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Sonntag, 26. Juli 2009
Sommer und Badespass! Aber leider auch Wildfires
ongaros, 03:11h
Hi dear friends!
Endlich ein Update von uns! Aber die von uns so geliebten Provincial Parks offerieren nun halt mal keinen Internet-Zugriff.
Wir geniessen nach wie vor Badeferien im Okanagan Valley, wo das Wetter im Grossen und Ganzen wirklich sehr gut mitspielt. Wein haben wir auch schon degustieren koennen, und herrliche Kirschen sowie Aprikosen lokalen Anbaus konnten wir auch schon geniessen.
Hoffen, ihr habt wenigstens ein bisschen das schoene Wetter das wir hier haben.
Leider macht die Trockenheit aber der Natur zu schaffen. Es brennt lichterloh an verschiedenen Orte hier in der Naehe, was uns so manch ein Abenteuer beschert hat (vgl. Berichte). Aber es geht uns sehr gut und wir geniessen es nach wie vor (schreibe das wohl jedes Mal, oder?).
Viel Spass beim Lesen der letzten Berichte, falls ihr Lust und Zeit dazu habt. Und im Uebrigen: unser Count Down laeuft leider unaufhoerlich!
Kisses and hugs,
Ongaros on the road
61. Tag
Mittwoch, 15. Juli 2009
Es ist Sommer! Wir stehen auf, die Sonne scheint, und es ist bereits angenehm warm. Seit ein paar Tagen sind wir mit den „Gollis on Tour“ (Caro, Stef, Lina und Thierry) in Verbindung, die zurzeit auch in Kanada herumreisen, bevor sie dann in die Staaten wechseln. Wir versuchen ein Treffen weit weg von zuhause zu arrangieren, und es sieht gar nicht so schlecht aus. Daher schnell die E-Mails checken, und tatsächlich, sie werden noch heute von Revelstoke nach Salmon Arm fahren. Und was noch besser ist, das ViewPoint Campground hat einen Platz für sie frei, und was am besten ist: gleich neben unserer Site!
Wir machen im White Water Slide Park ab, eine Art kleines Alpamare, allerdings mit nur vier grossen Rutschen, sowie zwei kleinere für die ganz kleinen Besucher (Noah liebt sie heiss!) und alle outdoor. Das Treffen macht wirklich Freude. Es ist ganz speziell, jemanden den man kennt, an einem ganz anderen Ort zu treffen, besonders wenn man ähnliches geplant hat, Erfahrungen austauschen kann und vor allem, viel Zeit zum Lachen und Spass haben hat. Und die Kinder freuts natürlich riesig: endlich jemanden, mit dem man sich auf „Schwyzerdütsch“ verständigen kann, jemanden, mit dem man etwas länger spielen kann, kurz jemanden bekannten und vertrauten.
Die Stunden im Wasserpark vergehen wie im Fluge, und nicht nur die Kinder haben Spass am Rutschen! Im Gegenteil, als alle ans Aufhören denken, meint Stef er wolle nun doch noch die Rutsche testen, die man nur alleine begehen darf. Und auch Omar kommt zurück von den kleinen Rutschen, wo er Noah und Lina begleitet hat, und meint, er wolle noch kurz ein weiteres Mal den Geschwindigkeitsrausch spüren. Einfach eine tolle Sache!
Nachdem auch Caro gemerkt hat, dass die „Safeway-Card“ nichts mit Krankenversicherungen zu tun hat, schauen wir kurz im Safeway vorbei, um das Nötige für den Grillplausch einzukaufen. Zudem wird Bea’s und Omar’s Vorrat an Kokanee (kanadisches Gletscherbier: ja, die beiden Nichtbiertrinker, ausser Guinness natürlich, haben sich den kanadischen Sitten angepasst; beim BBQ ist ein Bierchen immer willkommen) aufgestockt.
Auf dem Campground, wo der unermüdliche Andy stets bereit ist, wenn was gebraucht wird (er schwirrt umher wie eine Biene und kümmert sich um jeden Wunsch!), verbringen wir dann einen super gemütlichen und ausgelassenen Abend. Die Kinder haben miteinander ihren Spass, wenngleich es doch ab und zu kleinere Reibereien gibt (die Müdigkeit lässt sich vor allem bei Flavio spüren), und geniessen den Freiraum auf dem Areal. Und die Grossen finden doch etwas Zeit zum Plaudern (vor allem die beiden Ladies tratschen bis spät in die Nacht!).
Die Stimmung ist so gut, dass sich die Gollis dazu entscheiden, auch noch einen weiteren Tag in Salmon Arm auf dem ViewPoint zu verbringen.
62. Tag
Donnerstag, 16. Juli 2009
Ein weiterer heisser Tag in Salmon Arm. Die Temperaturkurve zeigt stetig nach oben: heute erreicht sie stolze 33 Grad! Herrlich, wenn man im Urlaub ist und sich einfach an einen Strand setzen kann. Der Shuswap Lake bietet bezüglich Badespass beste Voraussetzungen. Die herrliche Hügellandschaft und der dichte Wald sind die perfekte Kulisse.
Nach einem ausgiebigen und gemütlichen Frühstück zieht es uns an den Canoe Beach, der am „Salmon Arm“ des Sees liegt. Wunderbar ist dieser Uferabschnitt für Badegäste eingerichtet worden. Sandstrand mit Spielplatz, dann Wiese mit schattenspendenden Bäumen, das Wasser ist angenehm warm, und es gibt einen breiten, nicht tiefen Bereich, sodass auch nichtschwimmende Kinder mit der entsprechenden Ausrüstung problemlos plantschen können.
Wieder vergeht die Zeit im Nu: Zwar sind die Kinder immer im Auge zu behalten und der eine oder andere „Streit“ zu schlichten, im Grossen und Ganzen ist aber Entspannung angesagt: spielen, plantschen, einfach ein wenig sein!
Am späteren Nachmittag heisst’s dann „Mi piace il gelato!“, in Anlehnung an Caro’s Lieblingspullover ...
Zurück auf dem Campground wünschen die Ladies noch einen Apéro, und weil die Herren echte Gentlemen sind, schwingen sie sich auf die von Caro und Stef mitgeführten Fahrräder und fahren an die ca. 5 Kilometer entfernte Tankstelle, um entsprechendes einzukaufen, wobei eine lästige Steigung zweimal zu bewältigen ist. Und das bei nach wie vor hochsommerlichen Temperaturen.
Die Fahrt lohnt sich zunächst einmal schon aufgrund der herrlichen Sicht über Salmon Arm, die man oben am Hügel hat. Leider ist aber kaum ein Wort zu wechseln: Am Trans-Canada Highway flitzen die Riesentrucks mit horendem Tempo nur knapp einen Meter neben einem vorbei. Einer davon übt sich gar in ein sehr gewagtes Manöver, wobei er ungebremst den „Velostreifen“ (nichts anderes als ein Stück Strasse neben dem Fahrbahnrand) dazu benutzt. Und dies keine 100 Meter nachdem er Stef und Omar überholt hat. Stefs Kommentar: „Jetzt wären wir tot gewesen!“ No further comments!
Auf jeden Fall wird der Apéro eingekauft und man kommt frisch und munter, aber doch ziemlich verschwitzt, auf den ViewPoint zurück. Caro und Bea begutachten die beiden Flaschen und stellen fest: beide sind alkoholfrei! Stef und Omar sind etwas paff, aber es war ja zu erwarten: im in Bezug auf Alkohol sehr strengen Kanada war an einem Tankstellenshop nichts anderes zu erwarten.
Noch viel schlimmer ist dann leider der Geschmack des alkoholfreien „Fussels“! Das war wohl ein Reinfall!
Der Abend wird aber wieder zum Erfolg. Feinste Grillade, viel Lachen, die Kinder spielen und man geniesst. Und ganz neben bei zeigt Bea den Gollis wie man den Stauraumdeckel des RV fixieren kann. Sie hatten während der letzten zwei Wochen ständig entweder den Kopf am zuklappenden Deckel angeschlagen oder dann den Sonnenschirm zu Hilfe nehmen müssen ...
63. Tag
Freitag, 17. Juli 2009
Unser letzter Tag in Salmon Arm, und wir müssen uns wieder von den Gollis trennen, die es südwärts zieht. Wir hatten zwei wunderbare Tage, insbesondere auch für die Kinder, die jetzt wieder alleine sein werden. Auf dem Campground wird aber zunächst noch einmal ausgiebig zusammen gespielt, und dank „Skype“ haben Bea und Caro sogar die Möglichkeit sich dem Frauenabend, der bei Kerstin stattfindet, zuzuschalten!
Danach heisst es dann aber wirklich „auf wiedersehen“ sagen.
Wieder „alleine“ entscheiden wir uns den super Sommertag wieder am Strand zu verbringen. Dieses Mal fahren wir allerdings dem anderen Ufer des „Salmon Arm“ des Shuswap Lake entlang, der uns zum sehr beliebten und daher seit Wochen ausgebuchten Herald’s Provincial Park führt. Auch hier gibt es einen wunderbaren Strand und eine Day Use Area.
Der Park ist wirklich fantastisch angelegt, direkt am See, in einem wunderbaren Waldabschnitt. Man versteht die Beliebtheit sofort.
Bevor wir uns aber ins kühle Nass begeben, wollen wir den kurzen Spaziergang zu den Margaret Falls geniessen. Ein schmaler Pfad führt durch eine kleine Schlucht inmitten eines herrlichen Zedernwaldes zum Wasserfall. Er ist wirklich sehr hübsch und idyllisch, mit einer kleinen Grotte im unteren Bereich. Ein klein wenig ähnelt er einem Teppich, wenn das Wasser so den Felsen entlang gleitet. Die Zedern im Wald haben zum Teil extravagante Formen. Andere, sehr hohe Bäume, sind mittlerweile gefallen, und zwar so, dass sie zum Teil wie natürliche Brücken eine Verbindung zwischen dem Talboden und dem Talrand herstellen. Auch sind auf etlichen der Bäume wieder neue Bäume herangewachsen, die schon wieder eine stattliche Grösse erreicht haben. Entsprechend dick sind auch ihre Stämme.
Der ganze Weg ist streng markiert durch eine Kette, die als Abschrankung gilt. Eine Tafel erklärt, weshalb dies nötig geworden ist. Unverbesserliche Ignoranten, die ausserhalb des Spazierweges liefen, haben im Laufe der Zeit grosse Schäden an der schützenswerten Landschaft angerichtet. Diese wurden nun so gut wie möglich saniert. Allerdings wurde es nötig, Abschrankungen anzubringen und sogar mit strafrechtlicher Verfolgung zu drohen. Das selbst dies nicht genügt, beweisen eine Mutter und ihre zwei knapp im Teenager-Alter liegenden Jungs. Respektlos klettern sie den Fall bis zur Grotte hoch. Wie soll man da unseren Kids erklären, dass sie nicht vom Weg ab dürfen? Ein weiteres Mal erschrecken wir vor der Sorglosigkeit einiger Besucher.
