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Samstag, 6. Juni 2009
Am Tor zu Alaska!
ongaros, 09:03h
Hi everybody!
Entschuldigt bitte den etwas längeren Unterbruch, aber die Tage sind so aufregend und mit vielen Eindrücken vollgepackt, dass wir es am Abend meist nicht schaffen, uns noch um den blog zu kümmern. Oder dann fehlt es an Internet Zugang, vor allem hier im hohen Norden von British Colombia ist das nicht immer ganz einfach.
Es geht uns nach wie vor blendend, wenn man mal von Beatrice's und Flavio's Halsschmerzen absieht, die uns schliesslich doch zu einem Arztstopp zwangen. Aber inzwischen scheinen beide auf dem Weg der Besserung, zum Glück.
Das Wetter ist nach wie vor top! Besser als wir es je zu wünschen gewagt hätten. Wir sind nun schon seit 21 Tagen unterwegs und haben eigentlich noch keinen richtigen Regentag erwischt. Und seit gut einer Woche ist ein Tag sonniger als der andere und die Temperaturen sind, sogar hier im Norden, hochsommerlich heiss, z.T. über 30 Grad!
Wir hatten eine fantastische Fahrt mit der Fähre auf der Inside Passage von Port Hardy (Vancouver Island) nach Prince Ruppert (vgl. Bericht vom 1. Juni), haben schon 5 Bären, Wale, Seehunde und unzählige Weisskopfadler gesehen, heute den ersten Gletscher und morgen fahren wir zum Salmon Gletscher hoch! Die kanadische Wildnis ist wirklich so, wie sie überall beschrieben und gepriesen wird. Hoffentlich bleibt das noch lange so.
Danke allen, die an Flavios Geburtstag gedacht haben. Er hat sich sehr über die verschiedenen Glückwünsche gefreut.
Und zum Schluss eine kleine administrative Info: Wir haben bei Swisscom für die Zeit unserer Reise alles abgemeldet. Leider haben wir nicht daran gedacht, dass wir damit auch die e-mail abstellen lassen ... Scho no blöd! Also, wenn ihr uns was mitteilen wollt, bitte benutzt die Kommentarmöglichkeit hier im blog. Danke.
Beste Grüsse an alle! Und wenn ihr Lust habt, wie gewohnt nachfolgend die ausführlichen Berichte.
D'Ongaros
13. Tag
Donnerstag, 28. Mai 2009
Der Tag an dem die Bären kamen! Aber alles schon der Reihe nach.
Nocheinmal zurück nach Tofino, wenn auch nur kurz, aber wir müssen nochmals hin. Es hat uns zu gut gefallen. Das Wetter ist prächtig: Die Sonne scheint ungetrübt und es ist zum ersten Mal seit wir in Kanada sind sogar richtig heiss. Wir werden also diesbezüglich weiterhin verwöhnt!
Bea hat endlich auch eine kleine Axt gefunden, die wir für unsere Grillabende sehr nötig haben.
Und jetzt tönt alles nach viel im RV sitzen und fahren. Wir müssen zurück nach Parksville an die Ostküste von Vancouver Island. Aber es kommt alles ganz gut, und wir dürfen einen spannenden und aufregenden Nachmittag erleben. Dies zuerst dank Long Beach im Pacific Rim National Parc. Breiter Sandstrand, Felsbrocken zum Klettern, angenehme Temperaturen, sodass wir uns alle immerhin bis zu den Knien ins Wasser wagen können: unter diesen Umständen lässt sich das Picknick doppelt geniessen und man tankt Kraft für die Weiterfahrt.
Und dann dank zwei braunen Kerlen. Kaum haben wir den Pacific Rim National Parc verlassen und kurz bevor wir wieder am Kennedy Lake entlang fahren, tauchen sie auf, am Strassenrand, ein Weibchen und ihr Kleines! Bären, unglaublich, und so nah! Die beiden lassen sich nicht aus der Ruhe bringen, auch wenn X Schaulustige und ihre RVs und Autos ganz in der Nähe anhalten, um sie zu fotografieren. Die Ruhe selbst, sowohl Mutter wie auch Kind. Ganz im Gegensatz zu uns, wir sind aus dem Häuschen und so aufgeregt, dass die Bilder etwas wackelig werden. Was für ein Erlebnis, so früh auf unserer Reise. Was Tiere anbelangt sind wir bisher fast so verwöhnt worden wie vom Wetter. Bären, wir fassen es jetzt noch kaum.
