Montag, 3. August 2009
Fraser Canyon - Und es brennt weiter!
Hi dear friends!

Wir sind nun bereits im Fraser Valley, will heissen unsere Tage mit Arni sind nun endgültig gezählt. Am Mittwochabend werden wir bereits wieder Vancouver erreicht haben.

Es geht uns prächtig und, zu unserem eigenen Erstaunen, haben wir nach wie vor überhaupt kein Heimweh. Wir denken eigentlich nicht oft an die Schweiz und haben sogar den 1. August einfach vergessen. Wir sind also wirklich traurig, dass es bald vorbei sein wird.

Selbstverständlich freuen wir uns aber, euch alle bald wieder sehen zu können. Das ist schliesslich unser Trost.

Seit gut zwei Wochen kommen wir jeden Tag zum Baden. Wir haben stets über 30 Grad und kaum Wolken am Himmel. Richtiges Sommerwetter. Sogar Omar wird langsam braun!

Leider haben wir erneut mit Waldbränden zu kämpfen, die unsere Planung unmittelbar beeinflussen (vgl. letzter Bericht). Wir sind zurzeit lediglich 4 Kilometer von einem grossen Feuer entfernt. Allerdings liegt auch ein Fluss zwischen ihm und uns. Es besteht also keine direkte Gefahr. Allerdings müssen wir allenfalls einen Umweg fahren. Morgen am Morgen wissen wir mehr.

Am Donnerstag werden wir also Arni abliefern und am Freitag Richtung Toronto, unserem letzten kanadischen Ziel, fliegen.

Werden uns bis dahin sicher noch einmal melden. Viel Spass beim Lesen der nächsten Berichte.

Hugs and kisses
Ongaros on the Road



71. Tag
Samstag, 25. Juli 2009

Auf dem Golfplatz wird heute mit Grossandrang gerechnet. Jedenfalls stehen sehr viele Buggies bereit um abgeholt zu werden. Grundsätzlich interessiert uns das allerdings nicht wirklich. Wir sind einfach froh einen ruhigen Campground ausgesucht zu haben, vor allem wenn wir an jene in Penticton in Strandnähe vorbeifahren, wo sich Camper an Camper reiht ...

Frühstück und dann ab an den Okanagan River Channel! Das „Tubing“, wie sie es hier nennen, hat es uns wirklich angetan, und wir wollen das Vergnügen gleich noch einmal erleben. Herrlich! Langsam gleiten wir den Kanal hinab, lachen dabei viel und geniessen einfach das kühle Nass. Es ist nämlich wieder ziemlich heiss, so gegen die 30 Grad dürften es schon sein, um 11:00 Uhr.

Bereits kurz vor unserem Ziel tauchen allerdings grössere Gewitterwolken auf. Und eine Gewitterwarnung wurde auch schon ausgegeben. Musikbetonte Rückfahrt mit dem Bus, danach Picknick am Ufer des Kanals. Ein wahres Vergnügen auch jenen zuzuschauen, die sich auf die Fahrt vorbereiten. Und der Andrang ist heute sehr gross. Der Himmel wird allerdings immer schwärzer, was die Wenigsten zu kümmern scheint. Wir packen rasch unsere sieben Sachen, um rasch in Arni Zuflucht nehmen zu können, falls es dann losgehen sollte. Keine Minute zu früh. Schon fallen grosse Regentropfen.

Wir hoffen auf ein rasches Vorbeiziehen des Gewitters und Fahren mal zum Visitor Centre, um uns bezüglich der Waldbrandsituation ein Update geben zu lassen. Zurück bei Arni wollen wir losfahren, aber da geht das Unwetter erst richtig los. Es windet in alle Himmelsrichtungen böenartig, es regnet wie aus Gieskübeln, es schaukelt uns schon in Parkposition. So fahren wir nicht!

In solchen Situationen weiss man, wie schön es sein kann, wenn man wie eine Schnecke lebt und sein Haus immer dabei hat. Mittagsschlaf, zumindest für die Kinder! Ab ins Bett und kein Problem. Bea döst ein Wenig, und Omar nützt die Zeit am Computer. Draussen geht die Post ab, aber das kümmert uns kaum. Und als das Gewitter rund 2 Stunden später vorüber ist, sind die Kinder wieder wach und bereit für eine Fahrt nach Naramata. Wenigstens eine Winery möchten wir in diesem renomierten Gebiet besuchen.

Die Strecke ist vom Feinsten. Das östliche Ufer des Okanagan Lake bietet einer schier unglaublichen Vielzahl von Rebbergen Platz, die sich in die sonst sehr trockene Landschaft einbetten. Daneben auch immer wieder viel Obst: Birnen, Äpfel, Aprikosen, Kirschen, aber auch Pflaumen und Pfirsiche sowie Nektarinen sind zu sehen.

Kurvenreich zieht sich die Strasse, immer leicht ansteigend, nordwärts. Hier wohnen wohl nicht die Ärmsten Kanadas! Wunderbare Villen reihen sich aneinander. Überhaupt muss man sagen, dass das Okanagan ab Vernon einen sehr wohlhabenden Eindruck hinterlässt. Und das kleine Örtchen Naramata selbst ist dann wirklich das Tüpfchen auf dem „i“. Hier möchte man wohnen. Wunderschöne Häuser, ein verschlafener kleiner Strand, viele Bäume, sehr grün, inmitten der Trockenheit!

Kurz vor dem Dorf halten wir allerdings bei „Elephant Island Orchard Wines“, welches uns als besonders kinderfreundlich empfohlen wurde. Tatsächlich ist für die Kinder mit einem grossen Sortiment an Spielsachen während der Degustation gut gesorgt.

