... newer stories
Sonntag, 5. Juli 2009
Canadian Badlands
ongaros, 22:23h
Ciao miteinander!
Die Rockies sind zwar fantastisch schön, aber mit Internetanschluss klappt es noch gar nicht (was grundsätzlich ja nichts Schlechtes ist). Deshalb der längere Unterbruch unserer Berichte.
Im Moment sind wir östlich von Calgary, in den Badlands. Wollten wir ursprünglich nicht anreisen, aber die Dinos haben es uns und vor allem den Kindern angetan (vgl. Berichte unten).
Es geht uns nach wie vor ausgezeichnet und wir erleben sehr viele spannende und aufregende Sachen.
Hoffen, bei euch sei auch alles bestens in Ordnung.
Für die, die Lust haben, wie immer hier die Reiseberichte. Sind etwas viele, da wir sie erst jetzt aufladen konnten.
Und ja, das mit den Bildern wird wohl nichts. Aber Diashow bei uns nach unserer Rückkehr ist sicher auch nicht schlecht, oder?
Gruss und Kuss an alle
Flavio und Noah mit Beatrice und Omar
38. Tag
Montag, 22. Juni 2009
Nachdem wir von herrlichen Sonnenstrahlen wachgekitzelt werden (eigentlich war es mehr Noah, der „mi scappa la pipi papà“ rief), entscheiden wir uns dafür, einen weiteren Tag in der Gegend zu bleiben und keine grossen Sprünge zu machen. Will heissen: Wir fahren nach dem Frühstück und ein paar Runden auf dem Spielplatz wieder nach 100 Mile House. Bea erledigt einige Besorgungen während Omar und die Kinder im Centennial Park zuerst einen weiteren ausgiebigen Spatziergang machen und danach mit Spielen und Lachen den Nachmittag einläuten.
Bea wieder abholen und danach in einem wirklich hübschen Kaffee was trinken, bevor wir frühzeitig zurück im Bonanza sind.
Und nun muss Omar sein Versprechen einlösen. Er hatte am Vorabend erklärt, er werde, sofern das Wetter am Morgen gut sei, im Horse Lake baden. Ganz schlechte Idee! Flavio und Noah erinnern sich gut daran, und obwohl das Wetter mittlerweile eher Regen als weiteren Sonnenschein verheisst, wird aufs Baden gepocht. Und was macht man nicht alles für die Jungs. Beatrice erkennt auf jedenfall Omar nicht mehr. Der stapft tatsächlich waghalsig in den kalten See, der heute sicher nicht mehr als 15 Grad „warm“ ist. Flavio wagt dann den Gang ins Wasser über die Rutsche doch nicht ganz, taucht aber doch mit Omar ein paar Mal bis zum Hals ab. Und sogar der kleine Noah will ins Wasser und springt mit Papà einmal so herum, dass auch er bis zum Hals im Wasser ist! Coole Angelegenheit, aber es machte doch riesig Spass. Das Beste kam übrigens noch: Omar durfte natürlich als letzter duschen. Bis dann war der mit Warmwasser aufgefüllte Tank im RV leer und das Wasser dementsprechend wieder „angenehm“ kalt ...
Bea zaubert danach ein weiteres herrliches Feuer. Wir geniessen das BBQ, spielen und erzählen uns geschichten, bis die Kinder vor Erschöpfung fast umfallen. Als sie dann schlafen, geniessen die Grossen einen wirklich sehr angenehmen, wenngleich ziemlich frischen Abend am Lagerfeuer. Lediglich ein „springendes“ Stück Glut, dass den Weg zu Beatrices Kragen findet, mag die Idylle mit Blick auf den See und schönem Sonnenuntergang zu stören. Glücklicherweise geht alles gut aus, mit Ausnahme des Brandlochs auf der Innenseite des Lieblingsoberteils von Bea.
PS: Übrigens gut, dass wir dieses Tagebuch schreiben. So können wir uns wenigstens einigermassen daran erinnern, was jeweils für ein Wochentag ist!
39. Tag
Dienstag, 23. Juni 2009
Für unsere Verhältnisse erstaunlich früh sind wir bereit, um das Bonanza Resort am wunderbaren Horse Lake zu verlassen. Die Horse Lake Road ist kurvenreich, verläuft Mitten im Wald und erlaubt nur selten einen Blick auf ein Haus. Schliesslich erreichen wir den Highway 24, der uns weiter ostwärts führen wird. Auch er ist ausnahmsweise nicht einfach bolzengerade sondern ziemlich kurvig. Viele grosse Ranches reihen sich hier aneinander, wobei etliche auch Ranchferien anbieten. Grosse Weiden soweit das Auge reicht, dann wieder Wald. Die zahlreichen mit Baumstämmen beladenen Trucks erinnern uns daran, dass auch hier weiterhin geholzt wird, und als die Strasse nach dem Lac des Roches eine Anhöhe von mehr als 1300 Metern erreicht hat, können wir auch die zahlreichen Rodungsflächen sehen.
Und, beinahe vergessen, eine Vielzahl von kleineren und grösseren Seeen bedeckt auch diese Gegend, die für Fischer ein weiteres Mal ein Mekka sein muss. Kein Zufall also, dass man hier von der Interlakes Area spricht.
Wir geniessen also die wirklich kurzweilige Fahrt Richtung Osten, als wir kurz nach Bridge Lake, am Kopf des Lac des Roches auf eine Tafel mit der Aufschrift „Cappuccino on the Lake?“ stossen. Wir fahren daran vorbei, schauen dann aber zurück und sehen das sehr schmucke Holzhaus direkt am See mit grossem Spielplatz. Keine Frage, da müssen wir hin und die Sonne geniessen. Für die Kinder ist eh jede Fahrpause höchst willkommen. RV wenden und ab.
Das Resort wird von einem italienischen Ehepaar geführt. Sie freut sich unglaublich über unseren Besuch und beginnt zu tratschen und quatschen und will uns fast nicht mehr gehen lassen. Wir geniessen den Illy Cappuccin0 und den Latte sowie den offerierten Apfelkuchen. Die Pause tut uns gut, und der Ort ist wirklich ein kleines Bijou, vor allem wenn wie heute die Sonne so schön scheint.
Dann steigt die Strasse an, auf über 1300 Meter, viele Kurven und Steigungen, aber wunderschöne Umgebung. Von oben kann man das ganze Tal überschauen, mit einem wunderbaren Fluss in der Mitte und verschiedenen Seeen. Im Hintergrund schneebedeckte Berge. Was für ein Streckenabschnitt zum träumen und geniessen.
In Little Fort zweigen wir in den Highway 5 nordwärts ab, mit Ziel Clearwater und vor allem Wells Gray Provincial Park und seine Wasserfälle. Der imposante und viel Wasser führende North Thompson River ist nun unser Begleiter.
Im Tourist Information Centre erkundigen wir uns, unter anderem, wie es mit einem Platz auf dem direkt im Park liegenden Pyramid Campground aussehen könnte. Von diesem wird uns aber wärmstens abgeraten: dort herrsche zurzeit Moskito-Alarm Stufe rot. Stattdessen wird uns der North Thompson Provincial Park empfohlen, der kurz vor Clearwater liegt und eine gute Ausgangsstation für die Besichtigung der Fälle und des Wells Gray sei. Wir sind für die Warnung natürlich sehr dankbar und beziehen eine schönen Platz im empfohlenen Park. Es hat kaum andere Leute, ist wirklich schön gelegen, und, wichtig, hat einen super Spielplatz für die Kids.
Vorher entscheiden wir uns aber für einen Besuch des ersten der drei grossen Wasserfälle, die Spahats Falls, der lediglich 5 Fahrminuten von Clearwater entfernt liegt.
Nach einem kurzen Fussmarsch von 3 Minuten vom Parkplatz bis zum Fall sind wir alle fasziniert. Ein wunderschöner Fall. Das Wasser springt zuerst von der Seite ein paar Meter in einen natürlichen Pool, und von dort, wie aus einer Höhle und im Verhältnis zum kleinen Sprung in einem rechten Winkel, dann in die Tiefe. Wirklich spektakulär!
Hier treffen wir auf alte Bekannte aus der Ten-ee-ah Lodge, Giuseppe und Nadine. Sie waren bereits ganz hinten im Park, werden also weiter Richtung Jasper fahren. Ein höchst willkommenes Wiedersehen. Vor allem Flavio freute sich sehr.
Danach lassen wir es uns gut gehen. Pause auf der Terrasse eines wunderschönen im Grünen liegenden Kaffees, dann Lagerfeuer im Campground und das übliche, ausgezeichnete BBQ, welches für die Grossen wiedermal um einiges länger dauert als für die doch erschöpften Kleinen.
40. Tag
Mittwoch, 24. Juni 2009
Heute soll nun also der Wells Gray Provincial Park umfassend erkundet werden, wobei natürlich eine kindergerechte Variante ausgesucht wurde.
Bei durchzogenem Wetter fahren wir hoch in den Park, umsäumt von Wäldern. Immer wieder öffnet sich zu Beginn der Strecke der Blick auf die Ebene und den Clearwater River. Eine sehr angenehme, ziemlich kurvenreiche Strecke führt uns immer weiter in den Park, gelegentlich auch vorbei an schöne Ranches. Je weiter wir fahren, desto rauher und wilder wird es um uns herum. Leider gilt dies auch für die Strasse, die mit Schlaglöchern gesäumt ist und nur ein sehr gemächliches Tempo zulässt. Aber das macht auch nichts, mehr Zeit um sich umzuschauen. Zum Teil sind die Steigungen extrem, und unser RV kommt schön ins Schwitzen. Schliesslich überquert die Strasse den Clearwater River. Die Brücke nimmt uns den Atem: ob die wohl hält? Unten brausen imposante Wassermassen durch. Wir kommen wohlbehalten auf der anderen Seite an. Da war doch etlicher Nervenkitzel dabei!
Als wir endlich den Parkplatz beim Alice Lake erreichen, ist der Himmer sehr dunkelgrau. Wir bleiben dennoch guter Dinge und machen uns auf, um den See auf dem entsprechenden Spatzierweg weiträumig zu umkreisen. Unsere Feinde Nummer 1, die Moskitos, sind auch zahlreich erschienen. Wir waren ja aber gewarnt worden, sodass wir gut ausgerüstet zum RV aussteigen. Standardausrüstung wie folgt: lange Hosen, in die Socken gestopft, T-Shirt oder Sweatshirt, je nach Gusto, Regenjacke, Käppchen und Kapuze hochgezogen. Zudem Hände möglichst in den Taschen und die besonders gefährdeten Stellen mit Spray präpariert. Das wirkt sehr gut, mit einer Ausnahme: der arme Noah (schonwieder er!) wird belagert, und am Abend werden wir mindestens 15 neue Stiche an seiner Stirne zählen. Zum Glück sind wir inzwischen auch bezüglich Behandlung gut ausgerüstet.
Abgesehen von den Mücken ist der ca. zweistündige Spatziergang ein Genuss pur, ein weiteres aufregendes Erlebnis. Durch dichten Regenwald laufen wir dem schmalen, einmal mehr sehr schlecht beschilderten Pfad entlang, entdecken wunderbare Düfte, schöne Blumen und immer wieder auch Elchkot, ohne jedoch auch nur den Hauch eines Moose zu Gesicht zu bekommen. Flavio ist in seinem Element. Er liebt solche Ausflüge einfach. Noah schlägt sich tapfer, mal schneller mal langsamer, aber wenn man die Verhältnisse bedenkt, insbesondere auch der immer stärker werdende Regen, so hat er eine fantastische Leistung erbracht. Er geht die ganze Strecke alleine!
Kurz vor Ende des Rundganges laufen wir an der zerfallenden Ray Farm vorbei, wo anfangs bis Mitte des letzten Jahrhunderts die Rays ihr Leben in ziemlicher Abgeschiedenheit bestritten.
Auf dem Weg zurück in den North Thompson Provincial Park machen wir bei den beiden anderen Wasserfällen halt. Wiederum ist der Marschweg jeweils nicht länger als fünf Minuten, und wir bleiben sogar von weiterem Regen verschont. Nicht aber vom Kampf mit den Moskitos. Vor allem beim ersten der beiden Fälle, den Helmcken Falls, werden wir regelrecht angefallen.
Der Fall ist dann aber atemberaubend! Fast 140 Meter tief saust das Wasser an dieser Stelle im freien Fall, erzeugt eine riesige Gist und hat ein beeindruckendes Landschaftsbild geschaffen. Schwer in Worte zu fassen, man muss es einfach mal gesehen haben. Der Kampf mit den Mücken hat sich auf jeden Fall gelont.
Die Dawson Falls sind die mit Abstand am wenigsten spektakulären des Trios. Sie erinnern etwas an den Rheinfall im Kleinformat.
Zurück im Campground werden wir von Bea und ihren Fejitas verwöhnt. Heute leider kein Feuer, es regnet zeitweise doch recht heftig.