Danach verläuft die Fahrt durchs Alberni Valey ruhig und problemlos, vorbei am Sproat Lake, so dass wir sogar etwas weiter fahren als geplant. Wir entscheiden uns für die alte Oceanside Route, die nach Norden führt, und finden schliesslich einen sehr charmanten Campground direkt am Meer (Fanny Bay). Zauberhaft! Wir sind fast die einzigen Gäste. Das Fleisch und der Lachs schmecken einmal mehr ausgezeichnet. Und nachdem Flavio und Noah in den Federn liegen, geniessen Omar und Bea noch lange das Feuer, die Sterne und den Mondschein, sowie das Licht des Leuchtturms auf der anderen Seite der Bucht. Wir werden sicher auch diese Nacht gut schlafen. Und wohl von den Bären träumen ...
14. Tag
Freitag, 29. Mai 2009
Jetzt gehts weiter nordwärts und je länger je mehr in die Wildnis und Einsamkeit der weiten kanadischen Wälder. Nicht vergessen, wir sind nach wie vor auf Vancouver Island, aber wir spüren und sehen die unbesiedelte Weite schon hier. Wie wird es dann erst auf dem Festland sein?
Durch Wälder und der Küste entlang fahren wir bis nach Courtenay, danach verlassen wir die Oceanside Route und wechseln auf den schnelleren Highway 19, wobei schneller relatif ist, mit unserem RV, der es bergab gerade mal auf 100 km/h schafft, wenn wir nicht 50 Liter pro 100 Kilometer verbrauchen wollen! Sehr viele Gestüte säumen die Strasse und auf einem Feld dürfen wir erleben, wie drei Weisskopfadler wahrscheinlich um eine Maus kämpfen!
Campbell River ist die letzte grössere Stadt auf dem Weg nach Port Hardy. Wunderschön gelegen, zwischen schneebedeckten Bergen im Hintergrund, dem Meer und dem Campbell Lake. Man hat das Gefühl in einem grossen Dorf zu sein, keine Hochhäuser, sondern viele kleine Häuser und die unverkennbare kanadische Anordnung der grossen Shops und Restaurant Zonen.
Ab jetzt heisst es kilometerlang nur Wald, keine Häuser, keine Leute, kaum Verkehr, wenn da nicht die grossen mit Baumstämmen beladenen Trucks wären. Und auch im Wald können die (zum Teil grossen) gerodeten Gebiete leicht erkannt werden.
Wie gesagt, Wohngebiete gibt es kaum mehr, und weil wir nicht noch länger auf der Strasse verbringen wollen und doch noch was vom Tag haben wollen, entscheiden wir uns, in Sayward einen Campground zu suchen. Eine kleine Holzbrücke führt über den Salmon River und kurz danach sind wir im verschlafenen Ort (ganze 52 Kinder besuchen dort die Schule, alle Stufen eingerechnet! Die Schulvorsteherin versuch Flavio und Noah anzuwerben.). Der Campground liegt an einem Flüsschen, sieht herzig aus, hat aber weder Strom noch Wasser. Als wir uns im Büro nach den Details erkundigen wollen, empfielt uns der zuständige Gemeindeangestellte (!) aber, doch bis ans Ende des Dorfes zu fahren. Dort gäbe es gleich am Hafen ein anderes Campground und „If I was a Camper, I would choose that one.“ Also weiter. Und tatsächlich, obwohl sehr klein und eng liegt dieser Ground vor einer fantastischen Kulisse aus Meer, Bergen und Hafen! Wir bleiben hier, an der Kelsey Bay, wo wir wieder grillieren können, aber allerdings aufgrund des sehr frischen Windes im RV essen (Wetter war auch heute sehr angenehm: Heiss und sehr sonnig bis am Mittag, dann kamen langsam Wolken und Wind auf. Aber immer noch trocken und mit herrlicher Weitsicht auf die Berge).
Den Abend verbringen wir (Bea und Omar, Kinder schlafen) schliesslich wieder vor dem offenen Feuer im Freien, beim gemütlichen Chat mit einem ausgewanderten Österreicher und seiner guten Bekannten, die im Okanagan Valey zuhause sind.
PS: Dieser Bericht wurde geschrieben während ein 500ml Becher Ben & Jerry’s Eis voll amerikanisch aus dem Kübel gelöffelt wird. Immerhin teilen sich Omar und Bea das Ding. Jammi, jammi!