Aber bis wir so weit sind, steht eine weitere Prüfung für Arni und Omar an. Die Einfahrt zum Gut ist mehr als nur schmal, zwischen den Kirschbäumen hindurch, steil aufwärts gehend. Mit der gekonten Unterstützung von Bea als Lotserin draussen, schaffen wir es ungeschoren zum Parkplatz. Dann die nächste Überraschung: Hier wird Wein aus allen möglichen Früchten und Beeren gemacht (Äpfel, Birnen, Blackcurrant, Erdbeeren, Cassis etc.), nicht aber aus Trauben! Dennoch geniessen wir die angenehme Degustation im Freien. Es hat wirklich ein paar sehr raffinierte Tropfen darunter.

Mitten in der Degustation erleben wir auch, wie ein extra dafür gemieteter Helikopter im Tiefflug über die Kirschbäume fliegt, um das Gewitterregenwasser wegzublasen! Unglaublich, aber zu viel Feuchtigkeit bedeutet den Tod für die Kirschen. Daher scheut man hier keinen Aufwand.

In Naramata fahren wir dann an einer einladenden Pizzeria vorbei. Schnell wird von der Familie entschieden: Papa kocht auch heute! Die Pizza schmeckt sehr lecker auf der kleinen Terrasse des eigentlich mehr auf Takeaway ausgerichteten Ladens.

Wenn man sich dann auf der Rückfahrt Penticton nähert, hat man zunächst eine wunderbare Aussicht auf die Stadt. Danach fährt man ein gutes Stück durch die nördichen Bezirke des Ortes, und wir sind uns einig: Hier hat es Charm! Viele kleinere Häuschen, hübsche, gepflegte Gärten, viel Grünfläche. Um einiges einladender als z.B. Vernon oder Kelowna. Diesen Eindruck hatten wir schon bei unseren Busfahrten nach dem „Tubing“ gewonnen.

Die Fahrt zurück zum Campground verläuft dann unspektakulär ausser das wir noch ein kleines Reh antreffen. Heute gehen alle relativ früh ins Bett. Es war ein weiterer ereignisreicher Tag, und wir sind müde.



72. Tag
Sonntag, 26. Juli 2009

Heute wollen wir Merritt erreichen, somit also das Herz des Okanagan verlassen. Aber „Tubing“ muss noch einmal drin sein! Dafür verzichten wir vorerst gerne auch auf das Frühstück ...

Bereits kurz vor 10:00 Uhr stehen wir bereit. Der „Luftschläuche Verleih“ hat noch gar nicht offen. Aber wird sind bei Leibe nicht alleine! Man steht Schlange oder pumpt die eigenen „Gefährte“ auf. Kein Wunder bei diesem Sommerwetter und der herrlichen Temperatur. Wieder kommen alle, jung und alt. Wir treffen auf ein Pärchen, dass sicher weit in die 70-er gekommen ist. Mit einem „Riesensmile“ fassen sie ihre Schläuche, und ab geht’s! Spass für alle! Wir starten in der Poleposition, danach lassen wir aber doch einige an uns vorbeiziehen. Wir haben es ja schliesslich nicht pressant bei unserem letzten „Tubing“.

Zufrieden sitzen wir danach im Bus, wobei zum Leidwesen der Kinder diesmal keine Musik eingeschaltet wird. Danach ab zum Frühstück ... aber leider sind wir etwas gar spät dran. Also doch ein „richtiges“ Mittagessen mit Sicht auf den Okanagan See.

Schliesslich muss doch die etwas längere Fahrt in Angriff genommen werden. Bis kurz nach Peachland kennen wir die Strecke ja bereits, obwohl wir die Sicht auf den Okanagan Lake und seine vielen Hügel und Berge auch von dieser Seite her sehr geniessen. Danach sagen wir dem See „Good Bye“, ohne Okopogo gesehen zu haben, aber mit sehr vielen herrlichen Erlebnissen im Sack.

Dann geht’s westwärts auf dem Highway 97C. Unterwegs erfahren wir, dass in der Nähe von Salmon Arm auch ein, vorläufig noch kleines Feuer ausgebrochen sei. Die Strasse beginnt zu steigen, und sie wird es lange tun. Eine Tafel sagt uns, dass wir uns auf einer „High Mountain Road“ befinden. Die Landschaft verändert sich fast schlagartig: wieder viel mehr Wald. Leider ist dieser auch hier in einem desolaten Zustand. Der Borkenkäfer wütet. Viele Bäume sind rot und vom Käfer bereits befallen. Auf der Abfahrt nach Merritt mischen sich dann immer wieder kleinere Seeen ins Bild ein.

Nach ziemlich genau zwei Stunden erreichen wir schliesslich Merritt, die kanadische Hauptstadt des „Countries“, wie wir auf verschiedenen Plakaten erfahren. Kurze Pause, dann geht’s weiter. Der Monck Provincial Park ist unser Ziel. Aber wieder einmal fällt unsere Planung der teilweise recht eigenwilligen Beschilderung auf den Highways zum Opfer. Wir können keinen Hinweis auf den Park finden und fahren somit bedeutend weiter nordwärts auf dem Highway 5 als geplant. Dabei erreichen wir eine weitere Anhöhe des Highways und erblicken endlich eine Höhenangabe: 1444 Meter!

Schliesslich landen wir auf dem Lac Le Jeune Provincial Park. Herrlicher See, schöne Uferanlage, die zum Baden einlädt (Bea und Flavio lassen sich nicht zweimal bitten und geniessen einen abendlichen Sprung ins kühle Nass), eigentlich ein sehr schönes Plätzchen. Aber wo ist der sonst vorhandene Wald, der in den Provincial Parks von BC den Charm ausmacht und für viel Privatsphäre sorgt? Kaum mehr vorhanden, kaum mehr Schatten. Die Bäume sind dem Borkenkäfer zum Opfer gefallen! Verheerende Zustände. Und wenn man ins Weite blickt, auf die Hügel und Berge ringsherum, ist das Bild noch schlimmer. Die Hälfte des Waldes ist rot!