41. Tag
Donnerstag, 25. Juni 2009
Wir setzen unsere Reise Richtung kanadische Rocky Mountains nordwärts auf dem Highway 5 fort, wobei wir wettermässig, wie sich bald einmal zeigen würde, wieder auf der glücklichen Seite liegen. Wir starten nämlich mit viel Regen, aber noch bevor wir Vavenby (das zweite kleine Dörfchen, dass auf unserem Weg liegt) erreicht haben, grüsst uns schon wieder die Sonne zwischen den Wolken hindurch, und es wird immer besser.
Landschaftlich viel Wald, gelegentlich eine Ranch, und die Strasse steigt langsam aber stetig an. Kurz nach Avola (ein weiteres „Nest“ auf der Landkarte, dass übrigens nichts mit sizilianischem Wein zu tun hat), werden wir von einer Tafel darauf aufmerksam gemacht, dass wir uns jetzt doch langsam im Hochgebierge befinden: „High Mountain Road – Sudden Weather Changes“. Blue River ist dann für lange Zeit das letzte Dorf, dass wir passieren, dann gibts bis Valemount, dem Bezirkshauptort, nur noch ansteigende Strasse und Wald. Und was für Wald: zwar schön anzusehen, wenn so viele rostrote Tupfen den Nadelwald schmücken. Bei näherem Betrachten stellt man aber fest, dass sämtliche so gefärbte Bäume tot sind. Sie sind dem Borkenkäfer zum Opfer gefallen. Ein erschreckendes Bild! Angeblich sind 40% aller Nadeläume in dieser Gegend davon betroffen, und wenn man so in den Wald schaut, hat man keine Mühe es zu glauben.
Danach aber ein grosser Lichtblick: Valemount, das Tor zu den kanadischen Rockies, ist sehr hübsch und einladend. Wir hatten mit einem kleinen verschlafenen Nest gerechnet und finden ein sehr lebendiges und vor allem sensationell auf einem breiten Hochplateau gelegenes Städtchen vor. „Let the Mountain move you“ ist hier das Motto, welches am Stadteingang gross aufgeführt ist. Und man hat keine Mühe sich dem hinzugeben. Gerne verbringen wir einige sonnige Stunden hier, die Kinder können sich austoben, die Grossen die Aussicht auf die ersten Berge geniessen, und später in einem supergemütlichen Kaffee finden alle was Passendes zum Schlemmen!
Wir haben doch schon gut zwei Fahrstunden hinter uns, weshalb wir nicht wirklich noch weit fahren möchten. Aber etwas näher an Jasper wollen wir uns doch bringen. Eine Tafel macht uns darauf aufmerksam, dass hier oft und viel Schnee liegt: „Avalanche Country“. Kurz nachdem wir wieder auf dem Yellowhead Highway unterwegs sind, stossen wir auf das Robson Shadows Campground, wo wir ein wunderbares Plätzchen direkt am Fraser River (ja, wir haben unseren Freund wieder!) beziehen können. Und vor allem, wie es der Name schon sagt, liegt dieses Campground im Schatten des höchsten Berges der kanadischen Rockies, dem Mount Robson und seinen knapp 4000 Metern. Imposant schaut er auf uns herunter. Allerdings, wie so manch anderer vor uns, werden wir nicht mit einem „Totalportrait“ beglückt. Die obersten 1000 Meter liegen in dicken Wolken gehüllt. Offenbar soll es nur 4 Tage im Jahr geben, an denen sich keine Wolken an diese hohe Wand klammern. Trotzdem, der Platz und der Ausblick sind beeindruckend.
Hamburger und Fish and Chips zum Dinner, um unsere Köchin zu schonen und für einmal nicht abzuwaschen. Ein kleines Restaurant auf dem Camp erlaubt uns das.
42. Tag
Freitag, 26. Juni 2009
Jasper, wir kommen! Wir freuen uns riesig auf die Rockies. Wir lassen also Mount Robson, der sich auch heute Morgen früh leider bedeckt zeigt, hinter uns und fahren am Fraser River entlang (der beim Yellowhead Pass seinen Ursprung hat), vorbei am Moose Lake (nach wie vor Fehlanzeige betreffend Mooses!) und dem sehr kleinen Lake Lucerne in Jasper ein. Wirklich ein sehr hübsches, freundliches und angenehmes Städtchen, dass uns alle sofort in seinen Bann zieht. Zuerst beziehen wir aber auf dem Whistlers Campground, der trotz seiner 781 (!) Sites wirklich sehr schön angelegt ist, unseren Platz. Das Campground ist unglaublich gut besetzt, sodass wir uns glücklich schätzen, ein Plätzchen zu bekommen.
Danach zurück ins Städtchen für einen ersten Entdeckungsspatziergang, Wäsche erledigen, Tourist Info aufsuchen.
Mit den Kinder ist es leider seit zwei Tagen alles andere als einfach. Es ist ein ständiger Kampf, und der setzt sich leider auch heute Nachmittag fort. Deshalb kommen wir nicht wirklich dazu, die imposante Kulisse Jaspers und seiner Berge richtig zu geniessen. Aber nichtsdestotrotz, was wir hier zu sehen bekommen ist wirklich atemberaubend schön. Und das ist ja erst der Anfang!
Zurück auf dem Campground treffen wir, man glaubt es kaum, erneut auf unsere nette Bekanntschaft aus der „Ten-ee-ah“ Lodge: Nadine und Giuseppe fahren an uns vorbei. Ihr Urlaub ist beinahe fertig. Aber bei einem gemütlichen und entspannten gemeinsamen Grillierabend am Feuer, der mit langem Plaudern bis spät in die Nacht fortgesetzt wird, vergessen sie das für ein paar Stunden. Wirklich ein sehr gelungener Abend!
PS: Super, hier in Jasper gibt es endlich keine Stechmücken!
43. Tag
Samstag, 27. Juni 2009
Heute steht eine kleine Wanderung auf dem Programm, wobei wir immer daran denken müssen, dass Noah erst 3.5 Jahre alt ist und somit was für uns ein Spatziergang erscheinen mag, für ihn bereits eine riesen Strecke darstellt.
Wir wollen das Valley of the Five Lakes erkunden, was sich offenbar auch mit Kindern sehr gut machen lässt. Und das Wetter präsentiert sich von seiner besten Seite. Allerdings lernen wir schnell, dass hier oben stabile Wetterverhältnisse ein Fremdwort sind. Von Sonne zu Regen und umgekehrt dauert es manchmal weniger als eine halbe Stunde. Deshalb gilt, immer grossen Rucksack dabei haben und für alle Eventualitäten gerüstet sein.
Vor unserer Abfahrt besuchen uns weitere Bekannte aus der „Ten-ee-ah“ Lodge: Ivan mit Frau und den beiden kleinen, Elia und Nico. Sie haben eine Mocca mit Kaffee mitgebracht! Ein kleiner Schwatz, dann geht es los.
Der Rundweg ist wirklich sehr angenehm, und wir haben ein paar wunderbare Ausblicke auf die Rockies rund um Jasper. Ebenso angetan sind wir von den fünf türquisfarbenen Seeen. Sie sind eine Augenweide. Auf einem von ihnen schwimmen gerade zwei Wildgänse und ihr Junges. Auch ein Streifchenhörnchen bekommen wir zu Gesicht. Noah läuft die beiden Stunden durch! Und das Wetter ist gnädig, es tut zwar etwas zu, wir werden aber nicht nass. Auf halbem Weg treffen wir im Übrigen wieder auf Ivan und seine Familie, die den Weg in umgekehrter Richtung auch geht. Kurz vor dem Ziel treffen wir wieder zusammen, was uns erlaubt, die letzten paar Meter gemütlich gemeinsam zu gehen. Die Kinder freuts, „Gspännli“ gefunden zu haben.
Gemeinsam fahren wir danach auch ein Stück weiter nach Süden, wo wir die Athabasca Falls bewundern können. Schon beeindruckend, wie sich das Wasser seinen Weg geschaffen hat, und im Sandstein eine imposante Schlucht hinterlassen hat. Der Athabasca River wird uns im Übrigen immer wieder begegnen, bis zu seinem Ursprung im Colombia Icefield und dem Athabasca Glacier.
Für den Rückweg nach Jasper wählen wir die Variante über den 93A. Hier sollen offenbar vermehrt Schwarzbären und Kojoten zu sehen sein. Immerhin haben wir jetzt doch schon lange keinen Bären mehr gesehen. Wir „hoterln“ also fast im Schritttempo nordwärts, sehen allerdings nur ein Reh, und Bea schläft beinahe ein. Doch dann werden wir für unsere Geduld doch noch belohnt: Etwa 30 Meter im Wald erblicken wir eine Bärin mit zwei Jungen, ein schwarzes und ein braunes Fellkügelchen! Sehr süss die Drei, die uns im sicheren Abstand eine Weile begleiten.
In Jasper gibt’s zur Freude der Kinder, die uns auch heute, ausser bei der Wanderung, leider einiges zum Beissen gegeben haben, Pizza!
44. Tag
Sonntag, 28. Juni 2009
Auch heute steht eigentlich eine kleine Wanderung auf dem Programm, und zwar hinunter in den Maligne Canyon. Das Wetter ist aber beim Aufstehen alles andere als einladend. Dennoch, nach einem ergiebigen Frühstück mit Spiegelei, Speck und Hash Browns (Danke Bea!), führen wir unseren Arni (so haben wir inzwischen unseren RV getauft) Richtung Schlucht. Das Wetter verbessert sich markant, und wir beschliessen den Marsch anzutreten.
Wir sind beeindruckt, wie sich der Maligne River, der später in den Athabasca River mündet, im Laufe der Jahrhunderte tief in den Sandstein gegraben hat und eine unglaubliche Schlucht erschaffen hat. Immer wieder kleinere und grössere Fälle, Becken, rauschendes Wasser. Und wo die Sonne gar nie hinkommt, liegen sogar grössere Schneeresten. An einer Felswand des Canyons entdecken wir schliesslich auch ein Murmeltier. Offenbar ist es auf seiner Route etwas vom Weg abgekommen und ist nun von den Menschen überrascht worden. Auf jeden Fall macht es einen ziemlich verängstigten Eindruck, weiss nicht recht was zu tun ist und rührt sich nicht vom Fleck. Auch als wir eine knappe Stunde später beim Aufstieg wieder vorbeischauen ist es noch dort, was uns dazu bewegt, den Ranger entsprechend zu informieren.
Nach diesem wirklich spannenden Erlebnis, fahren wir dem Maligne River entlang bis zum Medicine Lake. Dieser See hat keinen Abfluss, sondern unterirdische Bäche, die zum Teil in der Maligne Schlucht münden. Gegen Ende Sommer ist der See dann auch oft praktisch ausgetrocknet, bis er vom Schmelzwasser wieder gefüllt wird. Ein wirklich hübscher See, der, wie alle Flüsse und Seeen hier in den Rockies, im Sonnenlicht eine einmalige hellblaue Farbe, ähnlich der Farbe der „Polar-Bonbons“, aufweist.
Die Strasse ist von wunderbaren Bergen umrahmt, wobei der Mount Pyramid besondere Erwähnung verdient. Zudem ist der Wald hier besonders dicht, er formt an den Hängen einen regelrechten Teppich. Und zum Glück sind hier kaum Borkenkäferschäden auszumachen.
Schliesslich gelangen wir an den Maligne Lake. Offenbar einer der schönsten Seeen im Jasper National Park. Das Wetter ist zwar OK aber doch eher grau und ziemlich kühl, weshalb wir auf die doch erheblich teure Schiffrundfahrt verzichten. Wir können den See also nur vom Ufer aus beurteilen und denken: hübsch, aber andere sind bestimmt ebenso schön und einnehmend.
Der letzte Höhepunkt des Tages bildet ein Bad in den Miette Hotsprings. Das Wasser verlässt hier oben die Erde mit fast 40 Grad. Um dahin zu gelangen, müssen wir das ganze Tal wieder zurückfahren. Kurz nachdem wir den Maligne Lake verlassen haben, stossen wir schon auf unseren nächsten pelzigen Freund. Ein schönes, wohl junges und besonders scheues Exemplar, dass sich gleich in den Wald davon macht, wobei er ein paar elegante Sprünge vorführt.
Die Hotsprings laden zum Entspannen ein. Man fühlt sich wie in der Badewanne. Die Anlage selbst ist etwas gar spartanisch ausgefallen, uns gefällt es aber trotzdem. (Leider muss Flavio auf ein Bad verzichten. Irgendwie müssen wir auf sein unmögliches Verhalten reagieren.) Und was für eine Kulisse! Das gilt im Übrigen für die ganze Fahrt hoch zu den Hotsprings. Zuerst die Ebene, mit vielen Seeen, Sanddünen und dem Athabasca River, dann, wenn die Strasse ansteigt, viel Wald und immer wieder beeindruckende Berge.
Da die Zeit doch schon sehr fortgeschritten ist, entscheiden wir uns, gleich bei den Hotsprings zu Abend zu essen. Bea zaubert Pasta. Danach fahren wir erst zurück. Beim eindunkeln dürfen wir auf dem Weg hinunter ins Tal einem weiteren Bären hallo sagen, wobei wir ihn erst sehr spät entdecken, weshalb wir an ihm vorbeihuschen. Später treffen wir auf Rehe und vor allem auf mehrere Wapiti-Hirschkühe und schliesslich auf eine ganze Herde dieser Tiere, inklusive Jungen. Wirklich ein schöner Abschluss eines weiteren ereignisreichen und spannenden Tages.
