Dienstag, 23. Juni 2009
Weiter ostwärts
Hi Zurich!

Weiterhin fit und munter reisen wir durch British Colombia, und wir geniessen es in vollen Zügen.

Nach 4 Tagen in der Wildniss, ohne Mobile und Internet-Zugang, aber mit viel freundlicher Umsorgung, haben wir nun den Cariboo Highway verlassen und bewegen uns ostwärts. Nächstes Ziel, der Wells Grey Provincial Park.

Das Wetter ist nicht mehr ganz so bombastisch wie noch in den ersten vier Wochen, aber mit nur einem reinen Regentag bis jetzt wollen wir uns sicherlich nicht beklagen. Auch heute hatten wir viel Sonnenschein, die Temperaturen sind aber um einiges kühler geworden.

Wir danken allen für die erhaltenen Kommentare (Astrid, geniesst die Gartenferien; Bea und Max, ja wir haben beide eure Kommentare gelesen. Flavio hat sich über die Geburtstagswünsche sehr gefreut; Moni, super dass Nico jetzt läuft. Jetzt ist endgültig Schluss mit ruhigem Leben, wir reden aus Erfahrung!), und freuen uns schon auf die nächsten. Bitte entschuldigt, wenn wir nicht alle persönlich beantworten.

Ab dem Bericht "Am Cariboo Highway" hat es jetzt immerhin das eine oder andere Bild. Hoffen, dies trage weiter zur Attraktivität unseres Blogs bei :-)

Wie ihr den folgenden Berichten entnehmen könnt, läuft alles wirklich prima, also macht euch keine Sorgen um uns :-)

Hoffen, bei euch zu Hause laufe auch alles im grünen Bereich, bald sind ja Schulferien!

Also, viel Spass beim Lesen, falls ihr Lust und Zeit dafür habt. Hier die nächsten paar Tage.

Best wishes from all of us, hugs and kisses
The Ongaro Family on the road



30. Tag
Sonntag, 14. Juni 2009

Heute gehen wir es gelassen an in Punkto Programm. Wäsche, Bea und die Kinder nochmals eine Runde im Pool und das Campground erst gegen Mittag verlassen. Bea wird in der Mall von Prince George abgesetzt, wo sie endlich mal etwas shoppen kann (v.a. wird wieder einmal an die Kinder gedacht. Zudem sind die Geschäfte so gross, dass man kaum über das erste hinauskommt. Dies die Infos von Beatrice.), während Omar und die Kinder wieder den kinderfreundlichen Prince George Park aufsuchen. Spielplatz und Wasserpark für die Kids, etwas Lesen für Omar. Relaxen und das schöne Wetter geniessen heisst das Motto. Danach Bea wieder „auflesen“ und in einem gemütlichen Familienrestaurant ausnahmsweise „auswärts“ Essen. Allen schmeckts und wir geniessen auch diesen Ausklang des gemütlichen Tages.

PS: Die Mücken sind und bleiben unser einziger Feind!

31. Tag
Montag, 15. Juni 2009

Wir verlassen Prince George im Regen! Einmal musste es ja passieren. Aber der Cariboo Highway (Highway 97) führt uns südwärts rasch aus der Störung hinaus wieder Richtung blauen Himmel, Sonne und Wärme! Landschaftlich wechseln sich „landwirtschaftliche“ Gegenden mit Ranches, Gebiete mit starker Forstwirtschaft und „wildere“ Abschnitte, mit viel Wald und hübschen, kleinen Seeen, die meist mit Seerosen übersäht sind, munter ab. Überall fällt allerdings auf, dass der Wald in dieser Gegend stark gelitten hat.

Je näher wir an Quesnel kommen, desto stärker ist der Einfluss der Forst- und Holzwirtschaft. Grosse Sägereien, Berge von Baumstämme, Bretter, Sägemehl, und der gerodete Wald. Das die pregnanten Bilder.

Verkehrsmässig sind jetzt doch vermehrt auch andere RV zu sehen, aber der Verkehrsfluss bleibt weiterhin sehr gering.

