Montag, 13. Juli 2009
Bye-bye Rockies - Okanagan wir kommen!
Wir sinds wieder einmal, und zwar aus Revelstoke, am "Ausgang" der kanadischen Rockies!

Der Sommer hat uns wieder, es ist heiss, und heute waren wir in einem wunderbaren See baden.

Es geht uns auch nach zwei Monaten weiterhin blendend. Die Kinder haben sich wieder deutlich beruhigt, und wir machen uns schon sorgen darum, dass in einem Monat alles vorbei sein wird!

Aber vorläufig geniessen wir soviel nur geht. Die Berge haben wir nun endgültig hinter uns gelassen, und wir freuen uns auf das Okanagan Valley, Früchte, hoffentlich Wärme, Seen, Baden, Wein und und und. More to come soon!

Hier unsere aktuellsten Reiseberichte, natürlich wie immer nur, für die die Zeit und Lust haben.

Un grande abbraccio,
Ongaro's on the road


51. Tag
Sonntag, 5. Juli 2009

Nun haben wir also einen Dachschaden! Nun gut, nicht wirklich wir, aber unser Arni. Und so kams dazu.

Wir entscheiden uns mal wieder für ein kanadisches Frühstück: Eier, Speck, Hash-Browns, Pancakes usw. Uns wurde auch wieder ein gutes, familienfreundliches Lokal in Drumheller empfohlen, aber leider ist es nicht ganz leicht zu finden. Vor der vermeindlich richtigen Adresse gibt es mal wieder keine Parkplätze, die gross genug wären, um Arni aufzunehmen. Omar lässt alle aussteigen und sucht einen geeigneten Platz, den er dann auch nicht weit weg findet, allerdings unter Bäumen. Er steigt aus, und schon sieht er Bea winken und rufen: „Wir sind falsch!“ Omar steigt wieder ein, um den Rest der Familie abzuholen. Alles wäre in bester Ordnung, wenn sich da nicht ein Ast in die Dachliste von Arni verklemmt hätte. Beim Wegfahren machts kurz „ratsch“, und die Liste ist verbogen und ca. 20 cm davon sind aus der Verankerung gezogen! Hätte schlimmer kommen können, aber dennoch, das gibt jetzt wieder Umtriebe. Kurze Aufregung, aber deswegen lassen wir uns den Urlaub auch nicht vermiesen.

Das Frühstück ist dann ausgezeichnet, und gestärkt fahren wir, etwas später als geplant, Richtung Südwesten: der Dinosaur Provincial Park ist unser nächstes Ziel.

Kurz vor East Coulee ein kurzer Halt um die dortigen Hoodoos zu bestaunen. Schade nur, dass auch hier gewisse Leute keine Grenzen kennen und keinen Respekt vor den Naturschönheiten zeigen. Es wir munter auf den Formationen geklettert. Wie soll man da Flavio und Noah erklären, dass sie das nicht dürfen? Wir sind dennoch beeindruckt von diesen steinernen „Naturskulpturen“.

Danach geht die Fahrt wieder eintönig und monoton durch das Hochplateau der Prärie weiter. Alles ist sehr, sehr trocken und braun, ziemlich trist, die Strasse ist kerzengerade, die Weite scheint unentlich, und die Landschaft ist von Weiden und Kühen sowie Bohrmaschienen geprägt. Es ist wirklich eher langweilig.

Doch plötzlich werden wir schlagartig aus unserer Lätergie geweckt: am Strassenrand weidet gemütlich eine Gabelhorn-Antilope und zwar ein sehr schönes Exemplar! Damit hatten wir nun wirklich nicht gerechnet. Und auf den nächsten Kilometern erspähen wir weitere Artsgenossen, allerdings nicht mehr so nahe an der Strasse. Echt cool!

Wir nähern uns dann langsam der grösseren Stadt Brooks. Hier ist das Umfeld etwas grüner, aber auch nur dank der Bewässerungsanlagen. Neben den Weiden sind vermehrt auch riesige Felder (v.a. Raps und Getreide) zu sehen.