45. Tag
Montag, 29. Juni 2009
Ein weiterer Höhepunkt unserer Reise steht heute auf dem Programm: der Icefields Parkway (Highway 93), quer durch die kanadischen Rockies! Die Vorfreude ist gross, auch beim Frühstück in der „Bear Pow Bakery“, bei sehr feinen Muffins und Schocko-Gipfeli.
Bis zu den Athabasca Falls kennen wir die Strecke ja schon. Dennoch lassen wir uns bei, zum Glück, gutem Wetter, durch den Blick auf die wunderbare Bergkulisse rund um Jasper auf was noch kommen wird einstimmen. Kurz nach den Falls ein kurzer Halt, um mit den Füssen zu prüfen, wie kalt sich ein echter Gletscherfluss wie der Athabasca anfühlt. Brrrr! sagen wir dazu!
Prächtige Blicke auf die Rockies folgen, einige Riesen sind auch schon dabei, wobei ganz klar andere Formen, als die uns von den Alpen bekannten, zu erkennen sind. Die Strecke ist eigentlich schon jetzt spektakulär, obschon noch keine Gletscher zu sehen sind.
Ein kleiner Abstecher mit Pause beim verträumten Honeymoon Lake, der wirklich bezaubernd ist und wohl auch manch ein nicht frisch Vermählter zu einem Aufenthalt am anliegenden, kleinen aber feinen Campground bewegt.
Es folgen die Sunwapta Falls, kurz bevor der gleichnamige Fluss (der uns übrigens bis zum Icefield Centre begleiten wird) in den Athabasca River mündet (der Athabasca fliesst ab hier etwas weiter westlich als der Highway 93). Wieder sind wir von einer tiefen Schlucht beieindruckt, in die sich die Wassermassen stürzen. An der engsten Stelle misst das Canyon wohl nicht viel mehr als 2 Meter, oben ist der Fluss aber gut und gerne 15 Meter breit!
Und dann geht das Naturspektakel richtig los. Die Berge werden immer imposanter, erste grosse Schneefelder sind zu erkennen, schon bald auch erste Gletscher weit oben am Berg. Auch ein ausgesprochener Dolomiten-Fan und Verteidiger ihrer einmaligen Schönheit muss ohne Umschweife eingestehen: hier besteht mehr als nur ein klein Wenig Konkurrenz. Wir sind sprachlos und geniessen die immer wieder einmaligen Ausblicke.
Und auch bezüglich Tiere werden wir kurz vor dem Erreichen des Icefield Centres in einer Ebene verwöhnt. Wir erblicken vier Dickhornschafe (gleichen sehr unseren Steinböcken)! Auch keine alltägliche Sache. Dann ziehen wir an ein paar weitere Velofahrer vorbei (es hat erstaunlich viele unterwegs hier hinauf) und blicken zum ersten Mal auf das Colombia Icefield. Drei grosse Gletscher bilden ein einmaliges und fantastisches Bild, wobei der lange Athabasca Gletscher in der Mitte die Königsrolle übernimmt. Unbeschreiblich und bewegend.
Wir fahren zunächst einfach mal vorbei, denn wir wollen am kleinen Wilcox Creek Campground gleich beim Icefield übernachten und uns einen schönen Platz sichern, was uns auch gelingt. Wir essen mit einem Erdmännchen und einem Eichhörnchen sowie einem Clarks Nutcracker (grosser Vogel mit kräftigem Schnabel) bei herrlichem Wetter auf 2000 Metern Höhe draussen zu Mittag bevor wir zurück aufs Icefield gehen.
So spektakulär der Anblick des Athabasca Gletschers auch ist, so spannend der Aufstieg bis an den Rand seiner Zunge und die paar Schritte auf dem ziemlich sicheren vordersten Teil des Eises auch sind, so atemberaubend der weite Blick auf das Icefield und die drei Gletscher in seiner Gesamtheit sind, so macht es doch auch einen grossen Eindruck an den verschiedenen Tafeln vorbeizulaufen, auf denen festgehalten wird, wo sich der Gletscher an bestimmten Jahreszahlen befand. Von der Markierung 1992 geht man sicher noch 5 Minuten bis zur Gletscherzunge! So wird Erderwärmung sichtbar, besser als nur vom Eisrückzug zu lesen. Der Gletscher hat seit 1885 60% seiner Masse verloren. Die Seitenmoränen der Gletscher (von allen drei, nicht nur die des Athabasca Glacier) lassen auch schön sehen, wie viel Eis „verloren“ gegangen ist. Also Schönheit, die zum Nachdenken anregt, wenn man will.
Beim kurzen Rast im Icefield Centre erhaschen wir einen Blick auf die Wetterprognosen. Zum Glück sind sie ähnlich ungenau wie bei uns, denn es wird Regen für den Abend vorausgesagt. Wir erleben aber auf unserem schmucken Plätzchen einen herrlichen Abend, die Kinder geniessen den Platz und toben sich beim Spielen aus, und ein schönes Feuer hält uns bis weit in die Nacht Gesellschaft.
Was für ein herrlicher Tag!
46. Tag
Dienstag, 30. Juni 2009
Bevor wir den zweiten Teil des Icefields Parkway in Angriff nehmen, wollen wir heute Morgen den Wilcox Pass bezwingen, der herrliche Ausblicke auf das Colombia Icefield gewährt. Beim Aufwachen aber zunächst die grosse Überraschung: Vorhang auf und ... es liegt Schnee draussen! Wie gesagt, wir sind auf ca. 2000 Meter, aber wer hätte dies am Vorabend noch gedacht! Nur ein kleiner Flaum, aber doch Schnee, und es ist bitter kalt. „Arnis“-Heizung braucht gut 20 Minuten, um eine Temperatur im Innern zu erreichen, die auf der Anzeige ablesbar ist, und die Anzeige beginnt bei 10 Grad Celsius!
Jetzt scheint aber wieder die Sonne, was uns darin bekräftigt, die geplante Wanderung in Angriff zu nehmen. Gut eingepackt und mit einem grossen und einem kleinen Rucksack für alle Eventualitäten gewappnet, beginnen wir den Aufstieg. Vor allem für Noah ist das nun ein echter Challenge, aber wie so oft schlägt er sich mehr als nur tapfer. Auf dem Plateau, wo der Schutz des Waldes endet, windet es ziemlich stark, was dazu führt, dass es noch kälter scheint als es ist. Auch hat sich die Sonne inzwischen wieder hinter den Wolken verkrochen. Aber wir geben nicht so leicht auf und marschieren tapfer weiter. 4 Kilometer sind es bis zur Passhöhe. Nach gut 2/3 der Strecke und nachdem wir die schönsten „Viewpoints“ auf die Icefields passiert haben, entscheiden wir uns, aufgrund der Verfassung von Noah und vor allem den doch harten Wetterverhältnissen zurückzukehren. Es war aber dennoch eine wirklich sehr schöne und spektakuläre Wanderung, die wir gerne wiederholen würden. Ein grosses Bravo vor allem an die Kleinen, allen voran Noah.
Wieder zurück im Wagen wird das Wetter alles andere als angenehm, es regnet und zum Teil mischt sich wieder Schnee dazwischen. Aber es ist zum Glück nur von kurzer Dauer. Nach dem Sunwapta Pass fahren wir ins Tal hinunter, wo die Sonne bereits wieder lacht. Die Rockies sind hier etwas weniger spektakulär, es ist aber nur eine kleine Pause vor dem nächsten Spektakel. Bald sind wieder Gletscher zu sehen, obschon eher weit oben. Wo die Berge nicht ganz so hoch aufschiessen, erinnern gewisse Formen an die Bilder des Grand Canyons, wenigstens so, wie wir sie aus den Fotos kennen.
Der nächste Höhepunkt kommt dann beim Bow Pass. Auch hier sieht man innert kürzester Zeit drei grosse Gletscher: den Peyto Glacier, den Bow Glacier und den Crowfoot Glacier. Der Blick von der Passhöhe hinunter auf den türkisfarbenen Payto Lake, ein Gletschersee, ist einmal mehr fantastisch. Auch hier lässt sich der Gletscherrückzug sehr gut erkennen. Der Crowfoot Glacier schliesslich ist sicherlich einer der imposantesten, an denen wir vorbeigefahren sind. Unwahrscheinlich dick ist seine Masse. Überhaupt ist die Fahrt wirklich bezaubernd: Riesige Schneefelder, imposante Gletscher und dutzende von Metern dicke Schneedecken sind immer wieder zu erblicken.
Der Bow River ist nun unser neuer Begleiter, und die beiden Seeen, Bow Lake und Hector Lake, an denen wir vorbeifahren, sind wieder mal von einer einmaligen Schönheit, vor allem was ihre Farbe betrifft. Abgesehen natürlich von der Kulisse, in der sie eingebetet sind. Der Karrer See, „Lago di Carezza“, verblasst im Vergleich dazu, trotz seiner ebenfalls nicht zu bestreitender Schönheit.
Schliesslich erreichen wir Lake Louise und somit das Ende des Icefields Parkways. Ein Retorten-Dorf, dass uns nicht besonders beeindruckt. Sehr auf Posh ausgerichtet. Die beiden Seeen, Lake Louise eben, sowie den Moraine Lake, sparen wir uns für später auf. Wir werden in ca. einer Woche wieder hier sein. Stattdessen fahren wir auf dem Trans-Canada Highway (Highway 1) gleich weiter ostwärts, Richtung Banff, unser heutiges Ziel.
Es war heute etwas viel Fahren, vor allem für die Kleinen, aber wieder sehr spektakulär. Es hat uns sehr gut gefallen. Dennoch, nach Bezug unseres Campplatzes im Tunnel Mountain Village II. (total hat diese Anlage knapp 1200 Plätze (!) anzubieten; obwohl ansprechend angelegt, ist der Charm von Jaspers Whistlers nie erreicht), machen wir keine grossen Sprünge mehr und sind bald einmal im Bett.
47. Tag
Mittwoch, 1. Juli 2009
Die Hälfte unserer Reise ist heute um. Aber noch viel wichtiger: Es ist Canada Day! Und wir lassen uns davon anstecken.
Wie uns geraten wurde, fahren wir mit dem öffentlichen Bus in das Städtchen Banff. Es ist sehr hübsch, hat ein ganz spezielles positives Flair, liegt wunderschön auf einem breiten Plateau, inmitten von viel Wald und umrahmt von den Rockies, dem herrlichen Cascade Mountain, dem exzentrischen aber faszinierenden Mount Rundle (hat wie Wellen auf der Seite) sowie dem weniger spektakulären Sulphur Mountain, der aber für die Entstehung von Banff von grosser Bedeutung ist. Hier wurden nämlich vor über 100 Jahren die Hot Springs entdeckt, ohne die Banff wohl nie gegründet worden wäre. Banff National Park ist übrigens der erste aller kanadischer National Parks.
Das Städtchen gibt sich sehr mondän, mit seinen Luxushotels und Boutiquen, hat zudem einen leichten europäischen Touch bezüglich Gesamtbild der Hauptstrasse und des Stadtkerns. Aber wie gesagt, es ist sehr einladend. Im Gegensatz dazu steht zum Beispiel, dass kein einziges Internet-Cafe besteht.
Zurück zu Canada-Day. Gut ausgerüstet mit Fähnchen, Pins und die Kinder mit entsprechenden Swetchern, machen wir uns also auf den Weg Richtung Pancake Breakfast. Schön brav stellen wir uns in die riesenlange Schlange, die sich langsam Richtung Buffet bewegt. Die Stimmung ist aber ausgelassen und gut, sodass die Wartezeit schnell vergeht. Dann erhalten wir ein Würstchen, ein Brötchen, Marmelade, Butter, Pancakes und Aahornsirup, plus einen Fruchtsaft, alles fast gratis. Und wir essen zusammen mit hunderten von anderen, viele Familien mit Kindern, auf einer herrlichen Wiesen. Flavio und Noah sind bald in vorderster Front aktiv. Eine kleine Band spielt, sie tanzen vor der Bühne und halten bald Rasseln und Tamburine in der Hand.
Danach ab in den Central Park, wo heute den ganzen Tag Shows für alle geboten werden. Und viel Rahmenprogramm für die Kinder: „Gumpi-Burg“, Schminken, Ballone werden zu Tiere geformt und und und ... Flavio und Noah geniessen es in vollen Zügen. Dazu viel Musik, ein Magier und einige lustige aber zugleich ernstgemeinte und informative Einlagen der Parkverwaltung. Zusammenfassung der Kernaussage bezüglich der Natur und ihrer Schönheiten: „Use without abuse!“. Nicht ganz einfach zu verwirklichen, leider.
Das Wetter ist fantastisch, sodass es wirklich ein Erlebnis wird. Um 17:00 Uhr geht’s dann zur Parade. Mounties, Indianerhäuptling, Tänzer, Ballerinas, Feuerwehrwagen, Kutschen, Cowboys, und viel Musik und noch vieles mehr. Auch das ein spezielles und spannendes Ereignis, für uns, die es sich nicht gewohnt sind, den Nationalfeiertag wirklich als Geburtstag des Landes zu feiern. Vielleicht sollte auch in der Schweiz mal sowas versucht werden: Z.B. Spiegeleier und Rösti mit Zopf und Marmelade auf dem Rütli für Familien. Vielleicht würden dann weniger Unruhen entstehen.