Am sehr sauberen, direkt am Waldrand liegenden Strand (diesmal nur Kieselsteine) wird dann wieder ausgiebig geplantscht und gebadet, wobei Flavio der Fisch, 3 Stunden (!) ununterbrochen im Wasser bleibt.
Am Abend lenken wir Arni dann Richtung Squilax, ein Nest am Ende des nördlichen Armes des Shuswap Lake, wo ein weiterer Höhepunkt unserer Reise auf uns wartet. Oder doch nicht? Wir wollen einen Pow Wow besuchen, ein traditionnelles Indianerfest, mit viel Musik und Tanz.
Der Trans-Canada Highway führt uns in ca. 40 Minuten in nordwestlicher Richtung zu unserer Destination, aber trotz intensiver Suche finden wir keine Hinweise auf das Pow Wow. Vor allem Noah, dessen Augen funkeln vor Vorfreude und der es wirklich kaum erwarten kann, die Indianer zu sehen, wird langsam ungeduldig. Schliesslich halten wir an einer Tankstelle, wo uns eine Angestellte indianischer Abstammung sichtlich verlegen mitteilt, dass dieses Jahr in Squilax kein Pow Wow stattfindet. Aber es stand doch im Programmheft von Salmon Arm, und sogar auf dem Info Centre hatten sie es uns bestätigt! Das darf einfach nicht sein. Wir werden es Morgen sofort auf dem Info Centre melden.
Die Enttäuschung ist gross. Vor allem Noah ist niedergeschlagen. Seine kurz zuvor noch leuchtenden dunklen Augen sind nun matt und traurig. Zum Glück fasst er sich schnell und nimmt es mit Humor. Er hat ein weiteres Stück Englisch gelernt: „No Pow Wow“ tönt es von nun an oft aus seinem Munde. Hoffentlich haben wir in Kamloops in ca. 2 Wochen mehr Glück.
Auf der Rückfahrt werden wir immerhin ein wenig entschädigt. Wir halten in Sorrento (nein, wir sind nicht plötzlich in Süditalien, aber die Sicht die man von hier aus auf den Shuswap Lake hat ist dennoch fantastisch) bei einem wunderbaren, familienfreundlichen Restaurant, wo wir draussen sehr schmackhaft essen und die schon angetönte Aussicht geniessen können. Überhaupt hat sich die Fahrt nach Squilax landschaftlich auch ohne Pow Wow auf jeden Fall gelohnt. Der Trans-Canada Highway führt über einen Hügel an den nördlichen Arm des Shuswap Lake. Auf dem höchsten Punkt, bei Blind Bay, hat man einen wirklich traumhaften Ausblick auf den See, die umliegende Hügellandschaft und seine Wälder sowie die fast kugelrunde Cooper Island. Kurz vor unserem Campground können wir schliesslich bei bereits eingebrochener Dunkelheit die Bucht vor Salmon Arm und die Lichter des Städtchens bestaunen. Ein prachtvolles Bild und eine eindrückliche Stimmung.
Als die Kinder schlafen und Bea und Omar noch kurz draussen Sitzen, können sie zum dritten Mal hintereinander den wunderbaren Sternenhimmel betrachten. Guten Nacht!
64. Tag
Samstag, 18. Juli 2009
Abschied nehmen vom ViewPoint, Andy und seiner Frau, danach Frühstück in Salmon Arm, in der sehr gemütlichen „Pink Cherry Bakery“. Schliesslich wollen wir zeitlich losfahren, südwärts Richtung Kelowna und dem Okanagan Valley. Allerdings haben wir uns nicht genau festgelegt, wie weit wir kommen werden. Für die nächsten 2 Tage haben wir nämlich noch keinen Campground, was angesichts der Hochsaison und des Wochenendes nicht unbedingt optimal ist.
Wir fahren also los (nachdem wir noch auf „the Lady in Pink“ auf ihrer heissen Harley gestossen sind), über den hügeligen Highway 97B, inmitten von viel Wald. Almählich wird dann das Tal breiter, der Wald immer lichter und Mais- sowie Weizenäcker und Fruchtanlagen prägen je länger je mehr das Bild. Alles rund um die verschiedenen Höfe ist sehr gepflegt, und wir sehen auch bereits verschiedene der uns empfohlenen Fruchtstände. Gesamthaft macht aber auch diese Gegend einen eher trockenen Eindruck. Wo nicht Landwirtschaft betrieben und bewässert wird, sind die Flächen eher bräunlich.
Ab Armstrong ist das Tal dann wirklich sehr breit, waldbedeckte Hügel gibt’s nur noch am Rand. Der Rest der hügeligen Landschaft wird ausgiebig landwirtschaftlich genutzt. Was auch noch auffällt, sind Schilder, die auf ein Skigebiet hinweisen. Es fällt einem schwer, sich vorzustellen, dass man hier unten skifahren kann, vor allem an einem Tag wie diesen, wo bereits vor 11:00 Uhr das Thermometer 31 Grad anzeigt!
In Vernon, nach wie vor ca. 50 Kilometer nördlich von Kelowna, entscheiden wir uns, das Info Centre aufzusuchen, um uns nach möglichen Campgrounds zu erkundigen. Klar ist, die in Frage kommenden Provincial Parks sind alle längst ausgebucht.
Wir sind flexibel, von Peachland am Okanagan Lake bis Vernon liegt alles drin. Strom wäre kein Luxus, nur schon wegen der Klimaanlage, und wenn es dann noch schattig ist, umso besser. Aber die Suche gestalltet sich trotz allem mehr als nur hartzig. Zum Glück sind die Ladies im Info Centre sehr hilfsbereit. Sie telefonieren, checken im Internet, überlegen eifrig, was es sonst noch gibt. Unsere Ansprüche sinken je mehr erfolglose Versuche gestartet werden. Unglaublich, so schwierig hatten wir uns das wirklich nicht vorgestellt. Dann schliesslich endlich doch noch ein erfolgreicher Einfall: Der Dutcher’s Campground (Vernont Creek Resort) hat einen Platz für uns für die nächsten zwei Nächte! Es liegt drei Gehminuten vom Kalamalka Lake und gleich ausserhalb von Vernon. Strom- und Wasseranschluss vorhanden. Klar nehmen wir es. Wir fahren hin und sind mehr als nur happy! Ausser die enge Einfahrt zur Site, die uns vor allem beim Rausfahren Schwierigkeiten bereiten wird (das Manöver dauert ca. 10 Minuten!), ist es perfekt: ruhig, schön im Schatten und coole Leute um uns rum. Alles kommt doch noch gut.
Wir ziehen uns um, und ab geht’s zum schönen sehr nahe gelegenen Sandstrand des Kalamalka Sees, der sich zwischen Hügeln schlängelt und ebenfalls eine sehr flache Uferzone hat, sodass man weit rauslaufen kann. Für uns Gletscherwassererprobte ist das Wasser hier schon sehr warm, bestimmt deutlich über 20 Grad.
Flavio ist nicht mehr aus dem Wasser zu holen, Bea macht es ihm gleich, Noah plantscht bevor er das „Sändele“ vorzieht, und Omar spielt zunächst im Wasser, um sich danach mit Noah auf der Decke zu entspannen.
Am späteren Nachmittag kehren wir zurück zu Arni. Leider muss noch eingekauft werden, was zum bereits erwähnten Ausfahrtskampf führt. Aber mit der Hilfe aller, auch unserer ziemlich beschwipsten Nachbarn, schaffen wir es schliesslich.
Und zur Krönung des Tages gibt’s dann Pizza für alle: „Take two pay one“! Ausgezeichnet, nicht nur der Preis, sondern auch die Pizzas. Bei solch einem Tag kommt wirklich mediterane Stimmung auf.
65. Tag
Sonntag, 19. Juli 2009
Heute gibt’s nicht viel zu erzählen: Gemütliches Frühstück im Schatten der Bäume des Campgrounds, dann langsam alles zusammenpacken für den Strand, Spaziergang zum Kalamalka Lake, wo wir dann den grössten Teil des Nachmittags verbringen. Baden, spielen, gelato, relaxen. Einfach take it easy heute.
Wenn man so auf den See hinausschaut, die Wärme geniesst und nur auf das Ufer mit dem niedrigeren Hügel sieht, der zurzeit sehr trocken ist, fühlt man sich wie irgendwo am Mittelmeer. Nur der dichte Wald am höheren Hügel des anderen Ufers passen nicht ganz.
Und am Abend, geniessen wir den lauen Sommerabend erneut in „Uncle Dave’s Pizzeria“ auf der Veranda. Immerhin wurde sie letztes Jahr für die beste Pizza im Okanagan ausgezeichnet! So ein Tag, ganz wie Badeferien am Mittelmeer.
66. Tag
Montag, 20. Juli 2009
Wildfire! Dieses Mal geht es leider nicht um die Serie sondern um verheerende Brände (3 Stück), die im Okanagan, südlich von Kelowna ausgebrochen sind. Der grösste von ihnen erstreckt sich mittlerweile auf über 800 Hektaren!
Wir, die kaum je eine Zeitung lesen und auch nur selten im Radio die Nachrichten hören, erfahren mehr oder weniger durch Zufall davon. Eine schweizer Familie, die Bea auf dem Campground trifft, erzählt, sie hätten gestern einen riesen Umweg fahren müssen, als sie von Süden hochgekommen seien. Den Grund kennen sie nicht. Als wir uns im Office nach dem Strassenbericht erkundigen, werden wir entsprechend aufgeklärt.
Jetzt kleben wir am Radio, wo jede halbe Stunde ein Update geliefert wird. Der Weg nach Penticton, unser geplantes nächstes Ziel, würde sich auf 4 Stunden verdoppeln, da der Highway 97 ab Kelowna südwärts gesperrt ist. Und auch die Fahrt von Osoyoos ganz im Süden des Okanagan wieder nordwärts nach Merritt, die wir Ende Woche vorhaben, könnte sehr problematisch wenn nicht unmöglich werden.
Unter diesen Umständen bleibt uns nur eins: umplanen. Wir fahren bis Kelowna, wo wir das weitere Vorgehen dann besprechen wollen. Der Highway 97, die Wine Route, führt zunächst dem Kalamalka Lake entlang, und die Sicht in die Weite, die man jeweils oben auf den Hügeln hat, ist beeindruckend schön. Berge, Hügel sowie der sich im Tal schlängelnde See. Allerdings ist alles wirklich sehr trocken. Unterwegs halten wir an einem hübschen Fruitstand, wo wir sensationnell feine Kirschen und noch etwas saure Aprikosen direkt ab Baum kaufen können. Hin und hergerissen, zwischen dem Wunsch, doch noch etwas südlicher zu gehen und der Angst irgendwo stecken zu bleiben, entscheiden wir uns schliesslich für die Variante, die die Vernunft diktiert. Wir bleiben zunächst sicher 3 Tage in Kelowna, sehen dann wie sich die Situation entwickelt und gehen dann entweder noch bis Penticton oder fahren gleich wieder nordwärts. Osoyoos wird definitiv gestrichen.