Aber wie gesagt, ansonsten ist auch dieser Park sehr gemütlich. Feuer gibt’s zur Zeit allerdings keines. Absolutes Feuerverbot in ganz BC! Wir treffen jedoch wiedereinmal auf sehr freundliche, offene und kommunikative Nachbarn. Zwei Familien und eine weitere Mutter mit insgesamt 6 Kindern. (Einer von ihnen, der im Forstwesen tätig ist, ist über den Zustand des Parkes besonders geschockt: „I was last here ten years ago. And then you could hardly see the site of your neighbours!“). Nach dem Nachtessen schliessen sich Omar und Bea ihnen an und erleben einen wunderbaren Abend mit viel Gelächter und guten Gesprächen sowie Motten und sonstigem „Flugverkehr“, zum Glück kaum Mücken!



73. Tag
Montag, 27. Juli 2009

Frühstück im Freien bei prächtigem Sommerwetter und bereits am Morgen früh Temperaturen über 20 Grad! Und dann gleich ab in den Lac Le Jeune. Das Wasser ist herrlich erfrischend und wir baden ausgiebig. Auch unsere Nachbarn sind bereits mitten im Badespass. Bea versucht ein weiteres Mal mit mässigem Erfolg einen seltenen Taucher zu fotografieren. Plantschen, lachen, etwas Frisbee. Zwei Stunden vergehen im Fluge! Danach setzen wir unsere Reise fort, wobei wir uns für eine Nebenstrasse durch den, leider kranken Wald, entscheiden.

Das Ziel heisst Kamloops, und es geht weiter mal steiler mal weniger steil abwärts. Nach wie vor befinden wir uns in einem „High Mountain“ Gebiet, obschon man es nicht unbedingt wahrnimmt. Kamloops selbst liegt auf einem Hochplateau umringt von kargen Bergen. Hier treffen der South Thompson River und der North Thompson River (unser alter Freund aus Clearwater) aufeinander, um dann als Thompson River weiter Richtung Fraser River zu fliessen. Die beiden Gewässer unterscheiden sich wesentlich von einander: hier der North Thompson, der als Gletscherfluss mit grünlichem Wasser daherkommt, dort der South Thompson, mit seinem grauen Wasser. Und bis sie sich vermischen vergehen einige hundert Meter. Ein weiteres Naturspektakel. Manaus lässt grüssen!

Die Landschaft verändert sich erneut dramatisch: wir kommen in eine schon fast wüstenähnliche Gegend. Immer weniger Bäume. Der Berg hinter Kamloops ist absolut kahl, ausser dem „sagebrush“, ein kniehohes, buschiges Gewächs, welches auch je länger je mehr die Strasse hinein nach Kamloops säumt. Unter anderem fahren wir auch an einem weissen See vorbei. Wir denken, dass es sich um einen Salzsee handelt.

Im Visitor Centre erfahren wir, dass heute 36 Grad erwartet werden. Unser bisher heissester Tag!

Klar, dass wir bei solchen Verhätnissen nur eines suchen: das kühle Nass! Wir beziehen kurz unsere Site (nicht ganz einfach, da sich das Chick am Empfang offenbar trotz mehrerer Excel-Listen nicht genau daran erinnern kann, welcher Platz noch frei und welcher schon belegt ist) im Silver Sage Campground, sehr nahe am Stadtzentrum, direkt am South Thompson River gelegen, also sehr bequem, super Duschen, aber sonst einfach Ok und nicht viel mehr. Das Wichtigste: wir haben Strom für die Klimaanlage, denn am Abend ist die Temperatur von Arni stets nahe bei 40 Grad!

Dann ab an den wunderbaren Riverside Park, wo sich die Flüsse treffen, ein kleiner Sandstrand liegt, ein Wasserpark sowie ein Spielplatz für die Kinder bereit sind und viele grosse Bäume Schatten spenden. Flavio ist voll im Element mit dem Wasser, Noah wechselt zwischen Wasser und Sand und Bea und Omar lassen sich vom Fluss treiben. Wunderbar, so nichts zu tun!

Und am Abend doch noch was unternehmen, ganz ohne können wir eben doch nicht sein: „Steam Back into History“ heisst es, wenn wir den Zug und seine Dampflokomotive besteigen. Die Fahrt auf der Kamloops Heritage Railway dauert ca. eine Stunde, inklusive Überfall durch die Banditen hoch zu Ross (Flavio erschrickt ziemlich. Ihm ist zunächst nicht klar, dass es sich um eine Inszenierung handelt. Und als der Anführer auf den Zug springt und mit dem Revolver wedelt, streckt er instinktiv die Hände in die Höhe!). Sicher auch ein spannendes Erlebnis, vor allem in einem Land wie Kanada, wo die Eisenbahn bei der Entwicklung des Landes eine so wichtige Rolle gespielt hat.

Im Zug setzen sich im Übrigen zwei Schweizer neben uns (Flitterwochen!). Eine, zu unserer Überraschung, seltene Begegnung. Wir hatten offen gesagt mit mehr „Schwyzer“ in dieser Gegend gerechnet.

Auf der Zugfahrt können wir unter anderem auch die Rauchschwaden eines weiteren Wildfires erkennen, welches in der Nähe von Cache Creek, unserer nächsten Destination (zum Glück erst am Samstag geplant), ausgebrochen ist. Die Serie will einfach nicht abreissen. Aber wen wunderts, bei diesen trockenen Verhältnissen.

Zurück auf dem Silver Sage stellen wir fest, dass der uns schliesslich zugeteilte Platz schon besetzt ist! Unglaublich. Aber wir machen kein Theater mehr draus und setzen uns einfach auf einen anderen in der Nähe, der noch frei ist.