Nach der Parade kurz was essen, danach wieder in den Central Park, wo nach wie vor Musik gespielt wird. Die Kinder tanzen, spielen Frisbee und knüpfen Bekanntschaften. Sie scheinen nie müde zu werden. Um 23:00 Uhr dann der Abschlusshöhepunkt mit einem Feuerwerk.
Bis hierhin ein perfekter Tag zum geniessen. Aber jetzt der Wermutstropfen. Wie gesagt, auf Anraten der Campground-Leitung sind wir mit den öffentlichen Verkehrsmitteln in die Stadt. Der letzte Bus fährt aber um 23:00 Uhr. Und Taxis sind kaum zu haben „It’s the busiest day of the year!“ Wir warten also mit erschöpften Kindern fast eine Stunde auf ein bestelltes Taxi. Noah schläft auf der Bank ein, Flavio ist kurz davor. Und es ist jetzt doch empfindlich kühl draussen. Aber wir überstehen auch das und freuen uns schon auf nächste Abenteuer! Dennoch, als das Taxi endlich kommt, sind wir doch alle sehr froh endlich ins Bett zu kommen.
48. Tag
Donnerstag, 2. Juli 2009
Die „Strapazen“ von gestern haben doch Spuren hinterlassen. Die Kinder schlafen zwar kaum länger als sonst, aber man sieht es ihnen an, dass die Batterien heute doch nicht ganz aufgeladen sind. Und den Eltern geht es nicht viel anders. Deshalb lassen wir es sehr gemähchlich angehen, gemütliches Frühstück im Freien bei herrlichem Sonnenschein und dem Cascade Mountain vor uns. Danach ein längerer Spaziergang zu den Hoodoos durch einen leichten Wald im „Schatten“ des Mount Rundle mit herrlichem Blick auf das Tal und den Bow River.
Beim Trail bei den Hoodoos erhalten wir interesante Informationen von einer freundlichen Parkrangerin zu den Borkenkäfern und weshalb British Colombia stärker betroffen ist als zum Beispiel Banff: die grossen Temperaturunterschiede könnten die Hauptursache sein. Die Käfer meinen, jetzt können wir raus, es ist schön warm, und schon kurz danach kommt der nächste Frosttag!
Wie gesagt, es ist nur ein längerer Spaziergang im einfachen Gelände, aber der Rückweg wird für die Kinder doch zu einem Kampf.
Endlich sind wir zurück bei Arni, mit welchem wir in das Städtchen fahren. Wir werfen einen kurzen Blick auf die wenig spektakulären Bow Falls und müssen dann leider feststellen, dass Banff alles andere als RV-freundlich ist. Keine entsprechenden Parkplätze, nicht einmal vor den Hauptsehenswürdigkeiten oder dem Info-Centre. Das macht unser Leben etwas schwerer, aber wir lassen uns nicht runterkriegen und fahren in die Aussenquartiere, wo wir schliesslich bei einem Spielplatz einen Parkplatz finden. Viele andere „Leidensgenossen“ haben es uns im Übrigen gleich getan, wie wir feststellen können.
Längerer Spätmittagsschlaf für die Kinder, dann essen wir gleich hier zu Abend. Cool wenn man als Schnecke unterwegs ist und das Haus und die Küche immer dabei hat.
Und zum Schluss des Tages eine kleine Überraschung für die Kinder und eine sehr angenehme Tätigkeit für alle: Wir fahren den Sulphur Mountain hoch bis zu den Upper Hot Springs, wo wir uns im 39 Grad warmen Wasser (schon fast etwas zu warm) der natürlichen und schwefelhaltigen Quellen entspannen und etwas plantschen können (vor allem die kalte Dusche tut es unseren Kindern an). Wir geniessen diesen Ausklang des gemütlichen Tages und kommen erneut erst sehr spät zurück auf unseren Campground. Die Kinder sind Nudelfertig und die Eltern nicht viel besser in Form.
Gute Nacht.
49. Tag
Freitag, 3. Juli 2009
Die Dinosaurier locken, und deshalb zieht es uns nun doch weiter ostwärts als ursprünglich geplant. Unser nächstes Ziel in Alberta: Drumheller in den kanadischen Badlands. Leider heisst das für heute einige Kilometer zurücklegen.
Wir fahren los und noch vor der Ausfahrt aus dem Areal des Campgrounds machen wir eine überraschende und angenehme Begegnung. Ein Kojote überquert seelenruhig die Strasse, läuft dann weiter Richtung Wald, dreht sich sogar nochmals um, als ob er auf Wiedersehen sagen möchte, und zottelt dann davon. Ein wirklich schönes Exemplar seiner Gattung. Damit hatten wir nun wirklich nicht gerechnet, aber wir sind natürlich nicht traurig, auch dieses Stück „Wildlife“ gesehen haben zu dürfen.
Und dann wird die Strasse so richtig unter Arnis Räder genommen. Kurzer halt in Canmore, um beim Tourist Information eine Strassen- und Campgroundkarte von Alberta zu erhalten. Dann weiter bis zur Olympiastadt-Calgary (die Skisprunganlage sowie die Bobbahn und das ehemalige Olympische Dorf liegen gleich am Trans-Canada Highway). Hier längerer Picknick-Halt und Spielplatzbesuch, um überschüssige Energie loszuwerden und dann die nächsten 170 Kilometer.
Bereits kurz nach Banff werden die Berge flacher und die Landschaft mehr und mehr hügelig. Wir fragen uns, wo die Skiwettbewerbe bei den Olympischen Spielen in Calgary wohl stattgefunden haben. Berge gibt’s hier auf jeden Fall keine mehr soweit wir das sehen können. Und ab Calgary (und dem ersten kanadischen Stau!) wird die Strecke durch die kanadische Prärie je länger je monotoner. Alles ist flach, der Highway meist eine mit dem Massstab gezogene Gerade, links und rechts riesige Weide- und Felderflächen, die zu den einzelnen Ranchen gehören. Wenn wir in den Cariboos dachten, die Weiden seien riesig, so sind es diese bei weitem noch mehr. Hier wird auch viel mehr auf Getreide und Ackerbau gesetzt. Grosse Rapsfelder (Bravo Bea!) prägen oft das Bild.
Die Fahrt scheint nicht enden zu wollen, bis endlich die Strassenschilder darauf hinweisen, dass Drumheller bald erreicht ist. Und dann kommt doch noch Spannung und Entzücken auf. Kaum 5 Minuten vor der Einfahrt in Drumheller fällt die Strasse aus dem Nichts steil abwärts in ein Canyon. Wir sind ständig auf einem Hochplateau gefahren, und hier haben nun der Gletscher und der Sandstein das ihre getan, um das Tal des Red Deer River in eine fantastische Landschaft zu verwandeln. Kegelförmige Hügel, bei denen man die verschiedenen Gesteinsschichten bestens erkennen kann, säumen das tiefgelegene Tal. Beste Kulisse für einen Zorro- oder Winnetou-Film. Man kann sich sehr gut die Indianer bzw. Zorro oben am Canyon vorstellen während die Cowboys bzw. die mexikanischen Gendarmen unten hindurch reiten. Bei diesem Bild ist rasch gesagt: die eher langweilige und lange Fahrt hat sich bereits gelohnt.
Aber eigentlich sind wir in erster Linie wegen der Dinos hier. In dieser Gegend wurden besonders spektakuläre und zahlreiche Knochen- und Fossilfunde gemacht. Hier steht auch das Royal Tyrrell Museum of Palaeontology, welches wir besuchen wollen. Alles scheint von den Dinos eingenommen. Sie stehen fast überall auf den Strassen, und fast niergendswo gibt es keinen Hinweis auf die ausgestorbenen Tiere, sei es bei der Strassenbezeichnung, noch bei den Namen der Läden oder der Campgrounds. Vor dem Tourist Information Centre steht dann auch ein riesiges Exemplar, auf welchen man über eine Treppe im Innern bis zum Mund hochsteigen kann. Keine Frage, dass wir das mit den Kindern machen.
Übernachten werden wir im schmucken und sehr ruhig gelegenen Kokopelli Campground in Rosedale, welches wir per Zufall gewählt haben, nachdem die ersten beiden, bei denen wir telefonisch angefragt hatten, voll ausgebucht waren. Zum Glück, wie sich jetzt herausstellt. Denn während unsere Stätte in einer hübschen, grünen Anlage mit über 200 Jahren alten Bäumen liegt, sind die anderen Campgrounds sehr unpersönlich und eintönige Massenbetriebe.
Das wunderbare Wetter erlaubt es uns zu grillieren und danach Marshmallows übers Feuer zu halten. Bea und Omar sitzen noch draussen am Feuer als rundherum alle schon schlafen.
50. Tag
Samstag, 4. Juli 2009
Der Himmel präsentiert sich ziemlich grau heute Morgen. Zum Glück haben wir keine grossen Outdoor-Aktivitäten geplant. Gemütliches Frühstück draussen, danach ab auf den Dinosaurier Trail. Der 48 Kilometer lange Rundkurs im Norden von Drumheller führt an zwei herrliche Aussichtspunkte über das Canyon vorbei. Ein besonders hübsches und spektakuläres Teilstück wird Horsethief Canyon genannt, weil sich hier die Pferdediebe mit ihrer Beute versteckt haben sollen. Wenn man das Labyrinth von Kegeln vor sich sieht, hat man keine Mühe dies zu glauben. Ein schmaler Pfad führt ins Canyon hinunter und dann hinauf auf einen der grösseren Kegel. Ein netter Spatziergang, der doch anstrengender ist als angenommen. Die Strecke ist doch erheblich steil. Flavio entdeckt dabei einen sehr schönen Kaktus.
Ein weiteres Highlight der Rundfahrt ist die Bleriot Ferry, eine Fähre über den Red Deer River, die noch mit Seilen geführt wird. Sie bietet Platz für maximal 11 Fahrzeuge, vorausgesetzt es ist kein RV dabei ... Wir haben Glück: Keine Wartezeit! Die Überfahrt dauert nur ein paar Minuten, ist aber trotzdem ein wahres Erlebnis.
Kurz vor dem Museum liegt schliesslich die Little Church, eine Kirche, die höchstens 6 Leuten plus dem Priester Platz bietet. Eigentlich ein hübsches Plätzchen. Schade nur, dass gewisse Leute überhaupt keinen Respekt davor zeigen, dass es sich hier trotz allem um eine Kirche handelt, und sie wie eine Attraktion in Disney-World behandeln.
Und nun ab ins Royal Tyrrell Museum of Palaeontology. Es ist riesig! 2,5 Stunden ununterbrochenes Gehen, Anschauen, Erklären und Zurechtweisen mit den Kindern, fast ein wenig viel. Vor allem auch deshalb, weil der erste Teil sehr wissenschaftlich aufgebaut wurde. Erst später folgen die für Kinder und Laien spektakulären, meist vollständigen, Skellete verschiedenster Riesen und kleinerer Dinos. Es ist wirklich faszinierend und man kommt aus dem Staunen kaum mehr raus. Aber auch die Erwachsenen packt irgendwann die Mündigkeit. Und eine Pause kann man eigentlich leider erst am Ende des Parcours einlegen. Vorher wurde keine entsprechende Infrastruktur bereitgestellt. Schade.
Trotz dieser „technischen“ Vorbehalte, der Besuch ist für uns alle ein weiteres aufregendes und auch lehrreiches Erlebnis. So viele Saurier zu sehen, ist bei Weitem nichts alltägliches. Zudem erhält man unter anderem auch ein kleiner Einblick in die Tätigkeit der Palaentologen auf der Suche nach Spuren der Dinos.
Fast schon kanadisch machen wir uns schliesslich auf den Weg Richtung Restaurant fürs Abendessen. Das Mother Mountain Tea House & Restaurant liegt in Delia, ca. 50 Kilometer nordwestlich von Drumheller, in einem verschlafenen Dorf. Es ist ein altes, restauriertes Blockhaus mit vorzüglichem, einladendem Ambiente und exzellenter Küche, weshalb sich die gut halbstündige Fahrt ganz bestimmt lohnt, obwohl sie wiederum nicht besonders spannend ausfällt: gerade Highways, Weiden, Felder, Ranches. Die Führung (ein Ehepaar, wobei die Frau mit 13 Jahren aus Freiburg i.B. nach Kanada kam) sehr zuvorkommen und freundlich, was einen vorzüglichen und gemütlichen Abend perfekt abrundete. (Der Tipp stammt aus unserem Reiseführer). Daran mag auch die alte, etwas angeschwipste alte Damen nichts ändern, die bei unserem Eintreffen den Wirt ganz schön auf Trab hält.
Während dem Nachtessen setzt dann doch noch der Regen ein. Die Farmer freuts, auch hier ist es viel zu trocken im Moment.
PS: Wie wir feststellen konnten, wir in dieser Gegend nach Erdöl und wohl auch Erdgas gebohrt. Verschiedene kleine Bohrtürmchen stehen hier im Einsatz.