Im Tourist Info Centre sind sie wiedereinmal unglaublich freundlich und hilfsbereit. Wir können ihr Telefon benutzen, um die Reservationen im Süden abzusagen. Danach reist man sich die Beine aus, um für uns eine passende Variante zu finden. Der Bear Creek Provincial Park habe noch Sites verfügbar. Wir hatten uns ja schon einmal dafür interessiert, leider ohne Erfolg, da er damals ausgebucht war. Jetzt enden wir ganz unverhofft doch noch an diesem wunderbaren Ort. Viel Privatsphäre, wie immer in den Provincial Parks, schattig im kleinen Wäldchen und mit direktem Seeanstoss an den Okanagan See. Aus der Not wird eine Tugend! Wir fühlen uns sehr wohl hier.
Kelowna ist eine grosse Stadt am Okanagan Lake, die, ähnlich wie Salmon Arm, dank den Hügeln und Berge, die sie umspannen, recht hübsch daher kommt. Selbstverständlich hat die Gegend touristisch viel herzugeben: der See, Wanderwege, Weingüter, im Winter Skisport, um nur ein paar wenige Punkte aufzuzählen. Und auch kulturell läuft hier eigentlich den ganzen Sommer lang etwas für alle Geschmäcker. Vielleicht weniger für uns und die Kinder ...
Zurzeit liegt eine grosse Rauchwolke über der Stadt. Und am Nachmittag im Bear Creek Provincial Park treibt der Wind sogar Asche von den Bränden herbei. Unglaublich! Beim Baden werden wir vom See aus später schön sehen können, wie der Rauch auf die Stadt zukommt. Ebenso fliegen Einsatzhelikopter in regelmässigen Abständen vorbei. Es macht schon etwas Eindruck und verursacht eine gewisse Besorgnis, aber wir denken mal positiv.
Auch machen wir mit Okopogo Bekanntschaft (eigentlich hiess er ursprünglich „N’Ha-a-tki“, was in der Sprache der „Native Americans“ „Lake Dragon“ heisst) umgetauft. Er ist der kleine Cousin von Nessi und lebt hier im Okanagan Lake.
Wir geniessen den wunderbaren parkeigenen Strand (auch hier ist das Ufer enorm Flach, noch 50 Meter weit im See kann man stehen), ein relatif schmaler Sandstreifen, dahinter eine Wiese und Bäume, um ausgiebig zu baden (ein Schwarm Wildgänse macht ganz nahe bei uns Halt), Fuss- und Volleyball zu spielen, sowie das Beach Ball auszuprobieren. Die Kinder nutzen dann „den grossen Sandkasten“ intensif und finden schliesslich noch Spielkammeraden für einen gelungenen Ausklang.
Bei Arni gibt’s dann ein Feuer (ja, es besehen hier diesbezüglich keine Einschränkungen, trotz der Feuersbrunst, die kaum 30 Kilometer weiter tobt), feinstes Fleisch, Landjäger auf dem Feuer und Marshmallows. Dabei bekommen wir kurz vor dem Eindunkeln noch Besuch: 4 kleine Eulen (Keuze?) machen es sich auf den Bäumen um unseren Platz bequem und sprechen miteinander. Dazu bewegen sie ihre Köpfe rythmisch auf eine sehr lustige Art und Weise. Was für ein Erlebnis, Eulen hatte vorher noch keiner von uns in freier Natur gesehen.
Wie immer, wenn sich die Gelegenheit bietet, geniessen schliesslich Bea und Omar, wenn die Kinder schlafen, einen langen Abend draussen vor dem Feuer. Heute ist die Luft noch lange sehr warm. Zeit zum plaudern und ein Kokanee zu schlürfen.
PS: Zum ersten Mal seit wir hier sind löschen wir unser Feuer mit Wasser bevor wir uns zurückziehen ...
67. Tag
Dienstag, 21. Juli 2009
Im ständigen Versuch den Spagat zu vollbringen sowohl den Kindern was zu bieten, was sie interessiert, und auch für die „Grossen“ was spannendes zu unternehmen, entscheiden wir uns an diesem weiteren hochsommerlichen Tag (die Temperatur wird knapp 36 Grad erreichen) für folgendes Programm:
Ausgiebiges Frühstück im Freien und zwar im herrlichen Schatten der Bäume des Bear Creek Provincial Park. Dann kurze Fahrt zum City Park, wo die Kinder am Hot Sands Beach vor allem den „Children’s Waterpark“ auskosten! Währendessen kommt Omar etwas zum Lesen und Bea nutzt die Gelegenheit um kurz in der Stadt zu bummeln und zu shoppen. Dabei bestätigt sich der Eindruck, dass die Stadt von ihrem See und der landschaftlich abwechslungsreichen und wunderbaren Umgebung lebt. Die Stadt selbst ist für das Auge nichts besonders schönes.
Am späteren Abend geht’s dann zur „Quails’ Gate Winery“, wo wir eine Tour des Weingutes mit anschliessender Degustation geniessen. Für die Kinder, die sich während der Tour wirklich herausragend benehmen, gibt’s während der Degu Apfelsaft und eine junge Angestellte kümmert sich reizend um sie. Höhepunkt der Degu ist ganz klar der Ice Wine, der hier aus Riesling Trauben gewonnen wird. Eigentlich war die Weintour für das Naramata-Gebiet geplant gewesen. Da wir aber nach wie vor nicht sicher sind, ob wir weiter südwärts gehen werden, ziehen wir sie hier vor. Und wir müssen sagen: Eine sehr gelungene Angelegenheit.
Bei schon fast tropischen Verhältnissen gönnen wir uns dann ein etwas gediegeneres Dinner im Restaurant der Winery. Excellente Küche mit dem passenden Wein. Ohne Kinder, die sich auch hier vorbildlich benehmen, hätten wir es, trotz laufendem Schweiss, sicher noch etwas länger aushalten können. Der Blick auf den Okanagan Lake ist einfach atemberaubend, selbst mit Rauchschwaden, die auch heute nicht ablassen. Das grösste Feuer ist mittlerweile über 1'300 Hektaren gross!
Zurück auf dem Campground heisst es für die Kinder schon bald „Gute Nacht“. Bea geht sich noch kurz bei einem abendlichen „Schwumm“ im Okanagan Lake abkühlen. Danach machen sie und Omar noch ein gemütliches Feuer an (Flavio: „Das ist unfair!), plaudern ein wenig, planen die nächsten Etappen. Und siehe da, die vier kleinen Eulen schauen wieder vorbei und wünschen eine gute Nacht. Schliesslich, kurz vor dem „Zu-Bett-Gehen“, lassen sich Bea und Omar ein weiteres mal von einem fantastischen Sternenhimmel verzaubern.
PS: Kein Strom im Provincial Park, deshalb auch keine Klimaanlage. Resultat: Man schläft fast so, wie Gott uns geschaffen hat! Arni’s Innentemperatur misst immer noch weit über 25 Grad.
68. Tag
Mittwoch, 22. Juli 2009
Endlich ein Markt, der diesen Namen auch wirklich verdient! Auf dem „Kelowna Farmers & Crafters’ Market“ verbringen wir, bei bereits am Morgen, brütender Hitze (die 25 Grad Marke ist bald einmal erreicht!) ein paar gemütliche Stunden. Dabei hatten wir sogar das Frühstück knapp gehalten, um früh und möglichst in der Frische dort zu sein.
Die Kinder können sich schminken lassen (Noah: „Good morning! The Lion King, please.“ Flavio: „Good morning! Spiderman, please.“), auch Farmer Bob (die Werbefigur des Markts, in entsprechender Verkleidung) schaut vorbei und umarmt sie alle, es gibt verschiedene Stände mit wunderbarem Brot, leider immer etwas zu gross (das kleinste wiegt 700 Gramm!), mehr oder weniger begabte Musiker präsentieren ihr Können, und dazwischen vor allem viele Stände der ansässigen Obstbetriebe und Farmen. Herrliche Kirschen und Aprikosen, die noch am Vortag am Baum hiengen, werden bei uns für einen süssen Lunch sorgen! Wirklich ein gelungener Morgen.
Danach muss noch kurz eingekauft werden, bevor wir uns an den Strand des Bear Creek Provincial Park stürtzen. Hier verbringen wir einen Bilderbuch Strandnachmittag. Noah mag zwar nicht allzu lange im Wasser sein (für ein „Monsterspiel“ reicht es immerhin), aber vom Liegestuhl aus, schaut er entspannt dem Treiben der anderen im See zu. Spritzschlachten, Ball abgeben und viel Lachen. Die Stimmung ist am Hohepunkt. Daher wird auch schnell entschieden: wir bleiben noch einen Tag länger. An Land hat zurzeit vor allem Beach Ball Hochkonjunktur. Allerdings müssen wir schon noch etwas üben ...
Während die Kinder noch etwas im Sand graben, geht Bea eine weitere herrliche Grillade vorbereiten. Das Feuer brennt lichterloh, das Fleisch brutzelt, die Maiskolben werden gar und der Lachs wird auch perfekt vorbereitet. Das Wasser läuft einem im Munde zusammen. Wir setzen uns hin, beginnen zu essen, und schon bald sind 2 Wespen bei uns. Bis jetzt hatten sie uns verschont, heute scheinen sie uns gerochen zu haben. Ob es wohl am Poulet-Fleisch liegt? Auf jeden Fall sind wir nett zu ihnen und warten, bis sie sich verzogen haben. Schlechte Idee. Sie holen Verstärkung. Schon wenige Minuten später werden wir von mindestens 10 von ihnen umzingelt. Nichts wie los und bei Arni Schutz suchen! Im Innern ist es leider nur halb so gemütlich, aber schmecken tut es allemal.
Zum Glück verziehen sich die Wespen wieder, allerdings erst nachdem sie ganze Fleischklümpchen von den Knochen, die wir liegen gelassen hatten, mitgenommen haben. Immerhin können so Bea und Omar einen weiteren lauen Sommerabend vor dem offenen Feuer verbringen, voller Vorfreude auf den nächsten Tag in Kelowna.
69. Tag
Donnerstag, 23. Juli 2009
Ein ganz ungewohntes Bild zeigt sich uns an diesem Morgen: der seit Tagen blaue Himmel ist heute weitestgehend wolkenbehangen. Die angekündigte Störung scheint ein Tag früher als erwartet reinzukommen. So lange es nicht regnet lassen wir uns aber nicht beeindrucken. Im Gegenteil: so ist es nicht ganz so heiss. Und auch heute wollen wir schliesslich vor dem „Rumhängen“ am Strand noch etwas sehen. Die „Kelowna Land & Orchard“ sind unser Ziel, um über den hier überall greifbaren Obstbau etwas mehr zu erfahren.