15. Tag
Samstag, 30. Mai 2009
Ein währschaftes Frühstück muss her. Schliesslich wollen die Kinder mal wieder Spiegeleier und vor allem Pancakes (und die Grossen können diesen Wunsch natürlich nicht ausschlagen ...). Deshalb „erlauben/gönnen“ wir uns heute einen Brunch im Restaurant. Und was für eins! Gleich ausserhalb vom verschlafenen Seyward fahren wir am „Cable House“ vorbei. Dieses Lokal wurde ursprünglich und sicher auch noch heute (was dann sonst, ausser Wald gibt es nicht viele Möglichkeiten hier draussen) wohl vor allem von den Holzarbeitern benutzt. Dementsprechend weisen Bilder und etliche Gegenstände (alte Sägen, Fuchsschwäntze etc.) in und um das „Cable House“ auf die Fällarbeit der Bäume hin. Schon beeindruckend, was für dicke Stahlseile benutzt werden, um die Stämme zusammenzubinden und für den Transport bereit zu machen.
Nun gut, zurück zum Frühstück. Eine währschafte Hausherrin, die allen Anschein macht, genau zu wissen, was sie will und was wir zu wollen haben (kurz, sie hat definitif das Sagen), bedient uns und gibt uns einen Vorgeschmack auf das, was wir kulinarisches erwarten dürfen. Speck und Schinken in Hülle und Fülle, Spiegeleier und Riesenpancakes, dazu Kaffee und Tee sowie Orangensaft und Milch, alles in einem sehr rustikalen Ambiente. Wir geniessen es sichtlich und lassen die gute Stimmung, die hier herrscht, auf uns wirken. Auch beim besten Willen schaffen wir es nicht, all die Leckereien aufzuessen. Gerade rechtzeitig bevor der Altersheim-Ausflug-Bus das „Cable House“ in Beschlag nimmt, verlassen wir es. Das war grandios!
Ein paar Fotos rund ums Haus mit verrosteten Traktoren und anderen Fahrzeugen, die es den Kindern natürlich sehr antun, und dann wieder back on the road.
Hatten wir am Vortag vor allem Wald und Wald und Wald gesehen, dazwischen aber immerhin doch noch das eine oder andere Haus, so steht heute Wald, Seeen (vor allem der Woss- und der Nimpkish Lake seien hier erwähnt), Wald und Wald auf dem Programm. Sogar die ganz wenigen auf der Karte eingetragenen Ortschaften bestehen aus nicht mehr als ein paar kleinen Häusern. Woss ist die erste davon nach Seyward, und dies nach 45-minütiger Fahrt durch den Urwald. Tankstelle, Shop, Postbüro; alles unter einem Dach und Häuser für die paar wenigen Einwohner. That’s it. Wir sind in der Wildnis, und wir geniessen es.
Nochmals knapp eine Stunde durch den Wald, immer wieder herrliche, nach wie vor verschneite Berggipfel obendrauf, und dann erreichen wir Port McNeill, eine doch etwas grössere Ortschaft im Norden Vancouver Island. Hier gibt es ausser Wald auch das Meer, eine Fähre zu den nahe gelegenen Inseln, eine schöne Hafenpromenade, der wir entlang schlendern, und schliesslich auch ein hübsches Cafe House, wo wir kurz Rast machen. Und nicht zu vergessen: „The biggest Burl of the World!“
Übernachtet wird wiedermal an traumhafter Lage. Im Cluxewe Campground (ein Tipp des Pächters von Fanny Bay) haben wir einen Platz direkt am Strand. Die Wellen plätschern, das Wetter ist fantastisch und dunkel wird es erst so nach 10 Uhr. Genügend Zeit um Fussball zu spielen, grillieren, den Sonnenuntergang zu geniessen und der Gutennachtgeschichte, die das Meer und seine Welle uns erzählen, zuzuhören.
PS: Die Weisskopfadler, die wir schon gesehen haben, können wir kaum noch zählen! Einer hat bei uns am Strand halt gemacht und als Fotoobjekt hingehalten.