Die Rockies sind zwar fantastisch schön, aber mit Internetanschluss klappt es noch gar nicht (was grundsätzlich ja nichts Schlechtes ist). Deshalb der längere Unterbruch unserer Berichte.
Im Moment sind wir östlich von Calgary, in den Badlands. Wollten wir ursprünglich nicht anreisen, aber die Dinos haben es uns und vor allem den Kindern angetan (vgl. Berichte unten).
Es geht uns nach wie vor ausgezeichnet und wir erleben sehr viele spannende und aufregende Sachen.
Hoffen, bei euch sei auch alles bestens in Ordnung.
Für die, die Lust haben, wie immer hier die Reiseberichte. Sind etwas viele, da wir sie erst jetzt aufladen konnten.
Und ja, das mit den Bildern wird wohl nichts. Aber Diashow bei uns nach unserer Rückkehr ist sicher auch nicht schlecht, oder?
Gruss und Kuss an alle
Flavio und Noah mit Beatrice und Omar
38. Tag
Montag, 22. Juni 2009
Nachdem wir von herrlichen Sonnenstrahlen wachgekitzelt werden (eigentlich war es mehr Noah, der „mi scappa la pipi papà“ rief), entscheiden wir uns dafür, einen weiteren Tag in der Gegend zu bleiben und keine grossen Sprünge zu machen. Will heissen: Wir fahren nach dem Frühstück und ein paar Runden auf dem Spielplatz wieder nach 100 Mile House. Bea erledigt einige Besorgungen während Omar und die Kinder im Centennial Park zuerst einen weiteren ausgiebigen Spatziergang machen und danach mit Spielen und Lachen den Nachmittag einläuten.
Bea wieder abholen und danach in einem wirklich hübschen Kaffee was trinken, bevor wir frühzeitig zurück im Bonanza sind.
Und nun muss Omar sein Versprechen einlösen. Er hatte am Vorabend erklärt, er werde, sofern das Wetter am Morgen gut sei, im Horse Lake baden. Ganz schlechte Idee! Flavio und Noah erinnern sich gut daran, und obwohl das Wetter mittlerweile eher Regen als weiteren Sonnenschein verheisst, wird aufs Baden gepocht. Und was macht man nicht alles für die Jungs. Beatrice erkennt auf jedenfall Omar nicht mehr. Der stapft tatsächlich waghalsig in den kalten See, der heute sicher nicht mehr als 15 Grad „warm“ ist. Flavio wagt dann den Gang ins Wasser über die Rutsche doch nicht ganz, taucht aber doch mit Omar ein paar Mal bis zum Hals ab. Und sogar der kleine Noah will ins Wasser und springt mit Papà einmal so herum, dass auch er bis zum Hals im Wasser ist! Coole Angelegenheit, aber es machte doch riesig Spass. Das Beste kam übrigens noch: Omar durfte natürlich als letzter duschen. Bis dann war der mit Warmwasser aufgefüllte Tank im RV leer und das Wasser dementsprechend wieder „angenehm“ kalt ...
Bea zaubert danach ein weiteres herrliches Feuer. Wir geniessen das BBQ, spielen und erzählen uns geschichten, bis die Kinder vor Erschöpfung fast umfallen. Als sie dann schlafen, geniessen die Grossen einen wirklich sehr angenehmen, wenngleich ziemlich frischen Abend am Lagerfeuer. Lediglich ein „springendes“ Stück Glut, dass den Weg zu Beatrices Kragen findet, mag die Idylle mit Blick auf den See und schönem Sonnenuntergang zu stören. Glücklicherweise geht alles gut aus, mit Ausnahme des Brandlochs auf der Innenseite des Lieblingsoberteils von Bea.
PS: Übrigens gut, dass wir dieses Tagebuch schreiben. So können wir uns wenigstens einigermassen daran erinnern, was jeweils für ein Wochentag ist!
39. Tag
Dienstag, 23. Juni 2009
Für unsere Verhältnisse erstaunlich früh sind wir bereit, um das Bonanza Resort am wunderbaren Horse Lake zu verlassen. Die Horse Lake Road ist kurvenreich, verläuft Mitten im Wald und erlaubt nur selten einen Blick auf ein Haus. Schliesslich erreichen wir den Highway 24, der uns weiter ostwärts führen wird. Auch er ist ausnahmsweise nicht einfach bolzengerade sondern ziemlich kurvig. Viele grosse Ranches reihen sich hier aneinander, wobei etliche auch Ranchferien anbieten. Grosse Weiden soweit das Auge reicht, dann wieder Wald. Die zahlreichen mit Baumstämmen beladenen Trucks erinnern uns daran, dass auch hier weiterhin geholzt wird, und als die Strasse nach dem Lac des Roches eine Anhöhe von mehr als 1300 Metern erreicht hat, können wir auch die zahlreichen Rodungsflächen sehen.
Und, beinahe vergessen, eine Vielzahl von kleineren und grösseren Seeen bedeckt auch diese Gegend, die für Fischer ein weiteres Mal ein Mekka sein muss. Kein Zufall also, dass man hier von der Interlakes Area spricht.
Wir geniessen also die wirklich kurzweilige Fahrt Richtung Osten, als wir kurz nach Bridge Lake, am Kopf des Lac des Roches auf eine Tafel mit der Aufschrift „Cappuccino on the Lake?“ stossen. Wir fahren daran vorbei, schauen dann aber zurück und sehen das sehr schmucke Holzhaus direkt am See mit grossem Spielplatz. Keine Frage, da müssen wir hin und die Sonne geniessen. Für die Kinder ist eh jede Fahrpause höchst willkommen. RV wenden und ab.
Das Resort wird von einem italienischen Ehepaar geführt. Sie freut sich unglaublich über unseren Besuch und beginnt zu tratschen und quatschen und will uns fast nicht mehr gehen lassen. Wir geniessen den Illy Cappuccin0 und den Latte sowie den offerierten Apfelkuchen. Die Pause tut uns gut, und der Ort ist wirklich ein kleines Bijou, vor allem wenn wie heute die Sonne so schön scheint.
Dann steigt die Strasse an, auf über 1300 Meter, viele Kurven und Steigungen, aber wunderschöne Umgebung. Von oben kann man das ganze Tal überschauen, mit einem wunderbaren Fluss in der Mitte und verschiedenen Seeen. Im Hintergrund schneebedeckte Berge. Was für ein Streckenabschnitt zum träumen und geniessen.
In Little Fort zweigen wir in den Highway 5 nordwärts ab, mit Ziel Clearwater und vor allem Wells Gray Provincial Park und seine Wasserfälle. Der imposante und viel Wasser führende North Thompson River ist nun unser Begleiter.
Im Tourist Information Centre erkundigen wir uns, unter anderem, wie es mit einem Platz auf dem direkt im Park liegenden Pyramid Campground aussehen könnte. Von diesem wird uns aber wärmstens abgeraten: dort herrsche zurzeit Moskito-Alarm Stufe rot. Stattdessen wird uns der North Thompson Provincial Park empfohlen, der kurz vor Clearwater liegt und eine gute Ausgangsstation für die Besichtigung der Fälle und des Wells Gray sei. Wir sind für die Warnung natürlich sehr dankbar und beziehen eine schönen Platz im empfohlenen Park. Es hat kaum andere Leute, ist wirklich schön gelegen, und, wichtig, hat einen super Spielplatz für die Kids.
Vorher entscheiden wir uns aber für einen Besuch des ersten der drei grossen Wasserfälle, die Spahats Falls, der lediglich 5 Fahrminuten von Clearwater entfernt liegt.
Nach einem kurzen Fussmarsch von 3 Minuten vom Parkplatz bis zum Fall sind wir alle fasziniert. Ein wunderschöner Fall. Das Wasser springt zuerst von der Seite ein paar Meter in einen natürlichen Pool, und von dort, wie aus einer Höhle und im Verhältnis zum kleinen Sprung in einem rechten Winkel, dann in die Tiefe. Wirklich spektakulär!
Hier treffen wir auf alte Bekannte aus der Ten-ee-ah Lodge, Giuseppe und Nadine. Sie waren bereits ganz hinten im Park, werden also weiter Richtung Jasper fahren. Ein höchst willkommenes Wiedersehen. Vor allem Flavio freute sich sehr.
Danach lassen wir es uns gut gehen. Pause auf der Terrasse eines wunderschönen im Grünen liegenden Kaffees, dann Lagerfeuer im Campground und das übliche, ausgezeichnete BBQ, welches für die Grossen wiedermal um einiges länger dauert als für die doch erschöpften Kleinen.
40. Tag
Mittwoch, 24. Juni 2009
Heute soll nun also der Wells Gray Provincial Park umfassend erkundet werden, wobei natürlich eine kindergerechte Variante ausgesucht wurde.
Bei durchzogenem Wetter fahren wir hoch in den Park, umsäumt von Wäldern. Immer wieder öffnet sich zu Beginn der Strecke der Blick auf die Ebene und den Clearwater River. Eine sehr angenehme, ziemlich kurvenreiche Strecke führt uns immer weiter in den Park, gelegentlich auch vorbei an schöne Ranches. Je weiter wir fahren, desto rauher und wilder wird es um uns herum. Leider gilt dies auch für die Strasse, die mit Schlaglöchern gesäumt ist und nur ein sehr gemächliches Tempo zulässt. Aber das macht auch nichts, mehr Zeit um sich umzuschauen. Zum Teil sind die Steigungen extrem, und unser RV kommt schön ins Schwitzen. Schliesslich überquert die Strasse den Clearwater River. Die Brücke nimmt uns den Atem: ob die wohl hält? Unten brausen imposante Wassermassen durch. Wir kommen wohlbehalten auf der anderen Seite an. Da war doch etlicher Nervenkitzel dabei!
Als wir endlich den Parkplatz beim Alice Lake erreichen, ist der Himmer sehr dunkelgrau. Wir bleiben dennoch guter Dinge und machen uns auf, um den See auf dem entsprechenden Spatzierweg weiträumig zu umkreisen. Unsere Feinde Nummer 1, die Moskitos, sind auch zahlreich erschienen. Wir waren ja aber gewarnt worden, sodass wir gut ausgerüstet zum RV aussteigen. Standardausrüstung wie folgt: lange Hosen, in die Socken gestopft, T-Shirt oder Sweatshirt, je nach Gusto, Regenjacke, Käppchen und Kapuze hochgezogen. Zudem Hände möglichst in den Taschen und die besonders gefährdeten Stellen mit Spray präpariert. Das wirkt sehr gut, mit einer Ausnahme: der arme Noah (schonwieder er!) wird belagert, und am Abend werden wir mindestens 15 neue Stiche an seiner Stirne zählen. Zum Glück sind wir inzwischen auch bezüglich Behandlung gut ausgerüstet.
Abgesehen von den Mücken ist der ca. zweistündige Spatziergang ein Genuss pur, ein weiteres aufregendes Erlebnis. Durch dichten Regenwald laufen wir dem schmalen, einmal mehr sehr schlecht beschilderten Pfad entlang, entdecken wunderbare Düfte, schöne Blumen und immer wieder auch Elchkot, ohne jedoch auch nur den Hauch eines Moose zu Gesicht zu bekommen. Flavio ist in seinem Element. Er liebt solche Ausflüge einfach. Noah schlägt sich tapfer, mal schneller mal langsamer, aber wenn man die Verhältnisse bedenkt, insbesondere auch der immer stärker werdende Regen, so hat er eine fantastische Leistung erbracht. Er geht die ganze Strecke alleine!
Kurz vor Ende des Rundganges laufen wir an der zerfallenden Ray Farm vorbei, wo anfangs bis Mitte des letzten Jahrhunderts die Rays ihr Leben in ziemlicher Abgeschiedenheit bestritten.
Auf dem Weg zurück in den North Thompson Provincial Park machen wir bei den beiden anderen Wasserfällen halt. Wiederum ist der Marschweg jeweils nicht länger als fünf Minuten, und wir bleiben sogar von weiterem Regen verschont. Nicht aber vom Kampf mit den Moskitos. Vor allem beim ersten der beiden Fälle, den Helmcken Falls, werden wir regelrecht angefallen.
Der Fall ist dann aber atemberaubend! Fast 140 Meter tief saust das Wasser an dieser Stelle im freien Fall, erzeugt eine riesige Gist und hat ein beeindruckendes Landschaftsbild geschaffen. Schwer in Worte zu fassen, man muss es einfach mal gesehen haben. Der Kampf mit den Mücken hat sich auf jeden Fall gelont.
Die Dawson Falls sind die mit Abstand am wenigsten spektakulären des Trios. Sie erinnern etwas an den Rheinfall im Kleinformat.
Zurück im Campground werden wir von Bea und ihren Fejitas verwöhnt. Heute leider kein Feuer, es regnet zeitweise doch recht heftig.
41. Tag
Donnerstag, 25. Juni 2009
Wir setzen unsere Reise Richtung kanadische Rocky Mountains nordwärts auf dem Highway 5 fort, wobei wir wettermässig, wie sich bald einmal zeigen würde, wieder auf der glücklichen Seite liegen. Wir starten nämlich mit viel Regen, aber noch bevor wir Vavenby (das zweite kleine Dörfchen, dass auf unserem Weg liegt) erreicht haben, grüsst uns schon wieder die Sonne zwischen den Wolken hindurch, und es wird immer besser.