Die Kinder haben sich auch heute vorbildlich verhalten und schlafen nach dem Nachtessen schon bald. Bea und Omar geniessen einen weiteren, mehr als nur lauen Abend draussen. Wir vermissen das Lagerfeuer zwar sehr, aber trotzdem ist es gemütlich. Und der bisher wohl schönste Sternenhimmel ist auch bei uns!



74. Tag
Dienstag, 28. Juli 2009

Im Schatten wäre ein Frühstück im Freien durchaus machbar, aber aus Angst vor den Wespen, die schon beim blossen Anblick von Honig nahen, machen wir einen Rückzieher und geniessen den Start in den Tag drinnen.

Auch heute wird es wieder sehr heiss, dass kann man bereits jetzt ahnen. Es werden schliesslich 40 Grad gemessen, und noch um 18:00 Uhr zeigt das Quecksilber 37 Grad!

Bei solchen Verhältnissen gibt es nur zwei Möglichkeiten, und wir nutzen beide: Die Kinder und Omar verbringen fast den ganzen Tag am und im Wasser, wobei sich der Riverside Park diesbezüglich als ausgezeichnete Wahl bestätigt. Man kann im Fluss baden und sich treiben lassen oder im Wasserpark herumtollen (Flavio liebt ihn heiss und mischt sich munter unter die kanadischen Kinder. Dass er keine Berührungsängste kennt, wissen wir ja schon länger. Und inzwischen ist auch sein brockenhaftes Englisch so ausgefeilt, dass er sich recht gut verständigen kann.).

Bea zieht die zweite Möglichkeit vor und geht in die klimatisierte Aberdeen Mall shoppen. Am späteren Nachmittag wird sie und die Tasche (hätte auch schlimmer sein können ...) abgeholt.

Danach wäre eine weitere Attraktion auf dem Wasser geplant gewesen, wäre. „Tubing“ auf dem South Thompson River! Ja, auch hier wird dieser gemütliche „Sport“ betrieben, obwohl der Fluss wesentlich breiter und tiefer als der Okanagan River Channel in Penticton ist. Auch herrscht hier viel mehr Verkehr, mit Motorboten und Jet-Skis, die ständig den Fluss ab und auf jagen. Diese Umstände erfordern mehr Sicherheitsmassnahmen: man braucht eine Schwimmweste, und man wird von einem „Aufpasser“ auf einem Jet-Ski begleitet.

Also machen wir uns frohen Mutes auf und, nachdem wir endlich das kleine Office gefunden haben, freuen uns auf eine weitere gemütliche Fahrt. Die Erfahrungen in Penticton waren ja fantastisch. Eigentlich hätte der Bus uns um 17:00 Uhr abholen sollen, was uns zu einer rasanten Vorbereitung zwang. Als wir aber dort stehen, geht gar nichts. Bus zwar dort aber sonst weit und breit niemand, auch kein Chauffeur. Weit nach der vorgesehenen Abfahrtszeit taucht dann endlich jemand auf und erklärt uns, dass die letzte Gruppe noch immer unterwegs sei. Der starke Wind habe sie extrem gebremst, es gehe sicher nochmals eine halbe Stunde.

Mit mehr als 40 Minuten Verspätung tauchen sie dann auf. Ihre Tour hat statt der gewöhnlichen guten Stunde mehr als zwei Stunden gedauert! Im Hinblick auf die fortgeschrittene Zeit und dem Risiko, ebenfalls so lange draussen zu bleiben, vereinbaren wir, dass wir an einem der folgenden Tage unser bereits bezahltes Ticket einlösen werden. Dies nicht zuletzt auch deshalb, weil Gewitterwolken aufziehen.

Statt „Tubing“ gibt’s „Musik in the Park“, wie in Revelstoke wird das auch hier (und in vielen anderen Gemeinden) angeboten. Gratis Musik für alle, was für eine gute Idee für den Sommer. Im Riverside Park zieht die Kamloops Big Band scharenweise Zuhöhrer an. Das drohende Gewitter kommt zum Glück doch nicht. So können wir bei schwungvollen Rythmen unser Picknick geniessen und die Kinder sowie Bea sich mit jungen Frauen im Hoola-Hop üben!

Als wir uns schliesslich Richtung Silver Sage aufmachen, dunkelt es bereits. Die Fahrt über die Brücke verschafft uns eine herrliche Aussicht auf die fast untergegangene Sonne und die trockenen kahlen Berge! Wir sind alle nudelfertig und bald im Bett. Ein weiterer gelungener Tag mit folgsamen Kindern geht so zu Ende.

PS: Omar hat Zebrafüsse! Man kann schön den Sandalenabdruck ablesen, dort wo sie noch weiss und nicht gebräunt sind. Omar und braun, das gibt’s doch gar nicht! Da muss wirklich viel Sonne scheinen.



75. Tag
Mittwoch, 29. Juli 2009

Heute verwöhnen wir uns! Auf innigem Wunsch von Bea hin geht’s zurück nach Salmon Arm, was auf dem Trans-Canada Highway ostwärts in einer guten Stunde zu bewältigen ist. Und was zieht die Mama denn dorthin? Nein, keine besondere Naturschönheit sondern der White Water Slide Park! Der Fairness halber muss hinzugefügt werden, dass sich Omar auch nicht wirklich gegen diesen Plan zur Wehr setzt ...

Aber zunächst geht’s ins „White Spot“ richtig kanadisch Frühstücken. Vor allem dürfen Hash-Browns und Pancakes nicht fehlen. Und es kommen Erinnerungen an unser erstes kanadisches Frühstück auf, welches wir eben in einem „White Spot“ Restaurant genossen hatten, und dies nach unserem „Katastrophen-Tag-8“. Die Stimmung ist wirklich ausgelassen und entspannt. Nur Flavio ist etwas „zappelig“, den wir haben ihm nicht verraten wo es hingehen soll.