Kurz vor dem Provincial Park schalten wir im Kleinstnest Patricia (höchstens 10 Häuser, aber auch ein Hotel mit einem Saloon-artigen Restaurant) eine Pause ein. Das Lokal ist sehr charakteristisch eingerichtet, ein Saloon wie man ihn aus den Wild-West-Filmen kennt eben, man fühlt sich sehr wohl, und die Leute sind sehr freundlich, obwohl sie alle Hände voll zu tun haben, denn sie erwarten eine geschlossene Gesellschaft von Golfern.

Bei der Einfahrt zum Dinosaur Provincial Park haben wir ein Deja-vue Erlebnis: wieder fällt die Strasse aus dem Nichts in ein Canyon, dass hier sogar noch grosser und ausgeprägter ist, als jenes bei Drumheller. Und wieder fliesst der Red Deer River darin. Er ist aber kaum zu erkennen, den Wasser führt er fast keins!

Wir beziehen unseren Platz und grillieren am offenen Feuer. Danach plumpsen wir alle sehr bald erschöpft ins Bett!

52. Tag
Montag, 6. Juli 2009

Die Nacht brachte den Regen, leider! Denn heute wäre der Fossil Safari Hike auf dem Programm gestanden. Aber der Regen hat das Terrain nicht begehbar gemacht. Zu viel Schlamm, zu schmierig ist der Boden, als dass man sich auf die geführte Tour durch das Gelände wo zahlreiche Saurierknochen und Fossilien gefunden wurden und nach wie vor werden, machen könnte. Die Enttäuschung ist gross, vor allem bei Flavio, aber eigentlich bei allen. Wir sind ja gerade deswegen bis hier hinunter gefahren. Eine Verschiebung auf den nächsten Tag ist nicht möglich, da die Tour dann schon ausgebucht ist.

Die Tourleitung zeigt sich dann aber von der Situation berührt und flexibel und erlaubt es, dass sich Omar und Flavio für den nächsten Tag für den Centrosaurus Bone Bed Hike einschreiben, obwohl dieser eigentlich strikte erst ab 7 Jahren offen ist. Hoffentlich klappts.

Angesichts der Situation, entschliessen wir uns, Brooks einen Besuch abzustatten. Während der 45-minütigen Fahrt durch die Prärie, erspähen wir in der Weite einen Kojoten und fahren an einer Büffelzucht vorbei.

Die Stadt ist dann nichts besonders Schönes, aber sie hat doch einiges an Outdoor-Aktivitäten zu bieten. Wäre dann nicht das schlechte Wetter, dass uns doch auch einmal eingeholt hat. Wir schaffen es knapp das Picknick im Freien zu beenden, da setzt der Regen ein! Also ab ins wirklich gut eingerichtete Hallenbad: Wellenbad, viel Spielzeug, dass zur Verfügung gestellt wird, ein Lazy-River, eine Rutsche. Wir sind begeistert und die Stimmung steigt wieder an!

Danach ein kurzer Halt um Proviant nachzufüllen. Bea schaffts kaum zurück ins „Haus“ als wir Zeugen eines weiteren Naturspektakels werden, auf das wir auch verzichtet hätten, aber trotzdem sehr spektakulär ausfiel. Der Himmel verdunkelte sich markant und zwar rasant. Es sind drei Wolkendecken zu erkennen: die erste ist dunkelgrau, die zweite schwarz und die dritte pechschwarz. Schwere Tropfen fallen, und dann geht’s richtig ab. Es giesst gewaltig und es ist einem wirklich nicht mehr wohl. Die Stimmung ist beänstigend! Wir entscheiden uns auf dem Parkplatz abzuwarten, bis das Schlimmste vorbei ist. Immerhin kommt trotz ein paar Körner kein Hagel auf. Und ein Blick auf die Leute rund um uns herum sagt uns, dass dies nichts Ungewöhnliches zu sein scheint. Die anderen nehmen die Situation recht gelassen wahr und gehen, so weit dies möglich ist, einfach weiter ihren Weg.