Quesnel, unser heutiger Zielort, ist nicht besonders attraktiv, abgesehen vom Fraser River, der uns ja seit Prince George wieder begleitet, und einer hübschen Brücke, die darüber führt. Wir schlendern ein wenig durch den Ort, bevor wir den Kindern zuliebe wieder auf dem obligaten Spiel- und Wasserpark enden. Es ist schön und warm, aber im Hintergrund bannt sich langsam was an. Schwarze Wolken kommen immer näher, der Wind wird stärker, es beginnt zu donnern.

Die Sachen sind rasch gepackt, die Kinder umgezogen, und gerade noch rechtzeitig vor dem Sturm sitzen wir im RV. Grosse Tropfen beginnen zu fallen, und es windet sehr stark. Bea fragt gar, ob vielleicht ein Tornado drohe. Schliesslich aber streift uns auch diese Störung nur knapp, sodass eine gute Stunde später die Kinder schonwieder draussen spielen können. Dies im sehr schön und ruhig gelegenen Robert’s Roost Campground direkt am Dragon Lake. Diese sehr gepflegte Anlage wird vorwiegend von Fischern besucht. Sie lädt aber auch für Familien und andere, die Ruhe und Entspannung suchen, durchaus zu einem längeren Aufenthalt ein.

Mit feinen Fejitas wird der Tag beendet, wobei Omar noch ein paar Stunden mit dem Compi kämpft, der sich erneut nicht ans Internet anschliessen lassen will.

PS: Mückenzahl hat hier stark abgenommen. Wahrscheinlich die Ruhe vor dem Sturm aufgrund der Wetterlage.

32. Tag
Dienstag, 16. Juni 2009

Ein kurzer morgentlicher Schwatz mit unseren netten Nachbarn aus Edmonton (er ist ursprünglich Chilene), dann fahren wir los. Weiter geht es südwärts. Die Landschaft wird nun ganz klar von Landwirtschaft, Pferden und Ranches dominiert. Das Tal ist hier sehr breit, und die Fläche eignet sich für Weiden und Felder, natürlich erst nachdem der Wald gerodet wurde. Die Strecke ist nicht besonders aufregend, ausser dass wir hinter einer Böschung zwei Rehe erblicken und dass der Cariboo Highway immer wieder beeindruckend schöne Blicke auf den Fraser River zulässt.

Das Wetter heute ist bewölkt aber warm, und so sollte es bis zum Abend bleiben. Danach fielen ein paar unbedeutende Tropfen, aber da war der Tag eigentlich schon gelaufen.

Nach knapp zweistündiger Fahrt (inklusive Pause), erreichen wir dann Williams Lake. Hier regiert wieder die Forst- und Holzwirtschaft. Man fährt die Stadt von Norden her von einem Hügel herkommend an, sodass man sich einen Überblick verschaffen kann. Wirklich nichts Schönes, so aus der Ferne.

Immerhin ist da der für kanadische Verhältnisse eher kleine See.

Aber bevor wir uns auf die Erkundschaftung machen können, steht heute leider der Gang in die Garage an. Der RV benötigt einen vollständigen Ölservices. Sehr freundliches Personal kümmert sich um uns. Trotzdem sind die 1.5 Stunden Wartezeit sehr lange. Die Kinder machen es super. Es wird gemalt, gespielt und geknabbert. Zur Belohnung werden sie von der Garage sogar noch reichlich beschenkt, mit je einem Model eines der riesigen Trucks, die hier auf den Strassen herumkurven! Wow, das ist noch Kundenbetreuung. Auch die verschiedenen Abklärungen mit der Vermietungsfirma übernimmt die Garage gleich selbst.

Danach ein längerer Spatziergang, um doch noch etwas Energie freizusetzen. Dafür eignet sich der Nature Trail auf Scout Island ausgezeichnet. Wir sehen und hören eine Vielzahl von Vögeln, laufen an einem Biberbau vorbei, ohne allerdings denn Biber zu sehen, werden dafür mit der Begegnung mit einem Reh und einem Flussotter beglückt.

(Fotos)

Und der Campground ist heute Abend auch ganz speziell: Er liegt direkt an der Arena, wo alljährlich (dieses Jahr in 10 Tagen) das berühmte Williams Lake Stampede (Cowboy Fest mit Rodeo) stattfindet. Das kann auch nicht jeder von sich behaupten.