Die Fahrt auf dem Highway 1 führt uns zunächst an trockene Berge und Hügel vorbei, wobei immer wieder Kalk- und Sandstein-Canyons zu sehen sind. Ein ganz klein Wenig erinnert uns das an die Badlands, aber hier ist das ganze doch wesentlich weniger stark ausgeprägt. Je weiter ostwärts man im breiten Tal des South Thompson River kommt, desto grüner und weniger trocken wird es. Und das liegt nicht nur daran, dass vermehrt Farmen, die Ackerbau betreiben (Mais und Weizen prägen vor allem das Bild), ihre Felder bewässern. Langsam macht das „Sagebrush“ wieder vermehrt Wald platz, dies vor allem auf der in Fahrtrichtung gesehen rechten Seite der Strasse. Der Wald macht hier zudem zum Glück wieder einen wesentlich gesünderen Eindruck.

Kurzer Halt an einem „Fruit Stand“ um Blueberries und Aprikosen zu „tanken“. Dann erreichen wir schon bald Chase und den Beginn unseres alten Bekannten, dem Shuswap Lake. Spätestens ab hier sind die Hänge wieder satt mit Wald bewachsen. Kurze Zeit später ist auch Squilax („No Pow Wow“) erreicht, und von nun an befahren wir bereits bekanntes Terrain.

Vorbei an Sorrento und Copper Island sowie dem ViewPoint Campground von Andy (Hier geht Flavio ein Licht auf. Er erkennt das Campground und kommt rasch zum Schluss: Es geht zu den Wasserrutschen! „Yes!“ Arm in die Luft und Augen die leuchten. So sieht Freude aus!) gelangen wir schliesslich an unser Ziel.

Bei fantastischem Sommerwetter, dass uns nunmehr seit gut zwei Wochen ständig begleitet, verbringen wir einen weiteren vergnügten Badetag, wobei sich wirklich auch die „Grossen“ an den Rutschen austoben. Es ist auch heute sehr warm, und sogar die Möven hächeln wie Hunde. Flavio findet zudem noch eine kleine Spielgefährtin, die Schweizerdeutsch spricht. Sie gehört zu einer Familie, die seit 8 1/2 Jahren in Kanada wohnt und in den Rockies, nahe an Calgary, eine Metzgerei führt. Er hat viel Spass und freut sich, unbeschwert kommunizieren zu können.

Als es gegen 18:00 Uhr langsam zusammen packen heisst, können wir fast nicht fassen, dass die Zeit schon rum ist. Aber der Verwöhntag geht weiter: In Sorrento geniessen wir auf der Terrasse des uns bereits bekannten familienfreundlichen Restaurants (gibt’s in BC eigentlich auch was anderes?) mit Sicht auf den Shuswap Lake ein leckeres Dinner. Dabei ist die Serviceangestellte ganz erstaunt darüber, dass jemand draussen sitzen möchte. Auf unsere entsprechende Anfrage erwidert sie: „If you can stand it.“

Die Rückfahrt, welche die Kinder, wen wunderts, schlafend verbringen, ist dann sehr stimmungsvoll. Wir fahren in die hinuntergehende Sonne, was fantastische und atemberaubende Tönungen der Landschaft erzeugt. Zudem ist der Halbmond schon hoch am Himmel zu sehen, und wenn er sich hinter den vorbeiziehenden Wolkenfetzen versteckt um bald danach wieder zu erscheinen, erzeugt dies schon fast kitschige Ausblicke.

Schliesslich sind wir zurück in Kamloops. Das Lichtermeer der im Dunkel gehüllten Stadt verrät uns, dass sie doch eine stattliche Grösse hat.

Auf dem Silver Sage kämpfen wir dann noch eine halbe Stunde mit dem E-Mail und dem Zugang zum Internet. Bis zur Site reicht das drahtlose Netz nicht, weshalb wir vor dem Office Halt machen, wo man Internet-Zugang haben sollte. Aber das ist alles andere als einfach. Den Computer schräg haltend und stehend vor dem Office gelingt Omar schliesslich die Kontaktaufnahme. Sicherlich ein interessantes Bild!



76. Tag
Donnerstag, 30. Juli 2009

Schlafen wird langsam mühsam. Arni ist trotz Klimaanlage, die wir nachts natürlich nicht durchlaufen lassen, auch in der Nacht sehr heiss. Aber wir wollen uns auf keinen Fall über das Wetter beklagen.

Es ist bereits halb neun, als Flavio und Noah zu flüstern beginnen. Neuer Langschlafrekord! Die Sonne, das Wasser und die Rutschen hatten sie wohl zermürbt. Omar und Bea haben natürlich nichts dagegen, wenn sie auch etwas länger liegen bleiben können.

Frühstück und dann ab zum „Tubing“. Aber es beginnt wieder mit warten Obwohl der Betrieb schon um 9:00 Uhr losgehen sollte, wartet man um 10:30 Uhr immer noch auf den Buschauffeur (Hier geht’s im Vergleich zu Penticton umgekehrt: zuerst Bus, dann „Tubing“.). Naja, was soll man machen. Warten und hinnehmen, dass man es halt nicht überall so genau nimmt mit der Pünktlichkeit wie in der Schweiz. Kurz vor elf taucht er dann doch noch auf und fährt uns zum Ausgangspunkt. Wir sind ganz alleine. Der „Aufpasser“ ist wenigstens schon bereit und wartet mit seinem Jet-Ski auf uns.