Nach einer Viertelstunde lässt der Regen geringfügig nach. Die Strassen sind zum Teil bereits recht stark überflutet, und als wir uns auf den Weg zurück machen, durchfahren wir halbe Seeen. Der Red Deer River hat in dieser kurzen Zeit das Doppelte an Volumen zugelegt. Unglaublich! Und jetzt setzt starker Dauerregen ein. Für die Landschaft sicher mehr als nur nötig!

Nachtessen im RV heute Abend. Weder Feuer noch Grill.

Träumt süss!

53. Tag
Dienstag, 7. Juli 2009

Die lange Fahrt!

Wir stehen bei leichtem Regen auf. Es hat die ganze Nacht lang stark durchgeregnet. Wie zu erwarten war, werden auch heute sämtliche Hikes ins Dinosaurier-Gelände abgesagt. Diesesmal sind wir aber besser darauf vorbereitet und auch Flavio konnte entsprechend auf dieses mögliche Szenario hin bearbeitet werden. Wir verkraften also die Absage, obwohl, wenn wir das gewusst hätten, hätten wir uns ein paar hunder Kilometer erspart.

Kurze Lagebesprechung, dann wir bestätigt: wir wollen weg von der Prärie, zurück in die Berge, bis nach Banff, und zwar so schnell wie möglich. Also wir heute durchgefahren! Ca. 350 Kilometer stehen auf dem Programm, was Tagesrekord bedeutet.

Die Sonne drückt und wir starten, kommen aber nicht weit. Schon beim Aufstehen hatte Bea Wasser am Boden von Arni bemerkt, es aber aufgetrocknet und sich nichts weiteres dabei gedacht. Nun aber, nach den ersten paar Kurven, ist der ganze Boden schon wieder nass! Halt um alles trocken zu machen und vor allem, um herauszufinden, woher das Wasser stammt. Nach längerer Suche wird festgestellt, dass es nichts mit dem Unfall vom Sonntag zu tun hat. Das Wasser kam von vorne, und zwar durch das Schlafabteil oberhalb der Führerkabine! Arni hat nun also nicht nur einen Dach- sondern auch noch einen Wasserschaden. Aber für den zweiten sind wir nicht verantwortlich. Das Fahrzeug hat ganz einfach irgendwo ein Leck.

Wir saugen also Wasser auf, legen die Matraze zum Trocknen, und versuchen alles so gut als möglich wieder in Ordnung zu bringen. Das ist nun wirklich ein Dämpfer! Wir glauben kaum, dass diese Angelegenheit rasch behoben werden kann. Hoffentlich, werden wir von weiterem starken Regen verschont.

Die Fahrt bis Calgary ist dann nicht besonders Spektakulär: Kurz vor Patricia erspähen wir in der Ferne einen weiteren Kojoten, in Brooks erhält Arni einen kleinen Service (Benzin, Propan, Pneudruck, Oelcheck), und dann geht es monoton durch die Prärie, die Dank des Regens immerhin grüner ausschaut heute, auf dem Trans-Canada Highway westwärts. Zunächst praktisch nur Weideland und grosse Kuhherden, so weit man sehen kann, dann vermehrt auch Felder. Wir fahren insbesondere durch ein Gebiet, das Weatland (Weizenland) genannt wird. Bei Calgary wird es immer grüner und hügeliger, und in der Ferne erspähen wir schon die Rockies.

Kurzer Halt in Calgary, wobei wir hier wieder vom Regen eingeholt werden, dann geht’s weiter Richtung Banff. Die Landschaft wird immer grüner, immer mehr Wald und Berge. Bei Canmore sind wir wieder Mitten in den Rockies. Diesen Streckenabschnitt kennen wir ja eigentlich schon. Von dieser Seite her ist er aber wesentlich spannender, hat man die Berge doch vor und nicht hinter sich. Trotz des Regens, der immer wieder einsetzt, geniessen wir diesen Teil der Fahrt und sind froh, die Monotonie der Prärie hinter uns gelassen zu haben.