Feuer, grillieren, Rind und Lachs. Schmatz und gute Nacht!

PS: Keine Mücken heute Abend.

33. Tag
Mittwoch, 17. Juni 2009

Der Morgen präsentiert sich grau aber trocken. Trotzdem denken wir, dass es wohl eher nach indoor Aktivitäten riecht. Am Tourist Information Centre wurden wir auf einen Indoor-Playground hingewiesen (offenbar so ähnlich wie „unser“ Trampolino). Ein paar Stunden dort austoben, bevor wir die ca. zweistündige Fahrt an den Spout Lake und die „Ten-ee-ah Lodge“ (sprich: Elch-Lodge) in Angriff nehmen, dachten wir. Aber eben, nicht immer kommt alles so, wie man es vorgesehen hat. Der Indoor Park ist noch geschlossen.

Also sofort weiter nach Süden! Ranch reiht sich an Ranch, grosse Weiden, vor allem Pferde sind zu sehen, und der Wald hat auch hier ziemlich „Federn lassen müssen“. Das weite Tal, welches vor über hundert Jahren von Pelzhändlern und Goldsuchern bereits bereist wurde, strahlt Gemütlichkeit aus, was wohl zum Teil auch wieder einmal am sehr geringen Verkehr liegen mag. Immer wieder sind auch alte, aus den Western Filmen bekannten Gebäude zu erspähen, neben neueren, sehr schönen und imposanten Ranches.

Wir folgen dem Cariboo Highway bis nach Lac la Hache, dem offenbar längsten Städchen der Cariboos (so behauptet es auf jeden Fall eine Tafel am Eingang zum Städtchen). Mittlerweile regnet es immer wieder mehr oder weniger stark, aber das stört uns im Moment noch gar nicht. Wir sitzen ja im RV. Ein als Kaffee-Pause gedachter Halt im schmucklosen Ort endet mit einer sehr feinen Riesenpizza. Danach nehmen wir die letzten paar Kilometer zu unserer nächsten Destination in Angriff, wobei 21 davon auf Schotterstrasse zu fahren sind. Die Strasse hier ist wesentlich schlechter gewartet als jene zum Ootsa Lake, viele Schlaglöcher und Unebenheiten, weshalb die Fahrt doch etwas länger dauert als gedacht. Aber dann sind wir endlich da, in der „Ten-ee-ah Lodge“. Hier werden wir uns nun vier Tage aufhalten und verwöhnen lassen. Frühstück und Abendessen sind inbegriffen, sodass wir weder kochen noch abwaschen werden müssen! Schöne Aussichten. Und der Ort ist wieder einmal traumhaft. Ein mit vielen Seerosen überwachsener kleiner See, umgeben von Wald, frei herumgrasende Pferde, kein Natelempfang, kein Internet, Wildnis, Ruhe, Gemütlichkeit, Entspannung, sehr feines Essen und hüper aufmerksames und freundliches Personal: dies nur einige Stichworte zu diesem kleinen Stück Verwöhnung auf Erden.

Die Lodge wird von Schweizern geführt und dementsprechend ist sie in der Schweiz auch bekannt. Kein Wunder, dass wir hier praktisch nur auf Schweizer Gäste treffen. Aber keine Frage, dies tut dem Charm und Charisma dieser Oase gar nichts an.

Die Sonne lacht uns zur Begrüssung an, sodass ein erster kleiner Besichtigungsrundgang möglich ist. Nach dem vorzüglichen Abendessen wagen sich Beatrice und Omar mit dem Kanu auf den See. Das Augenmerk auf die Moose (Elche) gerichtet, die offenbar am Abend und am frühen Morgen in den Sümpfen um den See auftauchen um zu grasen. Das ganze wird zu einem lustigen Abenteuer. Das Kanu wackelt mehr als wir erwartet hätten (deswegen also die Schwimmwesten!), die Koordination beim Paddeln muss auch noch eingespielt werden, und schliesslich ist am Ende der Tour das Anlegen am Dock alles andere als ein Kinderspiel! Aber wir schaffen es dann doch erfolgreich und souverän an Land zurückzukehren bevor es ganz dunkel wird.