Schon bald merken wir, dass es bei weitem nicht so viel Spass macht wie auf dem Okanagan River Channel. Die Reifen sind so gross, dass man kaum im Wasser sitzt, man kann nicht aussteigen, und die Strömung ist auch heute sehr sehr schwach, weshalb wir nur ganz langsam vorwärts kommen. Zum Glück verursachen vorbeifahrende Jet-Skis und Motorboote zwischendurch ein paar Wellen. Nach der Hälfte der Fahrt stehen wir gar ganz still, weshalb uns der „Aufpasser“ mit einer Leine ziehen muss. Da kommt etwas Spannung auf, weil er Mühe hat, sich richtig an uns zu nähern. Auch danach geht es wieder nur sehr gemählich vorwärts. Also supertoll war das nicht. Immerhin konnten wir aber die Sonne geniessen und uns fast 2 Stunden lang mehr oder weniger entspannen ...

Ein paar Besorgungen erledigen, danach geht’s wieder in den Riverside Park. Wir baden im Fluss, sehen aber eine doch ziemlich dicke Wolkendecke aufkommen. Naht ein Gewitter? Schon fallen ein paar Tropfen, was einen Obdachlosen dazu bewegt festzustellen, dass es sich für Kamloops-Verhältnisse bereits um einen Regensturm handle. Soviel zur Regenmenge dieser Stadt. Der grosse Regen bleibt dann aber aus. So können wir den Abend in unserer vorläufig schon fast zweiten Heimat auskosten. Wasserpark, Spielplatz, Picknick und Musik in the Park (leider nicht sehr berauschend heute Abend). Zum Schluss gibt’s noch ein paar Spiele alle zusammen und viel Lachen. Überhaupt muss betont werden, dass wir erziehungstechnisch gesehen zur Zeit eine sehr gute Phase durchmachen: Wir müssen bei den Kindern kaum je intervenieren. Hoffentlich hält das noch lange an ...

Die sehr schmale Brücke über den South Thompson River beschert uns ein weiteres Mal einen herrlichen Ausblick auf die untergehende Sonne und die Berge, trotz der leichten Wolkendecke, die sich nach wie vor über der Stadt aufhält.



77. Tag
Freitag, 31. Juli 2009

Die Hitze lässt nicht nach, auch heute werden es rund 38 Grad. Dennoch wollen wir uns zunächst zum BC Wildlife Park aufmachen. Daher heisst es zügig vorwärts machen mit Frühstücken, denn je länger der Tag dauert desto heisser wird er!

Bereits um 10:30 Uhr betreten wir den Park. Unser Hauptziel: Cougar und Cariboo sehen, wenn schon nicht in freier Natur, dann immerhin im Park. Der Schweiss läuft nur so runter als wir uns auf den Rundgang begeben. Und das Ganze fühlt sich dann auch noch alles andere als wirklich cool an. Nach all den Tieren, die wir in freier Wildbahn bewundern durften, stimmen einem diese hier in ihren Käfigen und Gehegen, auch wenn sie grosszügig gehalten wurden, doch eher traurig. Sogar die Kinder fragen uns, weshalb man die Tiere gefangen habe und weshalb sie so wenig Platz hätten.

Immerhin muntert uns dann die Fahrt mit der kleinen Dampfeisenbahn etwas auf. Der Spatziergang durch den Park tut uns alles in allem gut, wir bekommen doch noch Cougars zu sehen (wow, sind die gross!), sowie auch Mountain Goats (Schneeziegen). Zudem erleben wir eine gelungene Vorführung mit Greifvögeln und erfahren, dass der Park pro Jahr ca. 200 verletzte Raubvögel aufnimmt um sie zu pflegen und wenn immer möglich wieder auszusetzen. Die Cariboos allerdings verwehren sich auch hier unseren Blicken und ziehen es verständlicherweise vor, sich im Schatten der Bäume und Büsche zu verstecken. Flavio und Omar hängen noch eine kurze Zusatzschlaufe an und spatzieren zu einem Mini-Wasserfall.

Nach gut 2.5 Stunden sind wir definitif gebacken, sprich, wir können nicht mehr und sehnen uns nach einem Bad. Also ab in den Riverside Park! Sprung in den Fluss, Wasserpark und faul rum sitzen, das fühlt sich schon viel besser an! Aber der Tag hat noch einen Höhepunkt zu bieten: Am Abend heisst es nämlich: Endlich Pow Wow!

Auf dem Gelände der Secwepemc Indianer treffen sich hunderte von tanzlustigen und singfreudigen Ureinwohner (First nations, wie sie hier genannt werden) zum grossen dreitägigen Fest. Als wir ankommen und in der hölzernen, runden Anlage, deren Sitzplätze überdacht sind und welche in der Mitte einen nicht gedeckten Kreis aus Rasen aufweist, einen Platz suchen, herrscht hier eine unglaubliche Hitze. Sicher nahe an die 50 Grad. Sanitätsposten verteilen Eisbeutel zur Abkühlung und weisen darauf hin, dass es wichtig sei, genügend Flüssigkeit aufzunehmen. Und es ist wohlgemerkt bereits 7 Uhr abends!

Als es dann losgeht, hat sich das Schwitzen aber garantiert voll und ganz gelont. Zunächst stellen sich die einzelnen Clans vor, die jeweils am Rande des Kreises um ihre persönliche grosse Trommel sitzen. Immer jeweils ca. 8 Mitglieder werden die Trommel bearbeiten und dazu singen. Und als danach der offizielle Teil beginnt und alle Teilnehmer der Reihe nach den Rasen betreten, kann man nur noch staunen. Eine solche Farbenvielfalt und Fröhlichkeit wird man wohl selten antreffen. Von grellen, neonfarbenen bis zu den traditionnelleren Kostümen ist alles vorhanden. Welche Farbenpracht! Federn, Ketten, Tier- und Vögelköpfe sowie –krallen, Perlen und vieles mehr wurden zu den prächtigen Augenweiden verarbeitet. Von kleinen Kindern bis Grossvätern, alle sind sie gekommen. Wir geniessen es, trotz der Hitze, die den ganzen Abend lang über der Anlage liegt.

