nimmt sogar noch einen Schwumm im sicherlich nahe an die 30 Grad warmen Wasser, und Omar wadet immerhin bis zu den Knien darin. Auch die Warnung vor der oder dem „Swimmer Itch“ (was auch immer das sein mag) hält sie nicht davon ab. Für Arni wird die Fahrt nochmals zur Belastungsprobe, sind die letzten 6 Kilometer doch wieder einmal nicht asphaltiert und mit sehr vielen Schlaglöchern versetzt. Einziger Wermutstropfen: es herrscht nach wie vor ein campfire ban. Zu gerne hätten wir nocheinmal am Feuer gesessen.
Am späteren Nachmittag fahren wir nocheinmal ins Dorf, um im heissen Pool zu plantschen und entspannen. Es handelt sich seltsamerweise um eine gedeckte Anlage. Trotzdem geniessen wir den stündigen Aufenthalt. Und danach gibt’s eine leckere Pizza. Kinder waschen, Zähne putzen und Pijama an, dann zurück auf den Campground. Die letzte Nacht in Arni bricht an!
PS: Das Packen macht wirklich keinen Spass und nimmt doch mehr Zeit in Anspruch als wir gedacht hätten. Wo kommt all das Zeug nun her? Zum Glück schlafen unsere Kinder so gut, was uns heute am zweiten Abend in Folge das Aufräumen erleichtert.
82. Tag
Mittwoch, 5. August 2009
Heute gibt’s eigentlich nicht viel zu erzählen. Wir verlassen den Deer Lake und hinterlassen unseren Holzvorrat, den wir noch im Bear Creek Provincial Park (Kelowna) erstanden hatten, danach aber aufgrund des campfire ban nicht mehr brauchen konnten. Danach fahren wir zurück Richtung Trans-Canada Highway, wo wir kurz vor der Einfahrt den Minter Gardens einen Besuch abstatten. Sie sind etwas kleiner, dafür aber auch ruhiger, als die viel berühmteren Butchers Garden auf Vancouver Island, welche wir ja nicht besucht haben. Eine wunderbare Platform für einen gut stündigen Spaziergang. Unglaublich gepflegt, wunderschöne Blumen (niemand soll uns allerdings fragen, was wir alles gesehen haben, dafür sind unsere botanischen Kenntnisse zu schwach!) und Kompositionen. Hier wird wirklich kein Aufwand gescheut, um die Anlage für die Augen unvergesslich zu machen. Das Wappen Kanadas, ein origineller Garten der Kinder, verschiedene Wasserspiele, unter anderem eine Wasserwand, sowie ein Pfaum und zwei Damen im Hochzeitskleid als Blumenkomposition sind nur einige der Höhepunkte.
Danach geht’s weiter Richtung Vancouver. Letzter Safeway-Besuch, um die letzten Petflaschen zu entsorgen, und die Kilometer, die uns von der Pazifikküste trennen schmelzen unaufhörlich. Bei Mission werden wir daran erinnert, wie nahe die USA Grenze hier ist, und schliesslich tauchen die Tafeln mit dem Hinweis auf die BC Ferries, Tsawwassen sowie Victoria und Nanaimo auf. Erinnerungen an den Start unseres Abenteuers kommen auf. Jetzt neigt es sich dem Ende zu.
Ohne Umwege schaffen wir es zu Esthers Haus, welche uns noch einmal ihre Gastfreundschaft angeboten hat. Wir können heute Abend bei ihr Übernachten, was alles viel einfacher macht. Die Rückgabe-Station des RV liegt hier ganz in der Nähe. Können somit das Gepäck bereits ausladen, und Morgen läuft alles viel unkomplizierter. Wir sind ihr wirklich unendlich dankbar für diese wunderbar freundliche Einladung.
Die Kinder geniessen den zusätzlichen Platz im Haus, Bea und Omar beenden das lästige Packen und bringen Arni auf vordermann. Esther bereitet auch noch ein leckeres Nachtessen vor.
Zu später Stunde und erstmals nach 75 Tagen steigen wir in ein Bett, welches nicht das von Arni ist!
83. Tag
Donnerstag, 6. August 2009
Die Trennung von Arni! Was für ein Augenblick, ganz ehrlich, mit viel Wehmut. Immerhin läuft alles sehr reibungslos ab. Nach 8'616 Kilometern ist unsere Rundreise vorbei, und wir sind keine „Schnecken“ mehr, die ihr Haus mittragen.
Esther hat uns begleitet, sodass wir nicht einmal ein Taxi benötigen. Wir fahren danach an das Ufer des Fraser River, nach Stevenson, wo wir einen gemütlichen Spatziergang machen und auf einer hübschen Terrasse asiatisch essen. Das Wetter ist auch heute nach wie vor traumhaft, nicht heiss, sondern gerade richtig warm. Danach fahren wir nach Richmond, zu Derek (Esthers Sohn) und Familie. Auch hier stossen wir auf eine unglaubliche Gastfreundschaft und Wärme. Wir verbringen einen supergemütlichen Nachmittag mit ihnen, Bea findet noch Zeit um mit Carmen, Dereks Frau, in die Mall zu fahren, und die Kinder können sich mit den vielen Spielsachen und den beiden Kindern (Emma und Ithen) austoben. Schliesslich werden wir spontan zu einem köstlichen BBQ im Garten eingeladen. Wir sind einmal mehr von dieser offenen und spontanen Mentalität überwältigt, geniessen den Tag und können uns so ohne Hast auf den morgigen Tag und den Flug nach Toronto vorbereiten.
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