Banff begrüsst uns mit ein paar Sonnenstrahlen (wir schlafen wieder im Mount Tunnel Village 2 Campground), obwohl auch hier der Himmel ziemlich bedeckt ist, und vor allem ist es sehr kühl. Die Kinder haben sich wirklich tapfer geschlagen, mussten sie doch die meiste Zeit im RV verbringen. Ein Kompliment, vor allem wenn man bedenkt, dass sie sonst nach wie vor schwer zu führen sind.

Zur „Belohnung“ gönnen wir uns nach dem Nachtessen einen weiteren Gang in die Upper Hot Springs, wo wir uns von den Strapazen der sehr langen Fahrt im heissen Wasser bestens erholen können. Danach wird wunderbar geschlafen.

54. Tag
Mittwoch, 8. Juli 2009

Der Morgen präsentiert sich freundlich. Bummeln und Shoppen in Banff ist angesagt! Wir geniessen ein paar gemütliche Stunden, inklusive Frühstück.

Danach, mit einsetzendem Regen, fahren wir los, mit Ziel Yoho National Park. Bis Lake Louise entscheiden wir uns für die Variante, Bow Valley Parkway (statt Trans-Canada Highway), die sich durch den Wald schlängelt und somit eher Wildlife-Erlebnisse verspricht. Wir fahren also gemähchlich die angenehme Strecke entlang, die Blicke in den Wald, um möglicherweise endlich einen Moose zu erblicken, aber für längere Zeit sind zwei Rehe das höchste der Gefühle.

Dann aber geschiet es: Wir fahren langsam einen Hügel hoch und, nein, kein Moose, aber ein Grizzly! Zumindest glauben wir, dass es einer ist. Am Strassenrand, vielleicht 5 Meter von uns entfernt. Keine weiteren Fahrzeuge. Wir können ihn also für uns geniessen, während er bei einem Baumstrunk im Boden krazt und offensichtlich nach etwas sucht. Danach fühlt er sich doch zu gestört, blickt hoch und rennt zurück in den Wald. Wir sind alle sprachlos und begeistert. Aber, war es nun wirklich einer der seltenen Grizzlies? Wir vergleichen unsere Fotos mit jenen in den Reiseführern und sind eigentlich fast sicher, dass es einer war. Dennoch beschliessen wir, die Bestätigung bei einem Ranger einzuholen. Und die erhalten wir in Field, dem Hauptort des Yoho National Parks! Fantastisch, ein solches Erlebnis lässt einem problemlos auch den Regen vergessen, der uns ununterbrochen, mal stärker, mal weniger stark, während der ganzen Fahrt bis hinunter nach dem Kicking Horse Pass, begleitet. Die Sichtung wird dann gleich auch der Parkleitung gemeldet. Es handelt sich um ein bereits registriertes Tier, hat es doch eine blaue Markierung am Ohr.

Danach beziehen wir bei nach wie vor anhaltendem Regen Quartier im Kicking Horse Campground, im Wald gelegen, am Fusse des gleichnamigen Passes und beim gleichnamigen Fluss. Schade, dass das Wetter nicht mitspielt, sonst könnte man das hübsche Campground noch besser geniessen.

Am späteren Nachmittag lässt der Regen nach, was einen kürzeren Spaziergang in der näheren Umgebung, inklusive privater Theater-Aufführung der Kinder exklusiv für Omar und Bea im kleinen Amphietheater des Campgrounds, zulässt.

Zurück bei Arni versuchen wir uns beim Feuermachen unter erschwerten Bedingungen: nasses Holz und immer wieder Regentropfen. Aber wir zaubern ein herrliches Feuer, welches uns das Zubereiten von leckerem Lachs auf dem offenen Grill zulässt. Mmmh, lecker! Noch am Mittag hätten wir nicht wirklich daran gedacht, ein solches Mahl zu geniessen.