Wieder ein zeitlich knapp gehaltenes Frühstück, dann geht’s los. Radio an, um ein Update über die Feuersituation zu erhalten. Die Stimme des Moderators lässt uns sofort aufhorchen: da ist was passiert! Das grösste Feuer hat mittlerweile eine Grösse von über 4000 Hektaren erreicht! Weitere Gemeinden müssen evakuiert werden. Und andere werden in Evakuationsbereitschaft versetzt. Gespannt hören wir hin, und tatsächlich, auch der Bear Creek Provincial Park gehört zu den Teilen, die sich auf eine mögliche Evakuierung vorbereiten müssen. Das Feuer ist nur noch 9 Kilometer vom Okanagan Lake entfernt und ca. 20 Kilometer von unserem Campground.
Wir halten am Park-Eingang und sprechen eine junge Angestellte an. Sie glaubt es fast nicht und versucht uns zu erklären, dass wir es wohl nicht richtig verstanden hätten. Aber in diesem Augenblick wiederholt das Radio die Liste. Sie ist ziemlich geschockt und bedankt sich für die Info. Im Moment gäbe es nichts, was wir tun könnten, meint sie. Kurz darauf hängen die Rangers doch etwas aufgeregt am Telefon und erhalten wahrscheinlich genauere Instruktionen.
Wir entscheiden uns, vorsorglich noch unser Holz einzuladen, bevor wir losfahren. Wer weiss, vielleicht kommen wir ja nicht mehr zurück.
Die fast private Tour (nur noch eine weitere Familie ist anwesend) durch die Obstgärten der „Kelowna Land & Orchard“ ist sehr interessant. Hier werden vor allem Apfelbäume, aber auch Kirschen, Aprikosen, Pfirsiche, Birnen, Nektarinen und Pflaumen angebaut, total 250'000 (!) Bäumchen. Wir lernen auch, dass man Äpfel tätowieren kann (die „Fuji“-Äpfel, die dazu während des ganzen Reifungsprozesses in einem Sack gehalten werden). Weiter erfahren wir, dass auf dem Betrieb auch Apfelsaft und Apfelwein hergestellt werden, und wieder die grosse Besonderheit: Iced Apple Cider.
Die Tour erlebt man auf einem kleinen Zug, dessen Sitze aus Heuballen bestehen, und der von einem älteren, gelben Traktor (sehr pitoresk) gezogen wird. Während der Fahrt werden die Kinder dazu eingeladen, den Traktor zu lenken. Flavio, den man kaum noch halten kann, ist als zweiter dran, und er macht seine Sache recht gut, solange er nicht nach hinten zu schauen beginnt ... Als Letzter ist dann sogar auch Noah dran. Seine Augen muss man gesehen haben! Sie sprühen Funken vor Freude. Das hätte er sich nun wirklich nicht träumen lassen, er darf mit 3 1/2 den Traktor lenken. Er schwebt förmlich auf dem Weg nach vorne, und sein Gesicht trägt ein breites, uneingeschränktes Lachen. Was für ein Erlebnis für den kleinen Mann!
Als kleine Rahmengeschichte erfahren wir, dass sehr viel Wildlife in und um den Obstgärten wohnen und leben. Zu unserer grossen Überraschung auch viele grosse Schwarzbären. Damit hatten wir wirklich nicht gerechnet, dass in diesem heissen, nur noch spärlich bewaldeten Tal auch Bären anzutreffen wären. Daneben gäbe es auch verschiedenste Schlangenarten, offenbar aber keine gefährlichen.
Am Ende der Tour gibt’s einen leckeren Apfelsaft (immer ein Verschnitt mindestens zweier Apfelsorten), und Bea und Omar lassen es sich nicht nehmen, auch den Iced Apple Cider zu degustieren. Speziell, aber sehr fein! Vor allem der aus Braeburn und Ambrosia (eine lokale Apfelsorte) Äpfeln hergestellte, tut es den beiden an.
Das Wetter hält gerade noch so lange, dass es für einen kurzen Besuch des Streichelzoos und ein Gelato reicht. Der Regen ist für die Waldbrände sicher sehr willkommen. Allerdings sind es mehr gewitterartige Schauer, die mit starkem, unvorhersehbarem Wind einhergehen.
Kurze Lagebesprechung, aber es ist bald klar: wir ziehen weiter, ein Tag früher als geplant. Wir wollen das Risiko einer Evakuierung mit den Kindern nicht eingehen. Das Campground in Penticton, unser nächstes Ziel, hat für uns schon heute einen Platz frei. Perfekt! Auf der Rückfahrt zum Bear Creek Campground fahren wir dann noch an einzelne wunderschöne Villen vorbei. Mit ihren eindrücklichen von Pappeln gesäumten Aleen lassen sie sogar etwas „Toscana-Feeling“ aufkommen.
Beim Abmelden im Bear Creek stellen wir fest, dass wir nicht die Einzigen sind, die sich so entschlossen haben. Das junge Mädchen am Schalter kann einem wirklich leid tun. Sie sieht all die Leute mit ihren RV und Zelten einfach davonfahren. Sie kann nicht so einfach alles einpacken, wohnt sie doch noch 10 Minuten weiter nördlich, und somit näher am Feuer! Wir wünschen ihr alles Gute, mehr können wir wohl nicht tun. Ein bewegender Moment!
Die Fahrt südwärts auf dem Highway 97 ist von ständigem, mal stärkerem und mal schwächerem Regen begleitet. Die hügelige Strecke am Okanagan Lake entlang ist sehr abwechslungsreich und die Aussicht, zumindest dort wo sie nicht durch Wolkenschwaden eingeschränkt wird, ein Genuss. Allerdings ist das Feuer ständig in unseren Köpfen, vor allem dann, wenn wieder ein Helikopter über uns hinwegfliegt. Und die extreme Trockenheit kann man an jedem Hügelzug erkennen. Vor allem Flavio beschäftigt die Situation. Er löchert uns mit Fragen zum Feuer, seiner Entstehung und Entwicklung. Wir haben nicht auf alles eine Antwort.
Im Süden von Kelowna betreten wir „Wine Country“, dessen Herzstück das Gebiet rund um den kleinen Ort Naramata am östlichen Ufer des Okanagan Lakes bildet. Je mehr wir uns Penticton nähern, desto mehr säumen beeindruckende und wunderbare Cliffs aus Kalkgestein den rechten Strassenrand. Penticton selbst liegt dann zwischen zwei Seeen: dem Okanagan Lake im Norden und dem Skaha Lake im Süden, welche durch den kanalisierten Okanagan River verbunden sind. Im Übrigen liegt es, ähnlich wie Kelowna, in einem breiten Tal umsäumt von einem Meer höherer und niedrigerer Hügel, z.T. kleine Berge (es gibt hier sogar ein ziemlich grosses Skigebiet). Wunderbar anzusehen, wenn man so auf die Stadt zufährt. Allerdings: auch hier, alles sehr sehr trocken, trotz des momentanen Regens.
Mit gemischten Gefühlen fahren wir durch Penticton und danach dem Skaha Lake entlang noch etwas südlicher Richtung unserem Campground. Das Twin Lakes Golf Resort war nämlich das einzige, wo noch Platz für uns zu finden war. Hoffentlich ist es nicht zu sehr „golferisch“ ausgerichtet. Im zum Glück etwas nachlassenden Regen fahren wir an einer Vielzahl von Fruchtständen vorbei.
Bald einmal erkennen wir, weshalb das Twin Lakes Resort noch Platz hatte. Es liegt doch etwas ausserhalb von Penticton. Aber uns stört dies wenig, vor allem dann nicht, wenn die Fahrt dorthin so angenehm ist. Wir biegen in den Highway 3A (der westwärts führt und in knapp 400 Kilometern nach Vancouver führen würde) und fahren in die Hügel. Die Strecke ist ein ständiges Auf- und Ab und sehr kurvenreich, richtig spannend. Und die, auch hier sehr trockene Landschaft, eröffnet herrliche Aussichten.
All unsere stillen Befürchtungen betreffend dem Campground stellen sich als unnötig heraus. Es liegt wunderschön in den Hügeln, ruhig und entspannt, und die Führung ist einmal mehr von einer herausragenden Freundlichkeit. Wir fühlen uns sofort wohl hier.
Nach einem Fejitas-Schmaus profitieren wir vom stark verbesserten Wetter und machen noch einen ausgiebigen Abendspatziergang. Das tut richtig gut! Und wir treffen erst noch auf zwei grosse Rehe.
70. Tag
Freitag, 24. Juli 2009
Heute haben wir was ganz besonderes vor. Und das Wetter spielt mit. Einen Ride auf dem Okanagan River Channel! Herrlich und wirklich ein Genuss für Jung und Alt. Man nehme ein Gummiboot, eine Luftmatratze oder sonst eine aufblasbare und schwimmende Unterlage, gehe zum oberen Ende des Kanals und man lasse sich dann gemütlich runtertreiben. Was für eine Idee! Und für die Touristen gibt’s natürlich einen Verleih von Gummi-Reifen. Der Spass dauert eine gute Stunde, und wir sind alle hin und weg, nicht nur die Kids! Natürlich wird auch um das originellste Gefährt um die Wette gekämpft. Vom Piratenschiff über die schwimmende Insel bis zur Couch und dem Liegestuhl sieht man alles. Natürlich gibt’s auch die ganz einfachen, und zum Teil wird sogar eine ganze Kühltasche mitgeführt. Für das leibliche Wohl muss ja schliesslich auch gesorgt sein.
Die Rückreise besorgt dann ein Shuttlebus. Und da kommt schon fast „Brazil-Feeling“ auf! Der Bus stammt aus den 60-ern und laute Beach-Musik begleitet uns zurück zum Anfangspunkt. Ein wirkliches Spektakel. Die Reise nach Penticton lohnt sich schon fast nur deswegen.
Kurzes Picknick und dann ab an den Okanagan Beach. Sandstrand, Sonne, Wasser, Rutschen und Gelato! Richtiges Strandferien-Feeling, so wie am Meer, aber wir sind am See, also kein Salz in den Augen!
Zurück im Twin Lakes wird entschieden, heute kocht Papa, oder anders ausgedrückt, wir gehen auswärts ins Resort Restaurant. Sehr gutes Essen aber vor allem wieder eine ungemein freundliche Bedienung, die es dem Gast wirklich gut gehen lassen will. Sehr flexibel, auch was unsere Wünsche für die Kinder angeht und stets darum bemüht, unseren Aufenthalt angenehm zu gestallten. Ich kenne da ein paar Restaurants wo wir herkommen, die sich diesbezüglich mal weiterbilden lassen sollten!
Und weil die Kinder heute auch wirklich sehr angenehm waren und kaum Grund zur Zurechtweisung bestand, wird der Abend gleich doppelt genossen.