Moose weit und breit keine, dafür Weisskopfadler und eventuell ein Otter (wir sind uns nicht ganz sicher, was abgetaucht ist, es war schon zu dunkel). Auf jeden Fall war es sehr lustig, ein Ausflug für die versteckte Kamera.

PS: Moskito Alarmstufe hier im Wald ist wohl so gegen orange, aber wir haben jetzt zum Glück einen doch einigermassen wirkungsvollen Spray gefunden.

34. Tag
Donnerstag, 18. Juni 2009

In der Nacht sind ein paar Tropfen gefallen, aber der Morgen präsentiert sich im Sonnenschein. Erdmännchen begrüssen uns auf dem kurzen Weg zur Lodge. Wir lassen uns beim grosszügigen Frühstücksbuffet verwöhnen. Danach heisst es für Flavio und Bea ab in den Sattel! Ein zweistündiger Ausritt meist durch den Wald steht an, vorbei an einem Baum, der den Horst eines Weisskopfadlers beherbergt und sogar Platz für Sprünge im Trab über Baumstämme einräumt. Flavio sitzt zum ersten Mal alleine auf einem richtigen Pferd, und er macht seine Sache beeindruckend gut. Auch das Traben macht ihm keine Schwierigkeiten, im Gegenteil, er kriegt nicht genug davon. Geritten wird im Westernstyle auf super zugerittenen Pferden, sodass der Ausflug wirklich auf für Anfänger und ungeübte Reiter zum Ereignis wird. Selbständig reiten in dieser rauhen Gegend, dass macht wirklich mächtig Spass. Und wenn das Wetter wie an diesem Morgen mitspielt um so mehr.

Währenddessen erkunden Omar und Noah das nahe Gelände, wobei Eichhörnchen und immer wieder Erdmännchen, sowie ein Reiher für spannende Begegnungen sorgen.

Am Nachmittag geniessen Bea und Omar die Stille am Seeufer mit einem guten Buch, während die Kinder sich auf dem Spielplatz und vor allem dem Trampolin selbständig amüsieren. Im Anschluss wagen wir es, uns zu viert in das Kanu zu setzen und geniessen eine weitere Runde auf dem Spout Lake, wobei das ganze schon viel professionneller aussieht als noch am Abend zuvor: die Koordination passt, und auch das Anlegen wird ohne grosse Schwierigkeiten gemeistert. Wieder wird kein Elch gesichtet, dafür aber ein seltener Taucher, der ganz in der Nähe des Kanus plötzlich aus dem Wasser auftaucht. Schade nur, dass der Fotoapparat den Weg aufs Kanu nicht mitgemacht hat.

Zufrieden mit dem erneut sehr angenehmen und erholsamen Tag lassen wir den Abend bei Apero und vorzüglichem Nachtessen ausklingen. Und als die Kinder im Bett liegen und träumen, wagen sich Beatrice und Omar nochmals auf den See. Der Ruf des Elches lässt nicht locker. Es bläst aber ein starker Gegenwind, welcher das Hinausfahren stark erschwert. Deshalb wird das Unterfangen bald einmal wieder erfolglos abgebrochen.

35. Tag
Freitag, 19. Juni 2009

Der Ausritt von gestern hat Bea so begeistert, dass sie findet, Omar müsse das auch erleben. Also schwingt er sich heute mit Flavio in den Sattel. Flavio ist voller Vorfreude und lässt sich nicht zweimal fragen, ob er nochmals mitwill. Wieder geht’s den Berg hoch durch den Wald, allerdings an einer anderen Stelle als am Vortag, bis zu einem herrlichen Aussichtspunkt über die ganze Gegend. Flavio macht seine Sache wieder sehr gut, was auch Sarah, die Gruppenleiterin, immer wieder mit Erstaunen betont.

Während der kurzen Pause ziehen immer mehr schwere schwarze Wolken auf, und kaum ist der Abstieg und Rückritt angetreten, fallen auch gleich die ersten schweren Regentropfen! Der Regen wird immer stärker, und der Versuch, kurz unter Bäumen Schutz zu finden, wird mit dem ersten Donner bald abgebrochen. Der Wald ist für Gewitter bekanntlich kein idealler Standort.