Ein paar Spiele runden dann den Abend ab. Hoffentlich, kehrt das Wetterglück morgen wieder etwas zurück!

55. Tag
Donnerstag, 9. Juli 2009

Tatsächlich, die Sonne lacht, als wir die Vorhänge ziehen. Aber es ist wieder einmal empfindlich kalt, gerade mal 11 Grad Celcius im innern. Zum Glück gibt’s die Heizung.

Also nichts wie los: sich rasch anziehen, Frühstück und ab zum Takakkaw Falls, einem der höchsten Kanadas. Den eines haben wir bereits gelernt: mit zunehmender Touristendichte gibt’s nur eins, um weiterin ungestört die Sehenswürdigkeiten der Natur bestaunen zu können: früh dort sein.

Wir „höterln“ also die ständig aufsteigende Strasse entlang (von den 1330 Metern unseres Campgrounds geht’s sicher nochmals 200 Hohenmeter aufwärts), wobei zwei Kehren zu bewältigen sind, die für Arni nicht in einem Zug zu schaffen sind. Aber gemeinsam meistern wir sie mit Bravour. Die Gegend scheint für Wildlife-Begegnungen geeignet zu sein. Andererseits ist es eine Touristenstrecke, mit relatif viel Verkehr, die von den Tieren wohl eher gemieden wird. Dennoch, wir fahren bewusst langsam und versuchen im Wald, der dicht auf beiden Seiten der Strasse steht, etwas zu erkennen. Die Stimmung ist gut, aber eher schläferig. Plötzlich ein Ausruf: „Moose! Moose!“, von Bea. Omar reagiert erst beim 2. Mal, denn er denkt zunächst an einen Scherz. Schnell merkt er aber, dass Bea wirklich ganz aus dem Häuschen ist.

Wir kommen ca. 40 Meter nach dem Sichtungsort zum Stehen, Bea springt mit Fotoapparat aus dem Wagen, und Omar versucht Arni langsam zurück zu manövrieren. Das geht aber viel zu lange. Also Warnblinker, abstellen und raus, mit Kindern. Wir stehen sehr schräg auf der Strasse, aber der Zweck rechtfertigt die Mittel.

Und da steht er also tatsächlich, in einer kleinen Lichtung, und geniesst das vom Regen nasse Gras. Er lässt sich durch unsere Anwesenheit nicht stören, wie wenn er genau wüsste, dass wir ihm ohnehin nicht zu nahe kommen können. Ein schönes Exemplar. Ein Männchen mit wunderbarem Geweih, allerdings ein Junges, noch nicht voll ausgewachsen und daher kein Riesenbulle. Was für ein Erlebnis! Vor allem Bea braucht Stunden um sich zu erholen ...

Nach langem warten und hoffen, haben wir es nun also doch noch erleben dürfen: die Begegnung mit einem Moose! Wieder einmal fantastisch. Und er lässt sich Zeit, sodass wir ihn wirklich über mehrere Minuten beim Essen beobachten können. Ruhig und gelassen. Das kostet Omar ein Delux-Nachtessen, denn er hatte ein Kopfgeld auf den Moose ausgesetzt, und die Kinder erinnern sich sofort daran.

Bester Laune erreichen wir wenig später unser eigentliches Ziel. Tatsächlich sind wir fast alleine und können so denn rund einen Kilometer langen Spaziergang zum Fall richtig auskosten. Wir baden unsere Füsse im eiskalten Yoho-River, kurz nachdem das Wasser den Riesenfall hinter sich hat, klettern auf grosse Steine, geniessen die Aussicht, kurz: aus dem, was ein kurzer Aufenthalt hätte werden können, machen wir ein gut stündiges Erreignis.

Der Takakkaw Falls selbst verdient sich seinen Namen („the Magneficient“) vor allem auch dank der Lage und der Einbettung in die Bergwelt der Rockies. Rundherum sind verschiedene kleinere und mittlere Gletscher auszumachen, insbesondere der Yohogletscher.