PS: Beim Duschen teilt sich Omar die Dusche mit einem kleinen Fröschchen. Auch mal ein Erlebnis.
Endlich ein Update von uns! Aber die von uns so geliebten Provincial Parks offerieren nun halt mal keinen Internet-Zugriff.
Wir geniessen nach wie vor Badeferien im Okanagan Valley, wo das Wetter im Grossen und Ganzen wirklich sehr gut mitspielt. Wein haben wir auch schon degustieren koennen, und herrliche Kirschen sowie Aprikosen lokalen Anbaus konnten wir auch schon geniessen.
Hoffen, ihr habt wenigstens ein bisschen das schoene Wetter das wir hier haben.
Leider macht die Trockenheit aber der Natur zu schaffen. Es brennt lichterloh an verschiedenen Orte hier in der Naehe, was uns so manch ein Abenteuer beschert hat (vgl. Berichte). Aber es geht uns sehr gut und wir geniessen es nach wie vor (schreibe das wohl jedes Mal, oder?).
Viel Spass beim Lesen der letzten Berichte, falls ihr Lust und Zeit dazu habt. Und im Uebrigen: unser Count Down laeuft leider unaufhoerlich!
Kisses and hugs,
Ongaros on the road
61. Tag
Mittwoch, 15. Juli 2009
Es ist Sommer! Wir stehen auf, die Sonne scheint, und es ist bereits angenehm warm. Seit ein paar Tagen sind wir mit den „Gollis on Tour“ (Caro, Stef, Lina und Thierry) in Verbindung, die zurzeit auch in Kanada herumreisen, bevor sie dann in die Staaten wechseln. Wir versuchen ein Treffen weit weg von zuhause zu arrangieren, und es sieht gar nicht so schlecht aus. Daher schnell die E-Mails checken, und tatsächlich, sie werden noch heute von Revelstoke nach Salmon Arm fahren. Und was noch besser ist, das ViewPoint Campground hat einen Platz für sie frei, und was am besten ist: gleich neben unserer Site!
Wir machen im White Water Slide Park ab, eine Art kleines Alpamare, allerdings mit nur vier grossen Rutschen, sowie zwei kleinere für die ganz kleinen Besucher (Noah liebt sie heiss!) und alle outdoor. Das Treffen macht wirklich Freude. Es ist ganz speziell, jemanden den man kennt, an einem ganz anderen Ort zu treffen, besonders wenn man ähnliches geplant hat, Erfahrungen austauschen kann und vor allem, viel Zeit zum Lachen und Spass haben hat. Und die Kinder freuts natürlich riesig: endlich jemanden, mit dem man sich auf „Schwyzerdütsch“ verständigen kann, jemanden, mit dem man etwas länger spielen kann, kurz jemanden bekannten und vertrauten.
Die Stunden im Wasserpark vergehen wie im Fluge, und nicht nur die Kinder haben Spass am Rutschen! Im Gegenteil, als alle ans Aufhören denken, meint Stef er wolle nun doch noch die Rutsche testen, die man nur alleine begehen darf. Und auch Omar kommt zurück von den kleinen Rutschen, wo er Noah und Lina begleitet hat, und meint, er wolle noch kurz ein weiteres Mal den Geschwindigkeitsrausch spüren. Einfach eine tolle Sache!
Nachdem auch Caro gemerkt hat, dass die „Safeway-Card“ nichts mit Krankenversicherungen zu tun hat, schauen wir kurz im Safeway vorbei, um das Nötige für den Grillplausch einzukaufen. Zudem wird Bea’s und Omar’s Vorrat an Kokanee (kanadisches Gletscherbier: ja, die beiden Nichtbiertrinker, ausser Guinness natürlich, haben sich den kanadischen Sitten angepasst; beim BBQ ist ein Bierchen immer willkommen) aufgestockt.
Auf dem Campground, wo der unermüdliche Andy stets bereit ist, wenn was gebraucht wird (er schwirrt umher wie eine Biene und kümmert sich um jeden Wunsch!), verbringen wir dann einen super gemütlichen und ausgelassenen Abend. Die Kinder haben miteinander ihren Spass, wenngleich es doch ab und zu kleinere Reibereien gibt (die Müdigkeit lässt sich vor allem bei Flavio spüren), und geniessen den Freiraum auf dem Areal. Und die Grossen finden doch etwas Zeit zum Plaudern (vor allem die beiden Ladies tratschen bis spät in die Nacht!).
Die Stimmung ist so gut, dass sich die Gollis dazu entscheiden, auch noch einen weiteren Tag in Salmon Arm auf dem ViewPoint zu verbringen.
62. Tag
Donnerstag, 16. Juli 2009
Ein weiterer heisser Tag in Salmon Arm. Die Temperaturkurve zeigt stetig nach oben: heute erreicht sie stolze 33 Grad! Herrlich, wenn man im Urlaub ist und sich einfach an einen Strand setzen kann. Der Shuswap Lake bietet bezüglich Badespass beste Voraussetzungen. Die herrliche Hügellandschaft und der dichte Wald sind die perfekte Kulisse.
Nach einem ausgiebigen und gemütlichen Frühstück zieht es uns an den Canoe Beach, der am „Salmon Arm“ des Sees liegt. Wunderbar ist dieser Uferabschnitt für Badegäste eingerichtet worden. Sandstrand mit Spielplatz, dann Wiese mit schattenspendenden Bäumen, das Wasser ist angenehm warm, und es gibt einen breiten, nicht tiefen Bereich, sodass auch nichtschwimmende Kinder mit der entsprechenden Ausrüstung problemlos plantschen können.
Wieder vergeht die Zeit im Nu: Zwar sind die Kinder immer im Auge zu behalten und der eine oder andere „Streit“ zu schlichten, im Grossen und Ganzen ist aber Entspannung angesagt: spielen, plantschen, einfach ein wenig sein!
Am späteren Nachmittag heisst’s dann „Mi piace il gelato!“, in Anlehnung an Caro’s Lieblingspullover ...
Zurück auf dem Campground wünschen die Ladies noch einen Apéro, und weil die Herren echte Gentlemen sind, schwingen sie sich auf die von Caro und Stef mitgeführten Fahrräder und fahren an die ca. 5 Kilometer entfernte Tankstelle, um entsprechendes einzukaufen, wobei eine lästige Steigung zweimal zu bewältigen ist. Und das bei nach wie vor hochsommerlichen Temperaturen.
Die Fahrt lohnt sich zunächst einmal schon aufgrund der herrlichen Sicht über Salmon Arm, die man oben am Hügel hat. Leider ist aber kaum ein Wort zu wechseln: Am Trans-Canada Highway flitzen die Riesentrucks mit horendem Tempo nur knapp einen Meter neben einem vorbei. Einer davon übt sich gar in ein sehr gewagtes Manöver, wobei er ungebremst den „Velostreifen“ (nichts anderes als ein Stück Strasse neben dem Fahrbahnrand) dazu benutzt. Und dies keine 100 Meter nachdem er Stef und Omar überholt hat. Stefs Kommentar: „Jetzt wären wir tot gewesen!“ No further comments!
Auf jeden Fall wird der Apéro eingekauft und man kommt frisch und munter, aber doch ziemlich verschwitzt, auf den ViewPoint zurück. Caro und Bea begutachten die beiden Flaschen und stellen fest: beide sind alkoholfrei! Stef und Omar sind etwas paff, aber es war ja zu erwarten: im in Bezug auf Alkohol sehr strengen Kanada war an einem Tankstellenshop nichts anderes zu erwarten.
Noch viel schlimmer ist dann leider der Geschmack des alkoholfreien „Fussels“! Das war wohl ein Reinfall!
Der Abend wird aber wieder zum Erfolg. Feinste Grillade, viel Lachen, die Kinder spielen und man geniesst. Und ganz neben bei zeigt Bea den Gollis wie man den Stauraumdeckel des RV fixieren kann. Sie hatten während der letzten zwei Wochen ständig entweder den Kopf am zuklappenden Deckel angeschlagen oder dann den Sonnenschirm zu Hilfe nehmen müssen ...
63. Tag
Freitag, 17. Juli 2009
Unser letzter Tag in Salmon Arm, und wir müssen uns wieder von den Gollis trennen, die es südwärts zieht. Wir hatten zwei wunderbare Tage, insbesondere auch für die Kinder, die jetzt wieder alleine sein werden. Auf dem Campground wird aber zunächst noch einmal ausgiebig zusammen gespielt, und dank „Skype“ haben Bea und Caro sogar die Möglichkeit sich dem Frauenabend, der bei Kerstin stattfindet, zuzuschalten!
Danach heisst es dann aber wirklich „auf wiedersehen“ sagen.
Wieder „alleine“ entscheiden wir uns den super Sommertag wieder am Strand zu verbringen. Dieses Mal fahren wir allerdings dem anderen Ufer des „Salmon Arm“ des Shuswap Lake entlang, der uns zum sehr beliebten und daher seit Wochen ausgebuchten Herald’s Provincial Park führt. Auch hier gibt es einen wunderbaren Strand und eine Day Use Area.
Der Park ist wirklich fantastisch angelegt, direkt am See, in einem wunderbaren Waldabschnitt. Man versteht die Beliebtheit sofort.
Bevor wir uns aber ins kühle Nass begeben, wollen wir den kurzen Spaziergang zu den Margaret Falls geniessen. Ein schmaler Pfad führt durch eine kleine Schlucht inmitten eines herrlichen Zedernwaldes zum Wasserfall. Er ist wirklich sehr hübsch und idyllisch, mit einer kleinen Grotte im unteren Bereich. Ein klein wenig ähnelt er einem Teppich, wenn das Wasser so den Felsen entlang gleitet. Die Zedern im Wald haben zum Teil extravagante Formen. Andere, sehr hohe Bäume, sind mittlerweile gefallen, und zwar so, dass sie zum Teil wie natürliche Brücken eine Verbindung zwischen dem Talboden und dem Talrand herstellen. Auch sind auf etlichen der Bäume wieder neue Bäume herangewachsen, die schon wieder eine stattliche Grösse erreicht haben. Entsprechend dick sind auch ihre Stämme.
Der ganze Weg ist streng markiert durch eine Kette, die als Abschrankung gilt. Eine Tafel erklärt, weshalb dies nötig geworden ist. Unverbesserliche Ignoranten, die ausserhalb des Spazierweges liefen, haben im Laufe der Zeit grosse Schäden an der schützenswerten Landschaft angerichtet. Diese wurden nun so gut wie möglich saniert. Allerdings wurde es nötig, Abschrankungen anzubringen und sogar mit strafrechtlicher Verfolgung zu drohen. Das selbst dies nicht genügt, beweisen eine Mutter und ihre zwei knapp im Teenager-Alter liegenden Jungs. Respektlos klettern sie den Fall bis zur Grotte hoch. Wie soll man da unseren Kids erklären, dass sie nicht vom Weg ab dürfen? Ein weiteres Mal erschrecken wir vor der Sorglosigkeit einiger Besucher.