Landschaftlich viel Wald, gelegentlich eine Ranch, und die Strasse steigt langsam aber stetig an. Kurz nach Avola (ein weiteres „Nest“ auf der Landkarte, dass übrigens nichts mit sizilianischem Wein zu tun hat), werden wir von einer Tafel darauf aufmerksam gemacht, dass wir uns jetzt doch langsam im Hochgebierge befinden: „High Mountain Road – Sudden Weather Changes“. Blue River ist dann für lange Zeit das letzte Dorf, dass wir passieren, dann gibts bis Valemount, dem Bezirkshauptort, nur noch ansteigende Strasse und Wald. Und was für Wald: zwar schön anzusehen, wenn so viele rostrote Tupfen den Nadelwald schmücken. Bei näherem Betrachten stellt man aber fest, dass sämtliche so gefärbte Bäume tot sind. Sie sind dem Borkenkäfer zum Opfer gefallen. Ein erschreckendes Bild! Angeblich sind 40% aller Nadeläume in dieser Gegend davon betroffen, und wenn man so in den Wald schaut, hat man keine Mühe es zu glauben.
Danach aber ein grosser Lichtblick: Valemount, das Tor zu den kanadischen Rockies, ist sehr hübsch und einladend. Wir hatten mit einem kleinen verschlafenen Nest gerechnet und finden ein sehr lebendiges und vor allem sensationell auf einem breiten Hochplateau gelegenes Städtchen vor. „Let the Mountain move you“ ist hier das Motto, welches am Stadteingang gross aufgeführt ist. Und man hat keine Mühe sich dem hinzugeben. Gerne verbringen wir einige sonnige Stunden hier, die Kinder können sich austoben, die Grossen die Aussicht auf die ersten Berge geniessen, und später in einem supergemütlichen Kaffee finden alle was Passendes zum Schlemmen!
Wir haben doch schon gut zwei Fahrstunden hinter uns, weshalb wir nicht wirklich noch weit fahren möchten. Aber etwas näher an Jasper wollen wir uns doch bringen. Eine Tafel macht uns darauf aufmerksam, dass hier oft und viel Schnee liegt: „Avalanche Country“. Kurz nachdem wir wieder auf dem Yellowhead Highway unterwegs sind, stossen wir auf das Robson Shadows Campground, wo wir ein wunderbares Plätzchen direkt am Fraser River (ja, wir haben unseren Freund wieder!) beziehen können. Und vor allem, wie es der Name schon sagt, liegt dieses Campground im Schatten des höchsten Berges der kanadischen Rockies, dem Mount Robson und seinen knapp 4000 Metern. Imposant schaut er auf uns herunter. Allerdings, wie so manch anderer vor uns, werden wir nicht mit einem „Totalportrait“ beglückt. Die obersten 1000 Meter liegen in dicken Wolken gehüllt. Offenbar soll es nur 4 Tage im Jahr geben, an denen sich keine Wolken an diese hohe Wand klammern. Trotzdem, der Platz und der Ausblick sind beeindruckend.
Hamburger und Fish and Chips zum Dinner, um unsere Köchin zu schonen und für einmal nicht abzuwaschen. Ein kleines Restaurant auf dem Camp erlaubt uns das.
42. Tag
Freitag, 26. Juni 2009
Jasper, wir kommen! Wir freuen uns riesig auf die Rockies. Wir lassen also Mount Robson, der sich auch heute Morgen früh leider bedeckt zeigt, hinter uns und fahren am Fraser River entlang (der beim Yellowhead Pass seinen Ursprung hat), vorbei am Moose Lake (nach wie vor Fehlanzeige betreffend Mooses!) und dem sehr kleinen Lake Lucerne in Jasper ein. Wirklich ein sehr hübsches, freundliches und angenehmes Städtchen, dass uns alle sofort in seinen Bann zieht. Zuerst beziehen wir aber auf dem Whistlers Campground, der trotz seiner 781 (!) Sites wirklich sehr schön angelegt ist, unseren Platz. Das Campground ist unglaublich gut besetzt, sodass wir uns glücklich schätzen, ein Plätzchen zu bekommen.
Danach zurück ins Städtchen für einen ersten Entdeckungsspatziergang, Wäsche erledigen, Tourist Info aufsuchen.
Mit den Kinder ist es leider seit zwei Tagen alles andere als einfach. Es ist ein ständiger Kampf, und der setzt sich leider auch heute Nachmittag fort. Deshalb kommen wir nicht wirklich dazu, die imposante Kulisse Jaspers und seiner Berge richtig zu geniessen. Aber nichtsdestotrotz, was wir hier zu sehen bekommen ist wirklich atemberaubend schön. Und das ist ja erst der Anfang!
Zurück auf dem Campground treffen wir, man glaubt es kaum, erneut auf unsere nette Bekanntschaft aus der „Ten-ee-ah“ Lodge: Nadine und Giuseppe fahren an uns vorbei. Ihr Urlaub ist beinahe fertig. Aber bei einem gemütlichen und entspannten gemeinsamen Grillierabend am Feuer, der mit langem Plaudern bis spät in die Nacht fortgesetzt wird, vergessen sie das für ein paar Stunden. Wirklich ein sehr gelungener Abend!
PS: Super, hier in Jasper gibt es endlich keine Stechmücken!
43. Tag
Samstag, 27. Juni 2009
Heute steht eine kleine Wanderung auf dem Programm, wobei wir immer daran denken müssen, dass Noah erst 3.5 Jahre alt ist und somit was für uns ein Spatziergang erscheinen mag, für ihn bereits eine riesen Strecke darstellt.
Wir wollen das Valley of the Five Lakes erkunden, was sich offenbar auch mit Kindern sehr gut machen lässt. Und das Wetter präsentiert sich von seiner besten Seite. Allerdings lernen wir schnell, dass hier oben stabile Wetterverhältnisse ein Fremdwort sind. Von Sonne zu Regen und umgekehrt dauert es manchmal weniger als eine halbe Stunde. Deshalb gilt, immer grossen Rucksack dabei haben und für alle Eventualitäten gerüstet sein.
Vor unserer Abfahrt besuchen uns weitere Bekannte aus der „Ten-ee-ah“ Lodge: Ivan mit Frau und den beiden kleinen, Elia und Nico. Sie haben eine Mocca mit Kaffee mitgebracht! Ein kleiner Schwatz, dann geht es los.
Der Rundweg ist wirklich sehr angenehm, und wir haben ein paar wunderbare Ausblicke auf die Rockies rund um Jasper. Ebenso angetan sind wir von den fünf türquisfarbenen Seeen. Sie sind eine Augenweide. Auf einem von ihnen schwimmen gerade zwei Wildgänse und ihr Junges. Auch ein Streifchenhörnchen bekommen wir zu Gesicht. Noah läuft die beiden Stunden durch! Und das Wetter ist gnädig, es tut zwar etwas zu, wir werden aber nicht nass. Auf halbem Weg treffen wir im Übrigen wieder auf Ivan und seine Familie, die den Weg in umgekehrter Richtung auch geht. Kurz vor dem Ziel treffen wir wieder zusammen, was uns erlaubt, die letzten paar Meter gemütlich gemeinsam zu gehen. Die Kinder freuts, „Gspännli“ gefunden zu haben.
Gemeinsam fahren wir danach auch ein Stück weiter nach Süden, wo wir die Athabasca Falls bewundern können. Schon beeindruckend, wie sich das Wasser seinen Weg geschaffen hat, und im Sandstein eine imposante Schlucht hinterlassen hat. Der Athabasca River wird uns im Übrigen immer wieder begegnen, bis zu seinem Ursprung im Colombia Icefield und dem Athabasca Glacier.
Für den Rückweg nach Jasper wählen wir die Variante über den 93A. Hier sollen offenbar vermehrt Schwarzbären und Kojoten zu sehen sein. Immerhin haben wir jetzt doch schon lange keinen Bären mehr gesehen. Wir „hoterln“ also fast im Schritttempo nordwärts, sehen allerdings nur ein Reh, und Bea schläft beinahe ein. Doch dann werden wir für unsere Geduld doch noch belohnt: Etwa 30 Meter im Wald erblicken wir eine Bärin mit zwei Jungen, ein schwarzes und ein braunes Fellkügelchen! Sehr süss die Drei, die uns im sicheren Abstand eine Weile begleiten.
In Jasper gibt’s zur Freude der Kinder, die uns auch heute, ausser bei der Wanderung, leider einiges zum Beissen gegeben haben, Pizza!
44. Tag
Sonntag, 28. Juni 2009
Auch heute steht eigentlich eine kleine Wanderung auf dem Programm, und zwar hinunter in den Maligne Canyon. Das Wetter ist aber beim Aufstehen alles andere als einladend. Dennoch, nach einem ergiebigen Frühstück mit Spiegelei, Speck und Hash Browns (Danke Bea!), führen wir unseren Arni (so haben wir inzwischen unseren RV getauft) Richtung Schlucht. Das Wetter verbessert sich markant, und wir beschliessen den Marsch anzutreten.
Wir sind beeindruckt, wie sich der Maligne River, der später in den Athabasca River mündet, im Laufe der Jahrhunderte tief in den Sandstein gegraben hat und eine unglaubliche Schlucht erschaffen hat. Immer wieder kleinere und grössere Fälle, Becken, rauschendes Wasser. Und wo die Sonne gar nie hinkommt, liegen sogar grössere Schneeresten. An einer Felswand des Canyons entdecken wir schliesslich auch ein Murmeltier. Offenbar ist es auf seiner Route etwas vom Weg abgekommen und ist nun von den Menschen überrascht worden. Auf jeden Fall macht es einen ziemlich verängstigten Eindruck, weiss nicht recht was zu tun ist und rührt sich nicht vom Fleck. Auch als wir eine knappe Stunde später beim Aufstieg wieder vorbeischauen ist es noch dort, was uns dazu bewegt, den Ranger entsprechend zu informieren.
Nach diesem wirklich spannenden Erlebnis, fahren wir dem Maligne River entlang bis zum Medicine Lake. Dieser See hat keinen Abfluss, sondern unterirdische Bäche, die zum Teil in der Maligne Schlucht münden. Gegen Ende Sommer ist der See dann auch oft praktisch ausgetrocknet, bis er vom Schmelzwasser wieder gefüllt wird. Ein wirklich hübscher See, der, wie alle Flüsse und Seeen hier in den Rockies, im Sonnenlicht eine einmalige hellblaue Farbe, ähnlich der Farbe der „Polar-Bonbons“, aufweist.
Die Strasse ist von wunderbaren Bergen umrahmt, wobei der Mount Pyramid besondere Erwähnung verdient. Zudem ist der Wald hier besonders dicht, er formt an den Hängen einen regelrechten Teppich. Und zum Glück sind hier kaum Borkenkäferschäden auszumachen.
Schliesslich gelangen wir an den Maligne Lake. Offenbar einer der schönsten Seeen im Jasper National Park. Das Wetter ist zwar OK aber doch eher grau und ziemlich kühl, weshalb wir auf die doch erheblich teure Schiffrundfahrt verzichten. Wir können den See also nur vom Ufer aus beurteilen und denken: hübsch, aber andere sind bestimmt ebenso schön und einnehmend.
Der letzte Höhepunkt des Tages bildet ein Bad in den Miette Hotsprings. Das Wasser verlässt hier oben die Erde mit fast 40 Grad. Um dahin zu gelangen, müssen wir das ganze Tal wieder zurückfahren. Kurz nachdem wir den Maligne Lake verlassen haben, stossen wir schon auf unseren nächsten pelzigen Freund. Ein schönes, wohl junges und besonders scheues Exemplar, dass sich gleich in den Wald davon macht, wobei er ein paar elegante Sprünge vorführt.
Die Hotsprings laden zum Entspannen ein. Man fühlt sich wie in der Badewanne. Die Anlage selbst ist etwas gar spartanisch ausgefallen, uns gefällt es aber trotzdem. (Leider muss Flavio auf ein Bad verzichten. Irgendwie müssen wir auf sein unmögliches Verhalten reagieren.) Und was für eine Kulisse! Das gilt im Übrigen für die ganze Fahrt hoch zu den Hotsprings. Zuerst die Ebene, mit vielen Seeen, Sanddünen und dem Athabasca River, dann, wenn die Strasse ansteigt, viel Wald und immer wieder beeindruckende Berge.
Da die Zeit doch schon sehr fortgeschritten ist, entscheiden wir uns, gleich bei den Hotsprings zu Abend zu essen. Bea zaubert Pasta. Danach fahren wir erst zurück. Beim eindunkeln dürfen wir auf dem Weg hinunter ins Tal einem weiteren Bären hallo sagen, wobei wir ihn erst sehr spät entdecken, weshalb wir an ihm vorbeihuschen. Später treffen wir auf Rehe und vor allem auf mehrere Wapiti-Hirschkühe und schliesslich auf eine ganze Herde dieser Tiere, inklusive Jungen. Wirklich ein schöner Abschluss eines weiteren ereignisreichen und spannenden Tages.