Was für ein Morgen! Und als wir den Fall bereits wieder verlassen ist der Parkplatz nun voll. Gut gemacht!

Nächste Station: Lake Louise. Wie bereits früher mal angetönt ist der Ort ein Retortendorf, das vorwiegend aus Hotels, Lodges und Resorts besteht. Also nichts zum verweilen. Aber die beiden nahe gelegenen Seen sind kleine Bijoux, und denen möchten wir uns widmen.

Zunächst steuern wir den Moraine Lake an (der übrigens hinten auf Arni abgebieldet ist). Das Wetter hält sich bestens, was uns erlaubt, einen längeren Spaziergang am Ufer des Sees anzutreten (Flavio und Omar machen zuerst noch einen kurzen Abstecher auf einen längeren Trail, der über ein Bergsturtzgebiet führt, und somit eher beschwerlich über Steinbrocken angelegt ist. Nach ca. einer halben Stunde machen sie Kehrt). Auch dieser See besticht durch seine Farbe, herrliches Turquis, vor allem wenn die Sonne drauf scheint. Und die Einbettung ist einmal mehr vom feinsten. Mächtige Bergkollose, verschiedene Gletscher und der Wald, verleihen diesem Ort viel Charm. Wir geniessen auch diesen Aufenthalt und verspühren keine Eile weiter zu gehen. Was kein Fehler war, wie sich gleich herausstellen sollte.

Danach bleibt eigentlich nicht mehr viel Zeit für den viel berühmteren Lake Louise. Wir fahren hoch, und das erste, was uns stört, ist der „Klotz“ der vor dem See steht. Ein Nobelhotel in Schlösschenform. Auch sonst vermag der Lake Louise aus unserer Sicht nicht mit dem Moraine Lake mitzuhalten. Sicher, er liegt vor dem imposanten Victoria Glacier, der an seiner dicken Vorderseite 80 Meter (!) misst, sonst aber ist das Umfeld einfach weniger einladend als jenes des Nachbarsees.

Nach diesem kurzen Aufenthalt am Lake Louise verlassen wir nun endgültig den Banff National Park und kehren in den Yoho zurück auf unseren Campground am Kicking Horse River. Trotz aufkommender Wolken bleiben wir optimistisch und, während die Kinder spielen, zünden wir ein Feuer. Aber als es schön brennt, beginnt es tatsächlich stark zu regnen. Somit endet also auch unser zweiter Abend auf diesem einladenden Campground leider im RV. Trotzdem: dies war sicher einer der vielen sehr gelungenen und aufregenden Tage!

56. Tag
Freitag, 10. Juli 2009

Unsere Tage in den wunderbaren Rockies sind nun endgültig langsam aber sicher gezählt. Aber den Emerald Lake, eine weitere Perle des Yoho National Park, wollen wir uns nicht entgehen lassen.

Trotz Bewölkung (gemäss Wetterbericht hätte die Sonne scheinen sollen!) machen wir uns wieder frühzeitig auf den Weg. Keine Wildlifebegegnungen heute Morgen, aber wir sind wieder fast die ersten vor Ort. Herrlich diese Stille. Der See präsentiert sich verträumt und in einem fantastischen turquis Ton. Einmal mehr eingebettet in eine fantastische Berglandschaft, verschiedene Gletscher sind in den höheren Lagen auszumachen. Gleich am See wurde eine ziemlich umfangreiche Lodge aufgebaut, aber sie ist sehr schön in die Umgebung eingegliedert, sodass sie kaum störend wirkt.

Das Wetter wird besser, weshalb wir uns für den Seerundgang entscheiden. Knapp 6 Kilometer, für die meisten ein längerer Spaziergang, für Noah eine Wanderung. Vor allem dann, wenn, wie hier, gut 2/3 der Strecke sehr sumpfig und nass sind. Aber Dank „den grossen Sümpfen und dem Specht Pitschalein“ (L. Bardill), meistert er diese Aufgabe einmal mehr bravourös. Und wenn doch mal eine Wurzel zuviel rumliegt und ein Sturz nicht mehr zu vermeiden ist (nur zwei Mal), so hat Mamma Bea stets ein „Trösterli“ bereit, der neue Kräfte freimacht. In zwei Stunden ist er am Ziel.