Also nichts wie so schnell als möglich nach Hause. Sehr zur Freude von Flavio, denn das heisst nichts anderes als praktisch den ganzen Rest des Rückweges traben. Alle sind bis auf die Unterwäsche durchnässt, aber dies tut der guten Stimmung in der Gruppe nichts an! Mit lauten Rufen und Gejohle kommen wir alle sehr zufrieden bei der Lodge an.

Leider verbessert sich das Wetter auch am Nachmittag nicht mehr, weshalb zum ersten Mal auf Aktivitäten im Freien verzichtet werden muss. Für die Kinder gibt’s Kino (DVD) und Popcorn, für Mama und Papa ein Buch.

Erneut ein vorzügliches Nachtessen geniessen, danach ist eine weitere Ausfahrt mit dem Kanu auf der Suche nach den Moose nicht einmal in Aussicht zu stellen. Es giesst wie aus Kübeln. Dem Wald, der mancherorts schon gebrannt hat, tut es sicherlich gut. Uns wäre es anders lieber, aber wir beklagen uns (noch) nicht. Das Wetter war ja bis jetzt sehr freundlich zu uns. Ein gemütlicher Schlummi im Gespräch mit einem Aargauer Pärchen beendet somit diesen Tag.

36. Tag
Samstag, 20. Juni 2009

In der Nacht ist sehr viel Regen gefallen, was auf dem Dach des RV für lauten Lärm gesorgt hat. Bea und die Kinder bekommen davon nichts mit und schnarchen durch. Omar hingegen ist längere Zeit wach und malt sich schon Horrorszenarien mit Schlammlawinen und stecken bleiben im Morast aus ... Nichts von allem dem tritt zum Glück in Tat und Wahrheit ein. Aber der Tag started dennoch grau und nass.

Frühstück geniessen, und schon sieht die Welt wieder viel besser aus. Wir entscheiden uns für einen Spaziergang am See entlang, treffen auf Umberto, auch Umbi genannt, dem „Haus-Eichhörnchen“, und hören den verschiedenen Vögelrufen zu. Es bleibt grau aber doch trocken, weshalb wir unseren Spaziergang ausdehnen. Durch den Wald laufen wir noch eine weitere gute Stunde, mit Aufs und Ab in der Stimmung der Kinder. Mit verschiedenen Spielen halten wir sie bei Laune, sodass der Ausflug doch als erfolgreich gelten kann.

Zurück bei der Lodge scheint das Wetter weiter aufzuheitern. Deshalb packen wir kurzentschlossen ein Kanu und hoffen nun endlich einen Moose zu sehen. Bea und Omar sind nun bereits kleine Profis des Faches. Dennoch dulden sie keine unnötigen Bewegungen der Kinder, die das Kanu jedesmal beachtlich ins Schwanken bringen. Dies ist besonders für Flavio kein einfaches Unterfangen, alles in allem aber halten sie sich sehr gut.

Auf der ca. 75-minütigen Fahrt erspähen wir zwar leider wieder keinen Elch, aber immerhin drei weitere Weisskopfadler, wobei zwei von ihnen sich einen spektakulären Luftkampf bieten, bevor einer von ihnen sich ganz oben auf einer Tanne niederlässt.

Erschöpft kehren wir zur Lodge zurück, wo wir uns kurz mit einem Happen auf der Terrasse (ja, inzwischen scheint sogar etwas die Sonne und es ist angenehm warm) stärken. Danach sitzen wir draussen rum, die Kinder spielen, und die Elern schwatzen.

Bea schlägt schliesslich vor, man könne vor dem Nachtessen doch noch ein Feuer entzünden und zum Apéro die „Therese Aggeler Spezialität“, gegrillter Landjäger, geniessen. Gesagt getan: das Feuer will zunächst zwar nicht richtig, schliesslich brennt es aber doch schön, und schon bald bruzelt auch der Landjäger. Flavio spielt in der Zwischenzeit mit dem Personal der Lodge und Noah rennt als „Wildfire“ (ein Pferd) herum. Alles deutet auf einen weiteren gemütlichen Ausklang eines wunderbaren Tages hin, der nach morgentlicher Misere sich zu einem angenehmen Samstag entwickelt hat. Aber einmal mehr kommt es anders als man denkt und wir lernen mal wieder wie schnell es mit den Kindern gehen kann.