Am sehr sauberen, direkt am Waldrand liegenden Strand (diesmal nur Kieselsteine) wird dann wieder ausgiebig geplantscht und gebadet, wobei Flavio der Fisch, 3 Stunden (!) ununterbrochen im Wasser bleibt.
Am Abend lenken wir Arni dann Richtung Squilax, ein Nest am Ende des nördlichen Armes des Shuswap Lake, wo ein weiterer Höhepunkt unserer Reise auf uns wartet. Oder doch nicht? Wir wollen einen Pow Wow besuchen, ein traditionnelles Indianerfest, mit viel Musik und Tanz.
Der Trans-Canada Highway führt uns in ca. 40 Minuten in nordwestlicher Richtung zu unserer Destination, aber trotz intensiver Suche finden wir keine Hinweise auf das Pow Wow. Vor allem Noah, dessen Augen funkeln vor Vorfreude und der es wirklich kaum erwarten kann, die Indianer zu sehen, wird langsam ungeduldig. Schliesslich halten wir an einer Tankstelle, wo uns eine Angestellte indianischer Abstammung sichtlich verlegen mitteilt, dass dieses Jahr in Squilax kein Pow Wow stattfindet. Aber es stand doch im Programmheft von Salmon Arm, und sogar auf dem Info Centre hatten sie es uns bestätigt! Das darf einfach nicht sein. Wir werden es Morgen sofort auf dem Info Centre melden.
Die Enttäuschung ist gross. Vor allem Noah ist niedergeschlagen. Seine kurz zuvor noch leuchtenden dunklen Augen sind nun matt und traurig. Zum Glück fasst er sich schnell und nimmt es mit Humor. Er hat ein weiteres Stück Englisch gelernt: „No Pow Wow“ tönt es von nun an oft aus seinem Munde. Hoffentlich haben wir in Kamloops in ca. 2 Wochen mehr Glück.
Auf der Rückfahrt werden wir immerhin ein wenig entschädigt. Wir halten in Sorrento (nein, wir sind nicht plötzlich in Süditalien, aber die Sicht die man von hier aus auf den Shuswap Lake hat ist dennoch fantastisch) bei einem wunderbaren, familienfreundlichen Restaurant, wo wir draussen sehr schmackhaft essen und die schon angetönte Aussicht geniessen können. Überhaupt hat sich die Fahrt nach Squilax landschaftlich auch ohne Pow Wow auf jeden Fall gelohnt. Der Trans-Canada Highway führt über einen Hügel an den nördlichen Arm des Shuswap Lake. Auf dem höchsten Punkt, bei Blind Bay, hat man einen wirklich traumhaften Ausblick auf den See, die umliegende Hügellandschaft und seine Wälder sowie die fast kugelrunde Cooper Island. Kurz vor unserem Campground können wir schliesslich bei bereits eingebrochener Dunkelheit die Bucht vor Salmon Arm und die Lichter des Städtchens bestaunen. Ein prachtvolles Bild und eine eindrückliche Stimmung.
Als die Kinder schlafen und Bea und Omar noch kurz draussen Sitzen, können sie zum dritten Mal hintereinander den wunderbaren Sternenhimmel betrachten. Guten Nacht!
64. Tag
Samstag, 18. Juli 2009
Abschied nehmen vom ViewPoint, Andy und seiner Frau, danach Frühstück in Salmon Arm, in der sehr gemütlichen „Pink Cherry Bakery“. Schliesslich wollen wir zeitlich losfahren, südwärts Richtung Kelowna und dem Okanagan Valley. Allerdings haben wir uns nicht genau festgelegt, wie weit wir kommen werden. Für die nächsten 2 Tage haben wir nämlich noch keinen Campground, was angesichts der Hochsaison und des Wochenendes nicht unbedingt optimal ist.
Wir fahren also los (nachdem wir noch auf „the Lady in Pink“ auf ihrer heissen Harley gestossen sind), über den hügeligen Highway 97B, inmitten von viel Wald. Almählich wird dann das Tal breiter, der Wald immer lichter und Mais- sowie Weizenäcker und Fruchtanlagen prägen je länger je mehr das Bild. Alles rund um die verschiedenen Höfe ist sehr gepflegt, und wir sehen auch bereits verschiedene der uns empfohlenen Fruchtstände. Gesamthaft macht aber auch diese Gegend einen eher trockenen Eindruck. Wo nicht Landwirtschaft betrieben und bewässert wird, sind die Flächen eher bräunlich.
Ab Armstrong ist das Tal dann wirklich sehr breit, waldbedeckte Hügel gibt’s nur noch am Rand. Der Rest der hügeligen Landschaft wird ausgiebig landwirtschaftlich genutzt. Was auch noch auffällt, sind Schilder, die auf ein Skigebiet hinweisen. Es fällt einem schwer, sich vorzustellen, dass man hier unten skifahren kann, vor allem an einem Tag wie diesen, wo bereits vor 11:00 Uhr das Thermometer 31 Grad anzeigt!
In Vernon, nach wie vor ca. 50 Kilometer nördlich von Kelowna, entscheiden wir uns, das Info Centre aufzusuchen, um uns nach möglichen Campgrounds zu erkundigen. Klar ist, die in Frage kommenden Provincial Parks sind alle längst ausgebucht.
Wir sind flexibel, von Peachland am Okanagan Lake bis Vernon liegt alles drin. Strom wäre kein Luxus, nur schon wegen der Klimaanlage, und wenn es dann noch schattig ist, umso besser. Aber die Suche gestalltet sich trotz allem mehr als nur hartzig. Zum Glück sind die Ladies im Info Centre sehr hilfsbereit. Sie telefonieren, checken im Internet, überlegen eifrig, was es sonst noch gibt. Unsere Ansprüche sinken je mehr erfolglose Versuche gestartet werden. Unglaublich, so schwierig hatten wir uns das wirklich nicht vorgestellt. Dann schliesslich endlich doch noch ein erfolgreicher Einfall: Der Dutcher’s Campground (Vernont Creek Resort) hat einen Platz für uns für die nächsten zwei Nächte! Es liegt drei Gehminuten vom Kalamalka Lake und gleich ausserhalb von Vernon. Strom- und Wasseranschluss vorhanden. Klar nehmen wir es. Wir fahren hin und sind mehr als nur happy! Ausser die enge Einfahrt zur Site, die uns vor allem beim Rausfahren Schwierigkeiten bereiten wird (das Manöver dauert ca. 10 Minuten!), ist es perfekt: ruhig, schön im Schatten und coole Leute um uns rum. Alles kommt doch noch gut.
Wir ziehen uns um, und ab geht’s zum schönen sehr nahe gelegenen Sandstrand des Kalamalka Sees, der sich zwischen Hügeln schlängelt und ebenfalls eine sehr flache Uferzone hat, sodass man weit rauslaufen kann. Für uns Gletscherwassererprobte ist das Wasser hier schon sehr warm, bestimmt deutlich über 20 Grad.
Flavio ist nicht mehr aus dem Wasser zu holen, Bea macht es ihm gleich, Noah plantscht bevor er das „Sändele“ vorzieht, und Omar spielt zunächst im Wasser, um sich danach mit Noah auf der Decke zu entspannen.
Am späteren Nachmittag kehren wir zurück zu Arni. Leider muss noch eingekauft werden, was zum bereits erwähnten Ausfahrtskampf führt. Aber mit der Hilfe aller, auch unserer ziemlich beschwipsten Nachbarn, schaffen wir es schliesslich.
Und zur Krönung des Tages gibt’s dann Pizza für alle: „Take two pay one“! Ausgezeichnet, nicht nur der Preis, sondern auch die Pizzas. Bei solch einem Tag kommt wirklich mediterane Stimmung auf.
65. Tag
Sonntag, 19. Juli 2009
Heute gibt’s nicht viel zu erzählen: Gemütliches Frühstück im Schatten der Bäume des Campgrounds, dann langsam alles zusammenpacken für den Strand, Spaziergang zum Kalamalka Lake, wo wir dann den grössten Teil des Nachmittags verbringen. Baden, spielen, gelato, relaxen. Einfach take it easy heute.
Wenn man so auf den See hinausschaut, die Wärme geniesst und nur auf das Ufer mit dem niedrigeren Hügel sieht, der zurzeit sehr trocken ist, fühlt man sich wie irgendwo am Mittelmeer. Nur der dichte Wald am höheren Hügel des anderen Ufers passen nicht ganz.
Und am Abend, geniessen wir den lauen Sommerabend erneut in „Uncle Dave’s Pizzeria“ auf der Veranda. Immerhin wurde sie letztes Jahr für die beste Pizza im Okanagan ausgezeichnet! So ein Tag, ganz wie Badeferien am Mittelmeer.
66. Tag
Montag, 20. Juli 2009
Wildfire! Dieses Mal geht es leider nicht um die Serie sondern um verheerende Brände (3 Stück), die im Okanagan, südlich von Kelowna ausgebrochen sind. Der grösste von ihnen erstreckt sich mittlerweile auf über 800 Hektaren!
Wir, die kaum je eine Zeitung lesen und auch nur selten im Radio die Nachrichten hören, erfahren mehr oder weniger durch Zufall davon. Eine schweizer Familie, die Bea auf dem Campground trifft, erzählt, sie hätten gestern einen riesen Umweg fahren müssen, als sie von Süden hochgekommen seien. Den Grund kennen sie nicht. Als wir uns im Office nach dem Strassenbericht erkundigen, werden wir entsprechend aufgeklärt.
Jetzt kleben wir am Radio, wo jede halbe Stunde ein Update geliefert wird. Der Weg nach Penticton, unser geplantes nächstes Ziel, würde sich auf 4 Stunden verdoppeln, da der Highway 97 ab Kelowna südwärts gesperrt ist. Und auch die Fahrt von Osoyoos ganz im Süden des Okanagan wieder nordwärts nach Merritt, die wir Ende Woche vorhaben, könnte sehr problematisch wenn nicht unmöglich werden.
Unter diesen Umständen bleibt uns nur eins: umplanen. Wir fahren bis Kelowna, wo wir das weitere Vorgehen dann besprechen wollen. Der Highway 97, die Wine Route, führt zunächst dem Kalamalka Lake entlang, und die Sicht in die Weite, die man jeweils oben auf den Hügeln hat, ist beeindruckend schön. Berge, Hügel sowie der sich im Tal schlängelnde See. Allerdings ist alles wirklich sehr trocken. Unterwegs halten wir an einem hübschen Fruitstand, wo wir sensationnell feine Kirschen und noch etwas saure Aprikosen direkt ab Baum kaufen können. Hin und hergerissen, zwischen dem Wunsch, doch noch etwas südlicher zu gehen und der Angst irgendwo stecken zu bleiben, entscheiden wir uns schliesslich für die Variante, die die Vernunft diktiert. Wir bleiben zunächst sicher 3 Tage in Kelowna, sehen dann wie sich die Situation entwickelt und gehen dann entweder noch bis Penticton oder fahren gleich wieder nordwärts. Osoyoos wird definitiv gestrichen.