In seiner Eröffnungsrede (Gebet) spricht dann der Häuptling des Gastgeberstamms vor allem vom „Von-den-Anderen-Lernen“, dem Zuhören können, dem Respekt für andere und anderes haben. Ja, wenn man dieser Philosophie folgen würde, gäbe es auf der Welt wohl wesentlich weniger Konflikte, sowohl im Kleinen als auch im Grossen.

Es folgen Tanz- und Singwettbewerbe in verschiedenen Kategorien, immer untermalt von den typischen Klängen indianischer Musik. Und in den Pausen werden alle zum Tanzen im grossen Kreis aufgefordert, inklusive Zuschauer. Die Kinder lassen sich nicht zweimal bitten, sie hatten auf nichts anderes gewartet, und auch Bea und sogar Omar machen spontan mit, mitgerissen von der festlichen Atmosphäre.

Rund herum gibt’s natürlich Stände mit vielen Leckereien, vor allem auch Bannocks in allen möglichen Varianten.

Was für ein Abend, der für uns erst nach 23:00 Uhr zu Ende geht. Die Kinder sind begeistert, aber auch nudelfertig. Kaum sind wir bei Arni schlafen sie auch schon. Ob sie wohl von den Indianern träumen?



78. Tag
Samstag, 1. August 2009

Von Kamloops nach Cache Creek, unserem heutigen Etappenort, sind es lediglich gut 80 Kilometer. Kein Grund also heute besonders rasch aufbrechen zu wollen. Gemütliches Frühstück und nochmals ausgiebig den Riverside Park geniessen, der uns wirklich ans Herz gewachsen ist. Nochmals eines der herrlichen Gelati kosten, Arni auf Vordermann bringen, kurz den Vorrat aufstocken im Safeway und dann, am späteren Nachmittag, Richtung Osten aufbrechen. Gerade als sich ein Gewitter aufbaut. Und was machen wir? Genau, wir fahren da hin, wo das Wetter wieder ruhig und sonnig ist. Heiss ist und bleibt es. Sogar der Wind, der aufgekommen war, brachte heisse Luft daher ...

Die Strasse fällt eigentlich ständig, wir sind nach wie vor inmitten der Berge, alles ist sehr trocken und karg, Sagebrush ist die vorherrschende Vegetation. Also nichts Neues. Wir fahren an weiteren kleinen Seeen vorbei, die kaum Wasser dafür aber weisse Ränder (Salz?) aufweisen. Grün ist es eigentlich nur dort, wo Landwirtschaft betrieben und somit bewässert wird. Und wenn doch einmal ein Baum irgendwo steht so ist er meist krank. Eher trist der Ausblick.

Auf einem weiteren Hochplateau dann doch eine grössere Grünfläche: die grösste Ginseng Plantage der Welt! Die Wurzel wird hier sogar für den Export nach China gezüchtet.

Je näher wir Cache Creek kommen desto mehr Wald säumt die Hänge, und es sieht sofort viel freundlicher aus. Auch sind die Bäume, zumindest äusserlich betrachtet, ziemlich gesund. Was uns auch noch auffällt, sind die vielen italienischen Bezeichnungen. Savona, am Kamloops Lake, ist nur eine davon. Der See ist übrigens wiedereinmal herrlich in der Berglandschaft eingebettet und erstaunlicher Weise kaum erschlossen. Bei uns wäre das sicher schon lange anders!

Schliesslich weisen Strassenschilder darauf hin, dass wir uns wieder der alten Goldgräber Route nähern: „Goldmines, 50 Kilometers“.

Und ja, einer Tafel mit besonderer Bedeutung fahren wir kurz nach dem Verlassen von Kamloops vorbei: „Highway 99, Fraser Valley, Scenic Route“. Einerseits weist sie uns auf den nächsten bevorstehenden Leckerbissen hin. Andererseits ist sie nun aber der endgültige Hinweis dafür, dass es mit den Ongaros on the Road bald zu ende sein wird. Vancouver liegt schon bald wieder vor uns.

Brookside Campsite, unser Campground für eine Nacht, macht einen guten Eindruck. Klassischer privater Campground, also nicht sehr viel Privatsphäre, aber immerhin Bäume und etwas Grün, trotz der auch hier vorherrschenden Trockenheit. Und was die Kinder besonders freut: es hat einen Pool.

Nach wie vor herrscht striktes „Campfire ban“, weshalb Bea und Omar sich was besonderes einfallen lassen: Outdoor DVD! Nicht ganz wie „Kino an der Glatt“, Spass hat es dennoch gemacht, selbst mit dem geteilten I-Pod Kopfhörer!

PS: Das heute in der Schweiz Nationalfeiertag war, haben wir schlicht verpasst ... So sehr fehlt uns die „Heimat“.



79. Tag
Sonntag, 2. August 2009

Wir haben die verbleibende Strecke zurück an den Pazifik schön aufgeteilt, somit ist auch das heutige Teilstück nicht besonders lang. Wir möchten Lillooet erreichen und uns somit bereits ein Stück weit in den Fraser Canyon hineinbewegen.

Durchs Radio haben wir erfahren, dass in der Nähe von Lillooet ein weiteres, hartnäckiges „Wildfire“ wütet. Deshalb erkundigen wir uns vor der Abfahrt beim Visitor Centre von Lillooet wie die Situation sei. Beruhigend wird uns versichert, dass das Feuer zwar nur 4 Kilometer von Lillooet entfernt sei, allerdings sei es zu 80% unter Kontrolle, und alles funktioniere, trotz Evakuierungsbereitschaft, wie gewohnt. Wir sind teilweise beruhigt und fühlen uns in der Entscheidung gestärkt loszufahren, zumal unser Campground auf dem anderen Ufer des Fraser River liegen wird als das Feuer.