45. Tag
Montag, 29. Juni 2009
Ein weiterer Höhepunkt unserer Reise steht heute auf dem Programm: der Icefields Parkway (Highway 93), quer durch die kanadischen Rockies! Die Vorfreude ist gross, auch beim Frühstück in der „Bear Pow Bakery“, bei sehr feinen Muffins und Schocko-Gipfeli.
Bis zu den Athabasca Falls kennen wir die Strecke ja schon. Dennoch lassen wir uns bei, zum Glück, gutem Wetter, durch den Blick auf die wunderbare Bergkulisse rund um Jasper auf was noch kommen wird einstimmen. Kurz nach den Falls ein kurzer Halt, um mit den Füssen zu prüfen, wie kalt sich ein echter Gletscherfluss wie der Athabasca anfühlt. Brrrr! sagen wir dazu!
Prächtige Blicke auf die Rockies folgen, einige Riesen sind auch schon dabei, wobei ganz klar andere Formen, als die uns von den Alpen bekannten, zu erkennen sind. Die Strecke ist eigentlich schon jetzt spektakulär, obschon noch keine Gletscher zu sehen sind.
Ein kleiner Abstecher mit Pause beim verträumten Honeymoon Lake, der wirklich bezaubernd ist und wohl auch manch ein nicht frisch Vermählter zu einem Aufenthalt am anliegenden, kleinen aber feinen Campground bewegt.
Es folgen die Sunwapta Falls, kurz bevor der gleichnamige Fluss (der uns übrigens bis zum Icefield Centre begleiten wird) in den Athabasca River mündet (der Athabasca fliesst ab hier etwas weiter westlich als der Highway 93). Wieder sind wir von einer tiefen Schlucht beieindruckt, in die sich die Wassermassen stürzen. An der engsten Stelle misst das Canyon wohl nicht viel mehr als 2 Meter, oben ist der Fluss aber gut und gerne 15 Meter breit!
Und dann geht das Naturspektakel richtig los. Die Berge werden immer imposanter, erste grosse Schneefelder sind zu erkennen, schon bald auch erste Gletscher weit oben am Berg. Auch ein ausgesprochener Dolomiten-Fan und Verteidiger ihrer einmaligen Schönheit muss ohne Umschweife eingestehen: hier besteht mehr als nur ein klein Wenig Konkurrenz. Wir sind sprachlos und geniessen die immer wieder einmaligen Ausblicke.
Und auch bezüglich Tiere werden wir kurz vor dem Erreichen des Icefield Centres in einer Ebene verwöhnt. Wir erblicken vier Dickhornschafe (gleichen sehr unseren Steinböcken)! Auch keine alltägliche Sache. Dann ziehen wir an ein paar weitere Velofahrer vorbei (es hat erstaunlich viele unterwegs hier hinauf) und blicken zum ersten Mal auf das Colombia Icefield. Drei grosse Gletscher bilden ein einmaliges und fantastisches Bild, wobei der lange Athabasca Gletscher in der Mitte die Königsrolle übernimmt. Unbeschreiblich und bewegend.
Wir fahren zunächst einfach mal vorbei, denn wir wollen am kleinen Wilcox Creek Campground gleich beim Icefield übernachten und uns einen schönen Platz sichern, was uns auch gelingt. Wir essen mit einem Erdmännchen und einem Eichhörnchen sowie einem Clarks Nutcracker (grosser Vogel mit kräftigem Schnabel) bei herrlichem Wetter auf 2000 Metern Höhe draussen zu Mittag bevor wir zurück aufs Icefield gehen.
So spektakulär der Anblick des Athabasca Gletschers auch ist, so spannend der Aufstieg bis an den Rand seiner Zunge und die paar Schritte auf dem ziemlich sicheren vordersten Teil des Eises auch sind, so atemberaubend der weite Blick auf das Icefield und die drei Gletscher in seiner Gesamtheit sind, so macht es doch auch einen grossen Eindruck an den verschiedenen Tafeln vorbeizulaufen, auf denen festgehalten wird, wo sich der Gletscher an bestimmten Jahreszahlen befand. Von der Markierung 1992 geht man sicher noch 5 Minuten bis zur Gletscherzunge! So wird Erderwärmung sichtbar, besser als nur vom Eisrückzug zu lesen. Der Gletscher hat seit 1885 60% seiner Masse verloren. Die Seitenmoränen der Gletscher (von allen drei, nicht nur die des Athabasca Glacier) lassen auch schön sehen, wie viel Eis „verloren“ gegangen ist. Also Schönheit, die zum Nachdenken anregt, wenn man will.
Beim kurzen Rast im Icefield Centre erhaschen wir einen Blick auf die Wetterprognosen. Zum Glück sind sie ähnlich ungenau wie bei uns, denn es wird Regen für den Abend vorausgesagt. Wir erleben aber auf unserem schmucken Plätzchen einen herrlichen Abend, die Kinder geniessen den Platz und toben sich beim Spielen aus, und ein schönes Feuer hält uns bis weit in die Nacht Gesellschaft.
Was für ein herrlicher Tag!
46. Tag
Dienstag, 30. Juni 2009
Bevor wir den zweiten Teil des Icefields Parkway in Angriff nehmen, wollen wir heute Morgen den Wilcox Pass bezwingen, der herrliche Ausblicke auf das Colombia Icefield gewährt. Beim Aufwachen aber zunächst die grosse Überraschung: Vorhang auf und ... es liegt Schnee draussen! Wie gesagt, wir sind auf ca. 2000 Meter, aber wer hätte dies am Vorabend noch gedacht! Nur ein kleiner Flaum, aber doch Schnee, und es ist bitter kalt. „Arnis“-Heizung braucht gut 20 Minuten, um eine Temperatur im Innern zu erreichen, die auf der Anzeige ablesbar ist, und die Anzeige beginnt bei 10 Grad Celsius!
Jetzt scheint aber wieder die Sonne, was uns darin bekräftigt, die geplante Wanderung in Angriff zu nehmen. Gut eingepackt und mit einem grossen und einem kleinen Rucksack für alle Eventualitäten gewappnet, beginnen wir den Aufstieg. Vor allem für Noah ist das nun ein echter Challenge, aber wie so oft schlägt er sich mehr als nur tapfer. Auf dem Plateau, wo der Schutz des Waldes endet, windet es ziemlich stark, was dazu führt, dass es noch kälter scheint als es ist. Auch hat sich die Sonne inzwischen wieder hinter den Wolken verkrochen. Aber wir geben nicht so leicht auf und marschieren tapfer weiter. 4 Kilometer sind es bis zur Passhöhe. Nach gut 2/3 der Strecke und nachdem wir die schönsten „Viewpoints“ auf die Icefields passiert haben, entscheiden wir uns, aufgrund der Verfassung von Noah und vor allem den doch harten Wetterverhältnissen zurückzukehren. Es war aber dennoch eine wirklich sehr schöne und spektakuläre Wanderung, die wir gerne wiederholen würden. Ein grosses Bravo vor allem an die Kleinen, allen voran Noah.
Wieder zurück im Wagen wird das Wetter alles andere als angenehm, es regnet und zum Teil mischt sich wieder Schnee dazwischen. Aber es ist zum Glück nur von kurzer Dauer. Nach dem Sunwapta Pass fahren wir ins Tal hinunter, wo die Sonne bereits wieder lacht. Die Rockies sind hier etwas weniger spektakulär, es ist aber nur eine kleine Pause vor dem nächsten Spektakel. Bald sind wieder Gletscher zu sehen, obschon eher weit oben. Wo die Berge nicht ganz so hoch aufschiessen, erinnern gewisse Formen an die Bilder des Grand Canyons, wenigstens so, wie wir sie aus den Fotos kennen.
Der nächste Höhepunkt kommt dann beim Bow Pass. Auch hier sieht man innert kürzester Zeit drei grosse Gletscher: den Peyto Glacier, den Bow Glacier und den Crowfoot Glacier. Der Blick von der Passhöhe hinunter auf den türkisfarbenen Payto Lake, ein Gletschersee, ist einmal mehr fantastisch. Auch hier lässt sich der Gletscherrückzug sehr gut erkennen. Der Crowfoot Glacier schliesslich ist sicherlich einer der imposantesten, an denen wir vorbeigefahren sind. Unwahrscheinlich dick ist seine Masse. Überhaupt ist die Fahrt wirklich bezaubernd: Riesige Schneefelder, imposante Gletscher und dutzende von Metern dicke Schneedecken sind immer wieder zu erblicken.
Der Bow River ist nun unser neuer Begleiter, und die beiden Seeen, Bow Lake und Hector Lake, an denen wir vorbeifahren, sind wieder mal von einer einmaligen Schönheit, vor allem was ihre Farbe betrifft. Abgesehen natürlich von der Kulisse, in der sie eingebetet sind. Der Karrer See, „Lago di Carezza“, verblasst im Vergleich dazu, trotz seiner ebenfalls nicht zu bestreitender Schönheit.
Schliesslich erreichen wir Lake Louise und somit das Ende des Icefields Parkways. Ein Retorten-Dorf, dass uns nicht besonders beeindruckt. Sehr auf Posh ausgerichtet. Die beiden Seeen, Lake Louise eben, sowie den Moraine Lake, sparen wir uns für später auf. Wir werden in ca. einer Woche wieder hier sein. Stattdessen fahren wir auf dem Trans-Canada Highway (Highway 1) gleich weiter ostwärts, Richtung Banff, unser heutiges Ziel.
Es war heute etwas viel Fahren, vor allem für die Kleinen, aber wieder sehr spektakulär. Es hat uns sehr gut gefallen. Dennoch, nach Bezug unseres Campplatzes im Tunnel Mountain Village II. (total hat diese Anlage knapp 1200 Plätze (!) anzubieten; obwohl ansprechend angelegt, ist der Charm von Jaspers Whistlers nie erreicht), machen wir keine grossen Sprünge mehr und sind bald einmal im Bett.
47. Tag
Mittwoch, 1. Juli 2009
Die Hälfte unserer Reise ist heute um. Aber noch viel wichtiger: Es ist Canada Day! Und wir lassen uns davon anstecken.
Wie uns geraten wurde, fahren wir mit dem öffentlichen Bus in das Städtchen Banff. Es ist sehr hübsch, hat ein ganz spezielles positives Flair, liegt wunderschön auf einem breiten Plateau, inmitten von viel Wald und umrahmt von den Rockies, dem herrlichen Cascade Mountain, dem exzentrischen aber faszinierenden Mount Rundle (hat wie Wellen auf der Seite) sowie dem weniger spektakulären Sulphur Mountain, der aber für die Entstehung von Banff von grosser Bedeutung ist. Hier wurden nämlich vor über 100 Jahren die Hot Springs entdeckt, ohne die Banff wohl nie gegründet worden wäre. Banff National Park ist übrigens der erste aller kanadischer National Parks.
Das Städtchen gibt sich sehr mondän, mit seinen Luxushotels und Boutiquen, hat zudem einen leichten europäischen Touch bezüglich Gesamtbild der Hauptstrasse und des Stadtkerns. Aber wie gesagt, es ist sehr einladend. Im Gegensatz dazu steht zum Beispiel, dass kein einziges Internet-Cafe besteht.
Zurück zu Canada-Day. Gut ausgerüstet mit Fähnchen, Pins und die Kinder mit entsprechenden Swetchern, machen wir uns also auf den Weg Richtung Pancake Breakfast. Schön brav stellen wir uns in die riesenlange Schlange, die sich langsam Richtung Buffet bewegt. Die Stimmung ist aber ausgelassen und gut, sodass die Wartezeit schnell vergeht. Dann erhalten wir ein Würstchen, ein Brötchen, Marmelade, Butter, Pancakes und Aahornsirup, plus einen Fruchtsaft, alles fast gratis. Und wir essen zusammen mit hunderten von anderen, viele Familien mit Kindern, auf einer herrlichen Wiesen. Flavio und Noah sind bald in vorderster Front aktiv. Eine kleine Band spielt, sie tanzen vor der Bühne und halten bald Rasseln und Tamburine in der Hand.
Danach ab in den Central Park, wo heute den ganzen Tag Shows für alle geboten werden. Und viel Rahmenprogramm für die Kinder: „Gumpi-Burg“, Schminken, Ballone werden zu Tiere geformt und und und ... Flavio und Noah geniessen es in vollen Zügen. Dazu viel Musik, ein Magier und einige lustige aber zugleich ernstgemeinte und informative Einlagen der Parkverwaltung. Zusammenfassung der Kernaussage bezüglich der Natur und ihrer Schönheiten: „Use without abuse!“. Nicht ganz einfach zu verwirklichen, leider.
Das Wetter ist fantastisch, sodass es wirklich ein Erlebnis wird. Um 17:00 Uhr geht’s dann zur Parade. Mounties, Indianerhäuptling, Tänzer, Ballerinas, Feuerwehrwagen, Kutschen, Cowboys, und viel Musik und noch vieles mehr. Auch das ein spezielles und spannendes Ereignis, für uns, die es sich nicht gewohnt sind, den Nationalfeiertag wirklich als Geburtstag des Landes zu feiern. Vielleicht sollte auch in der Schweiz mal sowas versucht werden: Z.B. Spiegeleier und Rösti mit Zopf und Marmelade auf dem Rütli für Familien. Vielleicht würden dann weniger Unruhen entstehen.