Omar hat gerade den Fotoapparat bereit gemacht, um Bea beim grillen des Landjägers zu verewigen, und kommt gerade rechtzeitig hinter dem RV hervor um zu sehen, wie Noah stolpert und gegen die Holz-Picknick-Bank „fliegt“! Schreie und Blut, eine tiefe aber nicht zu lange Kerbe im Kinn sowie blutende Lippen und angeschlagenes Zahnfleisch sind die Folgen. Und das am Samstagabend kurz vor 6 Uhr und Mitten in der Wildnis. Zum Glück erweisen sich unsere Gastgeber auch diesbezüglich als vorbildlich. Selbstverständlich fährt uns jemand gleich mit nach Williams Lake (100 km entfernt, wovon 21 auf Schotterstrasse) in den Notfall.

Dort wir festgestellt, dass glücklicherweise nichts weiter schlimmes passiert ist. Man muss nicht nähen, und was mit den Zähnen ist, kann eh erst später eruiert werden. Also noch einmal mit dem Schreck davon gekommen!

Als Omar und Noah um 22:30 Uhr zurücksind, wartet der Koch noch auf sie und bereitet das Nachtessen frisch zu! Unglaublich, dass nennen wir Gastfreundschaft und Zuvorkommenheit im höchsten Grade. Die Ten-ee-ah Lodge können wir wirklich in jeglicher Hinsicht nur empfehlen!

37. Tag
Sonntag, 21. Juni 2009

Heute verlassen wir die Ten-ee-ah Lodge, fahren aber nicht sehr viel weiter südlich nach 100 Mile House. Der Name stammt aus der Goldsucher- und Pelzhändler-Zeit. Das Hauptlager und Ausgangspunkt der Entdeckungsreisen wurde damals im noch südlicher gelegenen Lillooet errichtet. Danach wurden immer wieder Zwischenlager bzw. Zwischenstationen errichtet, entlang dem heutigen Cariboo Highway. Diese Standorte wurden mit der Distanz zu Lillooet bezeichnet. Neben 100 Mile House haben sich noch weitere davon bis heute erhalten (z.B. 50 Mile House; 108 Mile House usw.). 100 Mile House hat sich aber als einzige zu einem grösseren Städtchen, welches vor allem aus der Landwirtschaft, Forstwirtschaft und dem Tourismus lebt, entwickelt.

Nach der zweiten Etappe der Rally durch den Wald auf der Schotterstrasse des Spout Lakes ist es von Lac la Hache nach 100 Mile House nur noch ein Katzensprung, wobei an vielen mehr oder weniger prächtigen Ranches, z.T. im ursprünglichen Western Stil erbauten, vorbeigefahren wird. Optisch ist 100 Mile House nichts besonderes. Aber das relatif gute Wetter lädt zu einem Picknick im Freien und einem ausgiebigen Spatziergang im Centennial Park ein. Der Ausflug führt an einem hübschen kleinen Wasserfall vorbei. Zudem können wir an einem Baum sehr schön Ameisen bei der Arbeit zusehen, wie sie ihr Zuhause bauen und dabei Holz aus dem Stamm des Baumes entfernen, indem sie es in mühsamer Arbeit, Gramm um Gramm als Sägemehl zum Ausgang des Baues bringen und fallen lassen. Ein längerer Aufenthalt am Spielplatz beendet den gemütlichen Nachmittag.

Der nächste Campground liegt am etwas östlich von 100 Mile House liegenden Horse Lake. Wir verlassen also den Cariboo Highway, und sind bald wieder in einem dichter vom Wald bewachsenen Umfeld. Auch diese Gegend gilt als Fischerparadies, wird sie doch von unzähligen grösseren und kleineren Seeen geprägt.

Im wieder von Schweizern geführten, sehr schönem und gepflegten Camp (hier wimmelt es nur von Anlagen, die in Schweizer oder Deutscher Hand sind!), der übrigens Bonanza Resort heisst (Jugenderinnerungen kommen auf), wird uns ein herrlicher Platz direkt am See zugeteilt, wo wir am Feuer beim Marshmallows-Braten und Geschichtenerzählen einen herrlichen Sonnenuntergang erleben dürfen.

PS: Keine Mücken heute Abend!

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