Flavio und Omar schalten noch eine Zusatzschlaufe ein und laufen den Steilen Pfad zum Emerald Bassin hoch. Der Aufstieg ist wirklich anstrengend und die angegebene Distanz wohl eher knapp gemessen. Aber es macht Spass durch den dichten Wald zu marschieren. Der Weg führt an einen kleineren Gletscher heran, der aber doch weit entfernt bleibt. Trotzdem liefert er Spannung, sowohl optisch als auch akkustisch. Ja, ca. auf halbem Weg donnert es gewaltig, aber weit und breit sind keine Gewitterwolken zu sehen. Es muss sich um das Abspalten eines Gletscherteils handeln. Ein beeindruckendes Erlebnis, auch wenn man es nur hören und nicht sehen kann. Ausser einem Eich- und einem Streifenhörnchen sind keine Tiere zu erspähen. Bärenkot liegt aber mindestens zweimal auf dem Pfad. Weit sind sie also nicht. Der Abstieg erfolgt dann in „Kim Possible“ Manier rennend und springend. Das war nun wirklich kein Spaziergang mehr sondern vielmehr eine echte Wanderung.

Müde aber zufrieden über das Erlebte setzen wir uns in den RV und fahren zurück Richtung Trans-Canada Highway. Kurz bevor die Bergstrasse in den Highway mündet sehen wir uns noch die natürliche Brücke über den Kicking Horse River an. Der Fluss ist gerade daran ein Canyon zu bilden, hat allerding erst eine kleine Lücke geschafft. Somit könnte man den Fluss an dieser Stelle auf natürlichem Wege über eine „Brücke“ überqueren. Die Stelle ist idyllisch, und Bea sowie die Kinder lassen es sich nicht nehmen, kurz bevor das Wasser an Strömung gewinnt aber sehr knapp vor dem Beginn des neuen Canyons, die Füsse in den eiskalten Fluss zu baden. Für einmal verzichtet Omar auf das „Vergnügen“.

Danach geht’s endgültig weiter Richtung Golden, unser heutiges Überbrückungsziel. Die direkte Fahrt bis nach Revelstoke wollen wir uns nicht antun.

In einem beeindruckenden Canyon fällt der Trans-Canada Highway teils sehr steil, um von den 1330 Metern bei der natürlichen Brücke auf geschätzte 600 bis max. 800 Meter hinunter zu kommen. Die letzten Riesen der Rockies winken uns ein Wiedersehen, und der Blick schweift noch einmal an verschiedene mittlere und kleinere Gletscher hoch oben vorbei. Dazu ist der Kicking Horse River unser Begleiter. Eine nennenswerte Besonderheit der Strecke ist zudem, dass wenn ein Felsen „im Wege stand“, dieser beim Bau der Strasse einfach bis ganz nach oben gesprengt wurde. Man hat sich also nicht die Mühe gemacht und Tunnels gebaut.

An einer hübschen „Rest Area“ direkt am Fluss machen wir halt für ein kurzes Picknick. Eigentlich nichts Aufregendes. Die Kinder wollen unbedingt mit dem Ball spielen, was ihnen gestattet wird, sofern sie nicht zu nahe an den Fluss kommen. Bea bereitet alles vor und Omar nutzt die Gelegenheit um sich zu entspannen. Plötzlich laute Schreie von Flavio. Bea denkt schon, Noah sei in den Fluss gefallen und macht sich für eine Rettungsaktion bereit. Omar wird aus dem Halbschlaf gerissen, aber ihm ist sofort klar um was es geht: der Ball schwimmt im Fluss, oder besser, im Bach, der bald in den Fluss mündet. In einem tollkühnen Rettungsversuch ohne Rücksicht auf Verluste gelingt es Omar den Ball zweimal leicht zu streifen, aber trotz nasser Füsse entgleitet ihm der Ball definitif, und er schwimmt auf dem Kicking Horse River gemütlich davon! Tragödie. Die Kinder, vor allem Flavio, sind nicht mehr zu trösten und weinen jämmerlich. So traurig kann ein gemütliches Picknick enden.