Im Tourist Info Centre sind sie wiedereinmal unglaublich freundlich und hilfsbereit. Wir können ihr Telefon benutzen, um die Reservationen im Süden abzusagen. Danach reist man sich die Beine aus, um für uns eine passende Variante zu finden. Der Bear Creek Provincial Park habe noch Sites verfügbar. Wir hatten uns ja schon einmal dafür interessiert, leider ohne Erfolg, da er damals ausgebucht war. Jetzt enden wir ganz unverhofft doch noch an diesem wunderbaren Ort. Viel Privatsphäre, wie immer in den Provincial Parks, schattig im kleinen Wäldchen und mit direktem Seeanstoss an den Okanagan See. Aus der Not wird eine Tugend! Wir fühlen uns sehr wohl hier.
Kelowna ist eine grosse Stadt am Okanagan Lake, die, ähnlich wie Salmon Arm, dank den Hügeln und Berge, die sie umspannen, recht hübsch daher kommt. Selbstverständlich hat die Gegend touristisch viel herzugeben: der See, Wanderwege, Weingüter, im Winter Skisport, um nur ein paar wenige Punkte aufzuzählen. Und auch kulturell läuft hier eigentlich den ganzen Sommer lang etwas für alle Geschmäcker. Vielleicht weniger für uns und die Kinder ...
Zurzeit liegt eine grosse Rauchwolke über der Stadt. Und am Nachmittag im Bear Creek Provincial Park treibt der Wind sogar Asche von den Bränden herbei. Unglaublich! Beim Baden werden wir vom See aus später schön sehen können, wie der Rauch auf die Stadt zukommt. Ebenso fliegen Einsatzhelikopter in regelmässigen Abständen vorbei. Es macht schon etwas Eindruck und verursacht eine gewisse Besorgnis, aber wir denken mal positiv.
Auch machen wir mit Okopogo Bekanntschaft (eigentlich hiess er ursprünglich „N’Ha-a-tki“, was in der Sprache der „Native Americans“ „Lake Dragon“ heisst) umgetauft. Er ist der kleine Cousin von Nessi und lebt hier im Okanagan Lake.
Wir geniessen den wunderbaren parkeigenen Strand (auch hier ist das Ufer enorm Flach, noch 50 Meter weit im See kann man stehen), ein relatif schmaler Sandstreifen, dahinter eine Wiese und Bäume, um ausgiebig zu baden (ein Schwarm Wildgänse macht ganz nahe bei uns Halt), Fuss- und Volleyball zu spielen, sowie das Beach Ball auszuprobieren. Die Kinder nutzen dann „den grossen Sandkasten“ intensif und finden schliesslich noch Spielkammeraden für einen gelungenen Ausklang.
Bei Arni gibt’s dann ein Feuer (ja, es besehen hier diesbezüglich keine Einschränkungen, trotz der Feuersbrunst, die kaum 30 Kilometer weiter tobt), feinstes Fleisch, Landjäger auf dem Feuer und Marshmallows. Dabei bekommen wir kurz vor dem Eindunkeln noch Besuch: 4 kleine Eulen (Keuze?) machen es sich auf den Bäumen um unseren Platz bequem und sprechen miteinander. Dazu bewegen sie ihre Köpfe rythmisch auf eine sehr lustige Art und Weise. Was für ein Erlebnis, Eulen hatte vorher noch keiner von uns in freier Natur gesehen.
Wie immer, wenn sich die Gelegenheit bietet, geniessen schliesslich Bea und Omar, wenn die Kinder schlafen, einen langen Abend draussen vor dem Feuer. Heute ist die Luft noch lange sehr warm. Zeit zum plaudern und ein Kokanee zu schlürfen.
PS: Zum ersten Mal seit wir hier sind löschen wir unser Feuer mit Wasser bevor wir uns zurückziehen ...
67. Tag
Dienstag, 21. Juli 2009
Im ständigen Versuch den Spagat zu vollbringen sowohl den Kindern was zu bieten, was sie interessiert, und auch für die „Grossen“ was spannendes zu unternehmen, entscheiden wir uns an diesem weiteren hochsommerlichen Tag (die Temperatur wird knapp 36 Grad erreichen) für folgendes Programm:
Ausgiebiges Frühstück im Freien und zwar im herrlichen Schatten der Bäume des Bear Creek Provincial Park. Dann kurze Fahrt zum City Park, wo die Kinder am Hot Sands Beach vor allem den „Children’s Waterpark“ auskosten! Währendessen kommt Omar etwas zum Lesen und Bea nutzt die Gelegenheit um kurz in der Stadt zu bummeln und zu shoppen. Dabei bestätigt sich der Eindruck, dass die Stadt von ihrem See und der landschaftlich abwechslungsreichen und wunderbaren Umgebung lebt. Die Stadt selbst ist für das Auge nichts besonders schönes.
Am späteren Abend geht’s dann zur „Quails’ Gate Winery“, wo wir eine Tour des Weingutes mit anschliessender Degustation geniessen. Für die Kinder, die sich während der Tour wirklich herausragend benehmen, gibt’s während der Degu Apfelsaft und eine junge Angestellte kümmert sich reizend um sie. Höhepunkt der Degu ist ganz klar der Ice Wine, der hier aus Riesling Trauben gewonnen wird. Eigentlich war die Weintour für das Naramata-Gebiet geplant gewesen. Da wir aber nach wie vor nicht sicher sind, ob wir weiter südwärts gehen werden, ziehen wir sie hier vor. Und wir müssen sagen: Eine sehr gelungene Angelegenheit.
Bei schon fast tropischen Verhältnissen gönnen wir uns dann ein etwas gediegeneres Dinner im Restaurant der Winery. Excellente Küche mit dem passenden Wein. Ohne Kinder, die sich auch hier vorbildlich benehmen, hätten wir es, trotz laufendem Schweiss, sicher noch etwas länger aushalten können. Der Blick auf den Okanagan Lake ist einfach atemberaubend, selbst mit Rauchschwaden, die auch heute nicht ablassen. Das grösste Feuer ist mittlerweile über 1'300 Hektaren gross!
Zurück auf dem Campground heisst es für die Kinder schon bald „Gute Nacht“. Bea geht sich noch kurz bei einem abendlichen „Schwumm“ im Okanagan Lake abkühlen. Danach machen sie und Omar noch ein gemütliches Feuer an (Flavio: „Das ist unfair!), plaudern ein wenig, planen die nächsten Etappen. Und siehe da, die vier kleinen Eulen schauen wieder vorbei und wünschen eine gute Nacht. Schliesslich, kurz vor dem „Zu-Bett-Gehen“, lassen sich Bea und Omar ein weiteres mal von einem fantastischen Sternenhimmel verzaubern.
PS: Kein Strom im Provincial Park, deshalb auch keine Klimaanlage. Resultat: Man schläft fast so, wie Gott uns geschaffen hat! Arni’s Innentemperatur misst immer noch weit über 25 Grad.
68. Tag
Mittwoch, 22. Juli 2009
Endlich ein Markt, der diesen Namen auch wirklich verdient! Auf dem „Kelowna Farmers & Crafters’ Market“ verbringen wir, bei bereits am Morgen, brütender Hitze (die 25 Grad Marke ist bald einmal erreicht!) ein paar gemütliche Stunden. Dabei hatten wir sogar das Frühstück knapp gehalten, um früh und möglichst in der Frische dort zu sein.
Die Kinder können sich schminken lassen (Noah: „Good morning! The Lion King, please.“ Flavio: „Good morning! Spiderman, please.“), auch Farmer Bob (die Werbefigur des Markts, in entsprechender Verkleidung) schaut vorbei und umarmt sie alle, es gibt verschiedene Stände mit wunderbarem Brot, leider immer etwas zu gross (das kleinste wiegt 700 Gramm!), mehr oder weniger begabte Musiker präsentieren ihr Können, und dazwischen vor allem viele Stände der ansässigen Obstbetriebe und Farmen. Herrliche Kirschen und Aprikosen, die noch am Vortag am Baum hiengen, werden bei uns für einen süssen Lunch sorgen! Wirklich ein gelungener Morgen.
Danach muss noch kurz eingekauft werden, bevor wir uns an den Strand des Bear Creek Provincial Park stürtzen. Hier verbringen wir einen Bilderbuch Strandnachmittag. Noah mag zwar nicht allzu lange im Wasser sein (für ein „Monsterspiel“ reicht es immerhin), aber vom Liegestuhl aus, schaut er entspannt dem Treiben der anderen im See zu. Spritzschlachten, Ball abgeben und viel Lachen. Die Stimmung ist am Hohepunkt. Daher wird auch schnell entschieden: wir bleiben noch einen Tag länger. An Land hat zurzeit vor allem Beach Ball Hochkonjunktur. Allerdings müssen wir schon noch etwas üben ...
Während die Kinder noch etwas im Sand graben, geht Bea eine weitere herrliche Grillade vorbereiten. Das Feuer brennt lichterloh, das Fleisch brutzelt, die Maiskolben werden gar und der Lachs wird auch perfekt vorbereitet. Das Wasser läuft einem im Munde zusammen. Wir setzen uns hin, beginnen zu essen, und schon bald sind 2 Wespen bei uns. Bis jetzt hatten sie uns verschont, heute scheinen sie uns gerochen zu haben. Ob es wohl am Poulet-Fleisch liegt? Auf jeden Fall sind wir nett zu ihnen und warten, bis sie sich verzogen haben. Schlechte Idee. Sie holen Verstärkung. Schon wenige Minuten später werden wir von mindestens 10 von ihnen umzingelt. Nichts wie los und bei Arni Schutz suchen! Im Innern ist es leider nur halb so gemütlich, aber schmecken tut es allemal.
Zum Glück verziehen sich die Wespen wieder, allerdings erst nachdem sie ganze Fleischklümpchen von den Knochen, die wir liegen gelassen hatten, mitgenommen haben. Immerhin können so Bea und Omar einen weiteren lauen Sommerabend vor dem offenen Feuer verbringen, voller Vorfreude auf den nächsten Tag in Kelowna.
69. Tag
Donnerstag, 23. Juli 2009
Ein ganz ungewohntes Bild zeigt sich uns an diesem Morgen: der seit Tagen blaue Himmel ist heute weitestgehend wolkenbehangen. Die angekündigte Störung scheint ein Tag früher als erwartet reinzukommen. So lange es nicht regnet lassen wir uns aber nicht beeindrucken. Im Gegenteil: so ist es nicht ganz so heiss. Und auch heute wollen wir schliesslich vor dem „Rumhängen“ am Strand noch etwas sehen. Die „Kelowna Land & Orchard“ sind unser Ziel, um über den hier überall greifbaren Obstbau etwas mehr zu erfahren.