Kurz nach Cache Creek, gleich nach der Abzweigung in den Highway 99 machen wir ein erstes Mal halt. Wir befinden uns bereits auf dem „Gold Rush Trail“ und möchten die Hat Creek Ranch besuchen, die Ende des 19. Jahrhunderts für viele Goldsucher und Pelzhändler ein beliebter Rastplatz darstellte. Bis hierhin ist landschaftlich das Übliche zu erzählen. Viel trockenes Land, Sagebrush, nur vereinzelt Bäume, und die sind wieder einmal in einem sehr schlechten Zustand. Grünflächen gibt’s eigentlich nur wo bewässert wird. Ab und zu sind Kuhherden auszumachen.

Bei erneut brütender Hitze machen wir auf zur Erkundung der Ranchanlage. Klar, dass wir möglichst dem Schatten nachgehen. Diese Vorgehensweise führt uns zunächst zum Shuswap Nation Village Display, wo der Stuctwesemc Stamm verschiedene Formen traditionneller Unterkünfte erstellt hat. Insbesondere auch ein „Kekuli“ (Erdhaus), welches als Winterquartier benutzt wurde. Kochstellen und andere Unterstände werden auch vorgestellt. Nebst den bekannten Teepees. Mit einer echten Western-Kutsche geht’s dann zum Hauptgelände der Ranch. Hier wohnte eine 13-köpfige Familie, die unter anderem eben auch Kost und Logie für Pelzhändler und Goldgräber anbot. Die verschiedenen Gebäude der Ranch kann man besichtigen. Wieder halten wir es rund zwei Stunden aus, danach ist die Hitze einfach unerträglich. Das kleine Kälbchen im Obstgarten (wunderschöne alte Apfelbäume) tut es den Kindern natürlich besonders an.

Die Ranch lag übrigens an der Cariboo Wagon Road, welche noch heute in der Anlage zu begehen ist, und somit im Herz der Gold- und Pelzwege.

Danach fahren wir also weiter. Langsam wir die Landschaft etwas grüner, und zwar nicht nur dort, wo Farmen stehen. Vermehrt ist auch wieder gutaussehender Wald anzutreffen, mit Höhepunkt auf einer Ebene, wo zwei kleinere, wiederum fast nicht erschlossene Seeen liegen. Einer davon ist der Pavillon Lake. Aber kaum beginnt die Strasse wieder zu fallen, schon ist es mit der Grünfläche vorbei. Trockenheit prägt wieder das Bild, kaum Bäume. Ein paar Farmer haben es gewagt, hier ihren Hof aufzubauen. Sie bewässern wie wild und sorgen für Oasen in der Dürre.

Kurz nach dem Nest Pavillon erkennen wir zum ersten Mal das Tal des Fraser Rivers und das entsprechende Canyon. Den Fluss sehen wir dann allerdings erst ein paar Kilometer später. Beeindruckend! Schon diese ersten paar Einblicke hinterlassen bei uns Erstaunen über die landschaftliche Schönheit des Tales. Der Fluss liegt an gewissen Stellen 100 und mehr Metern tiefer als die ihn einfassenden Talränder, welche steil abfallen.

Wir nähern uns schliesslich Lillooet und können bereits die Rauchschwaden sehen. Alles ist ziemlich dunstig. Als wir schliesslich unsere Site im Fraser Cove Campground bezogen haben, unmittelbar am Fraser River, liegt das Feuer direkt vor uns, hinter einem ersten Gebirgszug. Die Campground-Führung beruhigt uns nochmals, alles sei eigentlich unter Kontrolle. Wir können das Feuer zwar nicht sehen aber den Rauch riechen und die Asche kommt angeflogen. Auch kann man, je nach Windrichtung, die Hitzeentwicklung des Feuers fühlen. Der Rauch sorgt schliesslich für ein Naturspektakel: die Sonne wird dahinter zu einer roten Kugel!

Wir warten, um die Hitze etwas abklingen zu lassen und gehen erst gegen Abend hinunter an den Fraser, wo wir, an einer von der Strömung geschützten Uferstelle, ein kühles Erfrischungsbad nehmen. Das tut echt gut!

Zurück bei Arni schalten wir das Radio an. Und, was hören wir da! Lillooet wird evakuiert, zumindest das ganze Gebiet westlich des Fraser Rivers. Wir sind östlich davon, werden aber dennoch von dieser Mitteilung ziemlich aufgewühlt. Vor allem auch Flavio, der wieder mit seinen 1000 Fragen losprasselt.

Von nun an wird ständig in Richtung Feuer geschielt. Wir können vorläufig nicht viel machen. Hoffentlich verschlechtert sich die Situation nicht noch weiter. Wir scheinen vorläufig, nicht zuletzt dank dem Fluss, in Sicherheit. Aber: Wird der Highway morgen gegen Süden offen sein? Zurzeit wird nach Norden hin evakuiert. Und natürlich denken wir an all jene Leute, die jetzt in der Ungewissheit der Zukunft ihr Hab und Gut verlassen müssen. Unglaublich!

Jetzt erreicht uns nicht nur Asche sondern auch verkohlte Tannennadeln. Mit der Dunkelheit nimmt die Rauchentwicklung zu, und das rot des Feuers ist immer besser zu erkennen. Noch lange sitzen Bea und Omar draussen und schauen Richtung Berg. Hoffenlich kommt alles gut, vor allem für die Bewohner von Lillooet. Für uns würde ja schliesslich schlimmstenfalls ein Umweg rausschauen. Sie haben aber vieles zu verlieren. Eine ziemlich beänstigende und verwirrende Situation, obwohl, nochmals, unmittelbare Gefahr herrscht für uns nicht.

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