Ohne weitere Zwischenfälle erreichen wir dann am späteren Nachmittag Golden, wo wir im einfachen Golden Municipal Campground unterkommen. Etwas Spielplatzzeit für die Kinder, ein Feuer, ohne jedoch zu grillieren (Flavio darf immerhin ein paar Marshmallows braten), danach heisst es für die Kids ab ins Bett, während Bea und Omar einen weiteren herrlichen Abend am Feuer verbringen. Aber Achtung: Moskito-Alarm schaltet auf Stufe orange! Sie sind leider zurück.

57. Tag
Samstag, 11. Juli 2009

Der Tag an dem wir den Rockies Lebewohl sagen! Das Tal von Golden bis zum Fuss des Rogers Pass erlaubt den Blick auf die letzten wirklichen Berge, dann werden sie immer niedriger. Sonst ist es aber nicht sonderlich beeindruckend, sehr touristisch angelegt, mit vielen Lodges und Resorts.

Als die Strasse zu steigen beginnt, ändert sich dies aber schnell. Viel Wald, weisse Gipfel und schöne Sicht auf die Täler. Die Strasse ist kurvenreich und daher interessant zu fahren. Wir erreichen die Passhöhe und mit ihr den Zeitzonen-Wechsel. Etwas weiter unten liegt dann der Ort Rogers Pass. Wir befinden uns nun im Glacier National Park, obwohl Gletscher sind vom Highway aus bis hierhin keine zu sehen. Dass es aber immer noch winterlich zu und her gehen muss verrät uns eine Tafel, die darauf aufmerksam macht, dass weite Teile des Parks wegen Lawinensprengungen geschlossen sind.

In Rogers Pass machen wir beim Park Information Centre Halt. Auf einem kurzen Spatziergang um die Beine zu vertreten erfahren wir die wichtige Rolle, die die Eisenbahn Ende des 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts hier gespielt hat, beziehungsweise welchen Gefahren sie ausgesetzt war. Wir sind hier im Zentrum eines massiven Lawinengebietes!

Bei der Weiterfahrt erspähen wir doch noch einige Gletscher, wobei einer besonders beeindruckend ist. Dies nicht aufgrund seiner Grösse, sondern dadurch dass man im Felsen, auf welchem er vor seinem Rückzug gelegen hatte, das Gefühl hat, einen „versteinerten“ Gletscher zu erblicken.

Die Strasse fällt, die Berge werden flacher, und schliesslich erreichen wir Revelstoke. Ein kleiner Markt findet gerade statt, ohne dass er uns mit etwas besonderem anziehen könnte. Unser Besuch fällt dementsprechend eher kurz aus. Das Campground, welches wir uns ausgesucht haben, trägt den zu uns passenden Namen: „Noah’s Ark Resort“ und liegt ca. 30 Kilometer westlich von Revelstoke. Die Leitung ist sehr freundlich und zuvorkommend und die Anlage sehr kinderfreundlich angelegt. Wir kommen zeitig an, beziehen unseren Site und geniessen einen sehr angenehmen Nachmittag mit hochsommerlichen Temperaturen. Zur Freude unserer Kinder hat es viele Spielkammeraden. Schade nur, dass es sprachlich nicht ganz so einfach ist, miteinander zu kommunizieren.

Vor dem Nachtessen gibt es Gratispopcorn für die Kinder und alle, die es wenigstens ein bischen geblieben sind. Eine herrliche Grillade und Entspannung am Feuer runden einen gemütlichen und erholsamen Tag erfolgreich ab.

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