Nach der Parade kurz was essen, danach wieder in den Central Park, wo nach wie vor Musik gespielt wird. Die Kinder tanzen, spielen Frisbee und knüpfen Bekanntschaften. Sie scheinen nie müde zu werden. Um 23:00 Uhr dann der Abschlusshöhepunkt mit einem Feuerwerk.
Bis hierhin ein perfekter Tag zum geniessen. Aber jetzt der Wermutstropfen. Wie gesagt, auf Anraten der Campground-Leitung sind wir mit den öffentlichen Verkehrsmitteln in die Stadt. Der letzte Bus fährt aber um 23:00 Uhr. Und Taxis sind kaum zu haben „It’s the busiest day of the year!“ Wir warten also mit erschöpften Kindern fast eine Stunde auf ein bestelltes Taxi. Noah schläft auf der Bank ein, Flavio ist kurz davor. Und es ist jetzt doch empfindlich kühl draussen. Aber wir überstehen auch das und freuen uns schon auf nächste Abenteuer! Dennoch, als das Taxi endlich kommt, sind wir doch alle sehr froh endlich ins Bett zu kommen.
48. Tag
Donnerstag, 2. Juli 2009
Die „Strapazen“ von gestern haben doch Spuren hinterlassen. Die Kinder schlafen zwar kaum länger als sonst, aber man sieht es ihnen an, dass die Batterien heute doch nicht ganz aufgeladen sind. Und den Eltern geht es nicht viel anders. Deshalb lassen wir es sehr gemähchlich angehen, gemütliches Frühstück im Freien bei herrlichem Sonnenschein und dem Cascade Mountain vor uns. Danach ein längerer Spaziergang zu den Hoodoos durch einen leichten Wald im „Schatten“ des Mount Rundle mit herrlichem Blick auf das Tal und den Bow River.
Beim Trail bei den Hoodoos erhalten wir interesante Informationen von einer freundlichen Parkrangerin zu den Borkenkäfern und weshalb British Colombia stärker betroffen ist als zum Beispiel Banff: die grossen Temperaturunterschiede könnten die Hauptursache sein. Die Käfer meinen, jetzt können wir raus, es ist schön warm, und schon kurz danach kommt der nächste Frosttag!
Wie gesagt, es ist nur ein längerer Spaziergang im einfachen Gelände, aber der Rückweg wird für die Kinder doch zu einem Kampf.
Endlich sind wir zurück bei Arni, mit welchem wir in das Städtchen fahren. Wir werfen einen kurzen Blick auf die wenig spektakulären Bow Falls und müssen dann leider feststellen, dass Banff alles andere als RV-freundlich ist. Keine entsprechenden Parkplätze, nicht einmal vor den Hauptsehenswürdigkeiten oder dem Info-Centre. Das macht unser Leben etwas schwerer, aber wir lassen uns nicht runterkriegen und fahren in die Aussenquartiere, wo wir schliesslich bei einem Spielplatz einen Parkplatz finden. Viele andere „Leidensgenossen“ haben es uns im Übrigen gleich getan, wie wir feststellen können.
Längerer Spätmittagsschlaf für die Kinder, dann essen wir gleich hier zu Abend. Cool wenn man als Schnecke unterwegs ist und das Haus und die Küche immer dabei hat.
Und zum Schluss des Tages eine kleine Überraschung für die Kinder und eine sehr angenehme Tätigkeit für alle: Wir fahren den Sulphur Mountain hoch bis zu den Upper Hot Springs, wo wir uns im 39 Grad warmen Wasser (schon fast etwas zu warm) der natürlichen und schwefelhaltigen Quellen entspannen und etwas plantschen können (vor allem die kalte Dusche tut es unseren Kindern an). Wir geniessen diesen Ausklang des gemütlichen Tages und kommen erneut erst sehr spät zurück auf unseren Campground. Die Kinder sind Nudelfertig und die Eltern nicht viel besser in Form.
Gute Nacht.
49. Tag
Freitag, 3. Juli 2009
Die Dinosaurier locken, und deshalb zieht es uns nun doch weiter ostwärts als ursprünglich geplant. Unser nächstes Ziel in Alberta: Drumheller in den kanadischen Badlands. Leider heisst das für heute einige Kilometer zurücklegen.
Wir fahren los und noch vor der Ausfahrt aus dem Areal des Campgrounds machen wir eine überraschende und angenehme Begegnung. Ein Kojote überquert seelenruhig die Strasse, läuft dann weiter Richtung Wald, dreht sich sogar nochmals um, als ob er auf Wiedersehen sagen möchte, und zottelt dann davon. Ein wirklich schönes Exemplar seiner Gattung. Damit hatten wir nun wirklich nicht gerechnet, aber wir sind natürlich nicht traurig, auch dieses Stück „Wildlife“ gesehen haben zu dürfen.
Und dann wird die Strasse so richtig unter Arnis Räder genommen. Kurzer halt in Canmore, um beim Tourist Information eine Strassen- und Campgroundkarte von Alberta zu erhalten. Dann weiter bis zur Olympiastadt-Calgary (die Skisprunganlage sowie die Bobbahn und das ehemalige Olympische Dorf liegen gleich am Trans-Canada Highway). Hier längerer Picknick-Halt und Spielplatzbesuch, um überschüssige Energie loszuwerden und dann die nächsten 170 Kilometer.
Bereits kurz nach Banff werden die Berge flacher und die Landschaft mehr und mehr hügelig. Wir fragen uns, wo die Skiwettbewerbe bei den Olympischen Spielen in Calgary wohl stattgefunden haben. Berge gibt’s hier auf jeden Fall keine mehr soweit wir das sehen können. Und ab Calgary (und dem ersten kanadischen Stau!) wird die Strecke durch die kanadische Prärie je länger je monotoner. Alles ist flach, der Highway meist eine mit dem Massstab gezogene Gerade, links und rechts riesige Weide- und Felderflächen, die zu den einzelnen Ranchen gehören. Wenn wir in den Cariboos dachten, die Weiden seien riesig, so sind es diese bei weitem noch mehr. Hier wird auch viel mehr auf Getreide und Ackerbau gesetzt. Grosse Rapsfelder (Bravo Bea!) prägen oft das Bild.
Die Fahrt scheint nicht enden zu wollen, bis endlich die Strassenschilder darauf hinweisen, dass Drumheller bald erreicht ist. Und dann kommt doch noch Spannung und Entzücken auf. Kaum 5 Minuten vor der Einfahrt in Drumheller fällt die Strasse aus dem Nichts steil abwärts in ein Canyon. Wir sind ständig auf einem Hochplateau gefahren, und hier haben nun der Gletscher und der Sandstein das ihre getan, um das Tal des Red Deer River in eine fantastische Landschaft zu verwandeln. Kegelförmige Hügel, bei denen man die verschiedenen Gesteinsschichten bestens erkennen kann, säumen das tiefgelegene Tal. Beste Kulisse für einen Zorro- oder Winnetou-Film. Man kann sich sehr gut die Indianer bzw. Zorro oben am Canyon vorstellen während die Cowboys bzw. die mexikanischen Gendarmen unten hindurch reiten. Bei diesem Bild ist rasch gesagt: die eher langweilige und lange Fahrt hat sich bereits gelohnt.
Aber eigentlich sind wir in erster Linie wegen der Dinos hier. In dieser Gegend wurden besonders spektakuläre und zahlreiche Knochen- und Fossilfunde gemacht. Hier steht auch das Royal Tyrrell Museum of Palaeontology, welches wir besuchen wollen. Alles scheint von den Dinos eingenommen. Sie stehen fast überall auf den Strassen, und fast niergendswo gibt es keinen Hinweis auf die ausgestorbenen Tiere, sei es bei der Strassenbezeichnung, noch bei den Namen der Läden oder der Campgrounds. Vor dem Tourist Information Centre steht dann auch ein riesiges Exemplar, auf welchen man über eine Treppe im Innern bis zum Mund hochsteigen kann. Keine Frage, dass wir das mit den Kindern machen.
Übernachten werden wir im schmucken und sehr ruhig gelegenen Kokopelli Campground in Rosedale, welches wir per Zufall gewählt haben, nachdem die ersten beiden, bei denen wir telefonisch angefragt hatten, voll ausgebucht waren. Zum Glück, wie sich jetzt herausstellt. Denn während unsere Stätte in einer hübschen, grünen Anlage mit über 200 Jahren alten Bäumen liegt, sind die anderen Campgrounds sehr unpersönlich und eintönige Massenbetriebe.
Das wunderbare Wetter erlaubt es uns zu grillieren und danach Marshmallows übers Feuer zu halten. Bea und Omar sitzen noch draussen am Feuer als rundherum alle schon schlafen.
50. Tag
Samstag, 4. Juli 2009
Der Himmel präsentiert sich ziemlich grau heute Morgen. Zum Glück haben wir keine grossen Outdoor-Aktivitäten geplant. Gemütliches Frühstück draussen, danach ab auf den Dinosaurier Trail. Der 48 Kilometer lange Rundkurs im Norden von Drumheller führt an zwei herrliche Aussichtspunkte über das Canyon vorbei. Ein besonders hübsches und spektakuläres Teilstück wird Horsethief Canyon genannt, weil sich hier die Pferdediebe mit ihrer Beute versteckt haben sollen. Wenn man das Labyrinth von Kegeln vor sich sieht, hat man keine Mühe dies zu glauben. Ein schmaler Pfad führt ins Canyon hinunter und dann hinauf auf einen der grösseren Kegel. Ein netter Spatziergang, der doch anstrengender ist als angenommen. Die Strecke ist doch erheblich steil. Flavio entdeckt dabei einen sehr schönen Kaktus.
Ein weiteres Highlight der Rundfahrt ist die Bleriot Ferry, eine Fähre über den Red Deer River, die noch mit Seilen geführt wird. Sie bietet Platz für maximal 11 Fahrzeuge, vorausgesetzt es ist kein RV dabei ... Wir haben Glück: Keine Wartezeit! Die Überfahrt dauert nur ein paar Minuten, ist aber trotzdem ein wahres Erlebnis.
Kurz vor dem Museum liegt schliesslich die Little Church, eine Kirche, die höchstens 6 Leuten plus dem Priester Platz bietet. Eigentlich ein hübsches Plätzchen. Schade nur, dass gewisse Leute überhaupt keinen Respekt davor zeigen, dass es sich hier trotz allem um eine Kirche handelt, und sie wie eine Attraktion in Disney-World behandeln.
Und nun ab ins Royal Tyrrell Museum of Palaeontology. Es ist riesig! 2,5 Stunden ununterbrochenes Gehen, Anschauen, Erklären und Zurechtweisen mit den Kindern, fast ein wenig viel. Vor allem auch deshalb, weil der erste Teil sehr wissenschaftlich aufgebaut wurde. Erst später folgen die für Kinder und Laien spektakulären, meist vollständigen, Skellete verschiedenster Riesen und kleinerer Dinos. Es ist wirklich faszinierend und man kommt aus dem Staunen kaum mehr raus. Aber auch die Erwachsenen packt irgendwann die Mündigkeit. Und eine Pause kann man eigentlich leider erst am Ende des Parcours einlegen. Vorher wurde keine entsprechende Infrastruktur bereitgestellt. Schade.
Trotz dieser „technischen“ Vorbehalte, der Besuch ist für uns alle ein weiteres aufregendes und auch lehrreiches Erlebnis. So viele Saurier zu sehen, ist bei Weitem nichts alltägliches. Zudem erhält man unter anderem auch ein kleiner Einblick in die Tätigkeit der Palaentologen auf der Suche nach Spuren der Dinos.
Fast schon kanadisch machen wir uns schliesslich auf den Weg Richtung Restaurant fürs Abendessen. Das Mother Mountain Tea House & Restaurant liegt in Delia, ca. 50 Kilometer nordwestlich von Drumheller, in einem verschlafenen Dorf. Es ist ein altes, restauriertes Blockhaus mit vorzüglichem, einladendem Ambiente und exzellenter Küche, weshalb sich die gut halbstündige Fahrt ganz bestimmt lohnt, obwohl sie wiederum nicht besonders spannend ausfällt: gerade Highways, Weiden, Felder, Ranches. Die Führung (ein Ehepaar, wobei die Frau mit 13 Jahren aus Freiburg i.B. nach Kanada kam) sehr zuvorkommen und freundlich, was einen vorzüglichen und gemütlichen Abend perfekt abrundete. (Der Tipp stammt aus unserem Reiseführer). Daran mag auch die alte, etwas angeschwipste alte Damen nichts ändern, die bei unserem Eintreffen den Wirt ganz schön auf Trab hält.
Während dem Nachtessen setzt dann doch noch der Regen ein. Die Farmer freuts, auch hier ist es viel zu trocken im Moment.
PS: Wie wir feststellen konnten, wir in dieser Gegend nach Erdöl und wohl auch Erdgas gebohrt. Verschiedene kleine Bohrtürmchen stehen hier im Einsatz.
... link (0 Kommentare) ... comment
... older stories