Wieder ein zeitlich knapp gehaltenes Frühstück, dann geht’s los. Radio an, um ein Update über die Feuersituation zu erhalten. Die Stimme des Moderators lässt uns sofort aufhorchen: da ist was passiert! Das grösste Feuer hat mittlerweile eine Grösse von über 4000 Hektaren erreicht! Weitere Gemeinden müssen evakuiert werden. Und andere werden in Evakuationsbereitschaft versetzt. Gespannt hören wir hin, und tatsächlich, auch der Bear Creek Provincial Park gehört zu den Teilen, die sich auf eine mögliche Evakuierung vorbereiten müssen. Das Feuer ist nur noch 9 Kilometer vom Okanagan Lake entfernt und ca. 20 Kilometer von unserem Campground.
Wir halten am Park-Eingang und sprechen eine junge Angestellte an. Sie glaubt es fast nicht und versucht uns zu erklären, dass wir es wohl nicht richtig verstanden hätten. Aber in diesem Augenblick wiederholt das Radio die Liste. Sie ist ziemlich geschockt und bedankt sich für die Info. Im Moment gäbe es nichts, was wir tun könnten, meint sie. Kurz darauf hängen die Rangers doch etwas aufgeregt am Telefon und erhalten wahrscheinlich genauere Instruktionen.
Wir entscheiden uns, vorsorglich noch unser Holz einzuladen, bevor wir losfahren. Wer weiss, vielleicht kommen wir ja nicht mehr zurück.
Die fast private Tour (nur noch eine weitere Familie ist anwesend) durch die Obstgärten der „Kelowna Land & Orchard“ ist sehr interessant. Hier werden vor allem Apfelbäume, aber auch Kirschen, Aprikosen, Pfirsiche, Birnen, Nektarinen und Pflaumen angebaut, total 250'000 (!) Bäumchen. Wir lernen auch, dass man Äpfel tätowieren kann (die „Fuji“-Äpfel, die dazu während des ganzen Reifungsprozesses in einem Sack gehalten werden). Weiter erfahren wir, dass auf dem Betrieb auch Apfelsaft und Apfelwein hergestellt werden, und wieder die grosse Besonderheit: Iced Apple Cider.
Die Tour erlebt man auf einem kleinen Zug, dessen Sitze aus Heuballen bestehen, und der von einem älteren, gelben Traktor (sehr pitoresk) gezogen wird. Während der Fahrt werden die Kinder dazu eingeladen, den Traktor zu lenken. Flavio, den man kaum noch halten kann, ist als zweiter dran, und er macht seine Sache recht gut, solange er nicht nach hinten zu schauen beginnt ... Als Letzter ist dann sogar auch Noah dran. Seine Augen muss man gesehen haben! Sie sprühen Funken vor Freude. Das hätte er sich nun wirklich nicht träumen lassen, er darf mit 3 1/2 den Traktor lenken. Er schwebt förmlich auf dem Weg nach vorne, und sein Gesicht trägt ein breites, uneingeschränktes Lachen. Was für ein Erlebnis für den kleinen Mann!
Als kleine Rahmengeschichte erfahren wir, dass sehr viel Wildlife in und um den Obstgärten wohnen und leben. Zu unserer grossen Überraschung auch viele grosse Schwarzbären. Damit hatten wir wirklich nicht gerechnet, dass in diesem heissen, nur noch spärlich bewaldeten Tal auch Bären anzutreffen wären. Daneben gäbe es auch verschiedenste Schlangenarten, offenbar aber keine gefährlichen.
Am Ende der Tour gibt’s einen leckeren Apfelsaft (immer ein Verschnitt mindestens zweier Apfelsorten), und Bea und Omar lassen es sich nicht nehmen, auch den Iced Apple Cider zu degustieren. Speziell, aber sehr fein! Vor allem der aus Braeburn und Ambrosia (eine lokale Apfelsorte) Äpfeln hergestellte, tut es den beiden an.
Das Wetter hält gerade noch so lange, dass es für einen kurzen Besuch des Streichelzoos und ein Gelato reicht. Der Regen ist für die Waldbrände sicher sehr willkommen. Allerdings sind es mehr gewitterartige Schauer, die mit starkem, unvorhersehbarem Wind einhergehen.
Kurze Lagebesprechung, aber es ist bald klar: wir ziehen weiter, ein Tag früher als geplant. Wir wollen das Risiko einer Evakuierung mit den Kindern nicht eingehen. Das Campground in Penticton, unser nächstes Ziel, hat für uns schon heute einen Platz frei. Perfekt! Auf der Rückfahrt zum Bear Creek Campground fahren wir dann noch an einzelne wunderschöne Villen vorbei. Mit ihren eindrücklichen von Pappeln gesäumten Aleen lassen sie sogar etwas „Toscana-Feeling“ aufkommen.
Beim Abmelden im Bear Creek stellen wir fest, dass wir nicht die Einzigen sind, die sich so entschlossen haben. Das junge Mädchen am Schalter kann einem wirklich leid tun. Sie sieht all die Leute mit ihren RV und Zelten einfach davonfahren. Sie kann nicht so einfach alles einpacken, wohnt sie doch noch 10 Minuten weiter nördlich, und somit näher am Feuer! Wir wünschen ihr alles Gute, mehr können wir wohl nicht tun. Ein bewegender Moment!
Die Fahrt südwärts auf dem Highway 97 ist von ständigem, mal stärkerem und mal schwächerem Regen begleitet. Die hügelige Strecke am Okanagan Lake entlang ist sehr abwechslungsreich und die Aussicht, zumindest dort wo sie nicht durch Wolkenschwaden eingeschränkt wird, ein Genuss. Allerdings ist das Feuer ständig in unseren Köpfen, vor allem dann, wenn wieder ein Helikopter über uns hinwegfliegt. Und die extreme Trockenheit kann man an jedem Hügelzug erkennen. Vor allem Flavio beschäftigt die Situation. Er löchert uns mit Fragen zum Feuer, seiner Entstehung und Entwicklung. Wir haben nicht auf alles eine Antwort.
Im Süden von Kelowna betreten wir „Wine Country“, dessen Herzstück das Gebiet rund um den kleinen Ort Naramata am östlichen Ufer des Okanagan Lakes bildet. Je mehr wir uns Penticton nähern, desto mehr säumen beeindruckende und wunderbare Cliffs aus Kalkgestein den rechten Strassenrand. Penticton selbst liegt dann zwischen zwei Seeen: dem Okanagan Lake im Norden und dem Skaha Lake im Süden, welche durch den kanalisierten Okanagan River verbunden sind. Im Übrigen liegt es, ähnlich wie Kelowna, in einem breiten Tal umsäumt von einem Meer höherer und niedrigerer Hügel, z.T. kleine Berge (es gibt hier sogar ein ziemlich grosses Skigebiet). Wunderbar anzusehen, wenn man so auf die Stadt zufährt. Allerdings: auch hier, alles sehr sehr trocken, trotz des momentanen Regens.
Mit gemischten Gefühlen fahren wir durch Penticton und danach dem Skaha Lake entlang noch etwas südlicher Richtung unserem Campground. Das Twin Lakes Golf Resort war nämlich das einzige, wo noch Platz für uns zu finden war. Hoffentlich ist es nicht zu sehr „golferisch“ ausgerichtet. Im zum Glück etwas nachlassenden Regen fahren wir an einer Vielzahl von Fruchtständen vorbei.
Bald einmal erkennen wir, weshalb das Twin Lakes Resort noch Platz hatte. Es liegt doch etwas ausserhalb von Penticton. Aber uns stört dies wenig, vor allem dann nicht, wenn die Fahrt dorthin so angenehm ist. Wir biegen in den Highway 3A (der westwärts führt und in knapp 400 Kilometern nach Vancouver führen würde) und fahren in die Hügel. Die Strecke ist ein ständiges Auf- und Ab und sehr kurvenreich, richtig spannend. Und die, auch hier sehr trockene Landschaft, eröffnet herrliche Aussichten.
All unsere stillen Befürchtungen betreffend dem Campground stellen sich als unnötig heraus. Es liegt wunderschön in den Hügeln, ruhig und entspannt, und die Führung ist einmal mehr von einer herausragenden Freundlichkeit. Wir fühlen uns sofort wohl hier.
Nach einem Fejitas-Schmaus profitieren wir vom stark verbesserten Wetter und machen noch einen ausgiebigen Abendspatziergang. Das tut richtig gut! Und wir treffen erst noch auf zwei grosse Rehe.
70. Tag
Freitag, 24. Juli 2009
Heute haben wir was ganz besonderes vor. Und das Wetter spielt mit. Einen Ride auf dem Okanagan River Channel! Herrlich und wirklich ein Genuss für Jung und Alt. Man nehme ein Gummiboot, eine Luftmatratze oder sonst eine aufblasbare und schwimmende Unterlage, gehe zum oberen Ende des Kanals und man lasse sich dann gemütlich runtertreiben. Was für eine Idee! Und für die Touristen gibt’s natürlich einen Verleih von Gummi-Reifen. Der Spass dauert eine gute Stunde, und wir sind alle hin und weg, nicht nur die Kids! Natürlich wird auch um das originellste Gefährt um die Wette gekämpft. Vom Piratenschiff über die schwimmende Insel bis zur Couch und dem Liegestuhl sieht man alles. Natürlich gibt’s auch die ganz einfachen, und zum Teil wird sogar eine ganze Kühltasche mitgeführt. Für das leibliche Wohl muss ja schliesslich auch gesorgt sein.
Die Rückreise besorgt dann ein Shuttlebus. Und da kommt schon fast „Brazil-Feeling“ auf! Der Bus stammt aus den 60-ern und laute Beach-Musik begleitet uns zurück zum Anfangspunkt. Ein wirkliches Spektakel. Die Reise nach Penticton lohnt sich schon fast nur deswegen.
Kurzes Picknick und dann ab an den Okanagan Beach. Sandstrand, Sonne, Wasser, Rutschen und Gelato! Richtiges Strandferien-Feeling, so wie am Meer, aber wir sind am See, also kein Salz in den Augen!
Zurück im Twin Lakes wird entschieden, heute kocht Papa, oder anders ausgedrückt, wir gehen auswärts ins Resort Restaurant. Sehr gutes Essen aber vor allem wieder eine ungemein freundliche Bedienung, die es dem Gast wirklich gut gehen lassen will. Sehr flexibel, auch was unsere Wünsche für die Kinder angeht und stets darum bemüht, unseren Aufenthalt angenehm zu gestallten. Ich kenne da ein paar Restaurants wo wir herkommen, die sich diesbezüglich mal weiterbilden lassen sollten!
Und weil die Kinder heute auch wirklich sehr angenehm waren und kaum Grund zur Zurechtweisung bestand, wird der Abend gleich doppelt genossen.
PS: Beim Duschen teilt sich Omar die Dusche mit einem kleinen Fröschchen. Auch mal ein Erlebnis.
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