16. Tag
Sonntag, 31. Mai 2009
Unser letzter Tag auf Vancouver Island. Und der hat Whalwatching als Ziel. Allerdings entscheiden wir uns für eine naturfreundliche Tour von Telegraph Cove aus („Stubbs Island Tours“), bei denen uns ehrlicherweise gleich bei der Buchung erklärt wird, dass es für die Orcas noch etwas früh sei (das wussten wir allerdings schon). Immerhin bestehe die Chance Buckelwale zu sehen, und sicher würde sonst „Wildlife“ gesichtet. Die 4-stündige Tour sei demnach mehr eine Wildlife Tour als bloss eine Whalewatching Tour. Im übrigen heisst naturfreundlich, dass man nicht mit dem Schnellboot den Walen und Delfinen nachjagt, sondern versucht, sie möglichst ohne Störung zu beobachten. Dies wirkt sich natürlich auch auf die Distanz aus, auf die wir uns auf die Tiere zubewegen. Zudem werden wir am Schluss der Tour noch einen kurzen, interessanten Vortrag über toxische Chemierückstände im Fett der Orcas hören, welche Aufschluss geben, über den desolaten Zustand der Meere und ein paar Hinweise darauf, wie wir im Alltag ohne grossen Aufwand etwas für den Schutz der Meere machen können.
Telegraph Cove ist im Übrigen ein 20 Seelen Ort, Mitten im Wald, das, wie es der Name verrät, vor dem 1. Weltkrieg als Telegrafenstützpunkt errichtet wurde. Heute besteht es aus einer Reihe hübscher Häuschen, die fast alle auf Stelzen am Meer in der kleinen Bucht stehen. Neben dem Whalewatching gibt es noch ein Grizzli-Tour Unternehmen, ein Pub, ein Restaurant. Alles also für den Tourismus ausgerichtet.
Es ist ein weiterer herrlicher Tag: warm und wolkenloser Sonnenschein! Auf der See ist es dennoch ziemlich frisch, aber sehr angenehm.
Auf dem Schiff treffen wir auf Jacky, die wir von einer Dokumentation auf arte her kennen. Was für ein Zufall. Sie ist Chefnaturalistin und zuständig für die Erläuterungen an Bord. Die Tour beginnt mit Blick auf mehrere Weisskopfadler. Wie gesagt, nichts Neues für uns aber dennoch immer wieder beeindruckend diesen Vögeln vor allem beim Fliegen zuzusehen. Danach wird’s schon bald spannender: Am Strand und auf den Felsen verschiedener kleiner Inseln sehen wir Robbben und Seehunde. Das verspricht ein guter Ausflug zu werden. Und tatsächlich, kurz darauf sehen wir die ersten Wale. Es sind keine grossen Exemplare, und sie sind ziemlich weit weg. Dennoch können wir sie schön beobachten. Ein Schwarm Schwienswale (Tümmler), die den Delfinen ähnlich sehen, zieht an uns vorbei.
Und dann kommt der Höhepunkt für Jacky. Ein Minkwal („Stinky Minky“, da er offenbar nicht besonders angenehm richt, schwimmt in unserer Nähe. Dieses Tier ist schwierig zu beobachten, weil es sehr schnell und wendig ist und seine Schwimmwege allles andere als gut vorherzusagen sind. Damit kämpfen auch wir. Wir ergattern nur ein paar kurze Blicke auf ihn. Und Jacky, deren Augen leuchten vor Freude, setzt sogar eine Belohnung für den aus, der ein gutes Foto von Stinky Minky schiesst. Sie muss (leider) nicht damit rausrücken!
Und noch ist nicht Schluss. Am Ende einer weiteren Bucht tauchen sie tatsächlich auf, zwei Buckelwale! Natürlicherweise sind wir alle ziemlich aufgeregt. Jeder will ein gutes Bild schiessen und auch den Augenblick des einfachen Zuschauens geniessen. Sie schwimmen gemächlich, auf und ab schlängelnd, dann tauchen sie ab, wobei sie ihre wunderschöne Flosse in die Höhe schnellen lassen. Hühnerhaut! Nach 7 bis 8 Minuten tauchen sie wieder auf. Das Ritual wiederholt sich immer wieder, bis wir leider zurück müssen. Aber enttäuscht ist niemand! Obwohl wir natürlich sehr gerne gesehen hätten, wie sie ihre typischen Sprünge vorführen. Vielleicht ein anderes Mal!
Flavio und Noah durften vor der Ausfahrt sogar noch eine Gratisbesichtigung des kleinen Walknochenmuseums miterleben. Dies dank einem schweizer Mädchen, welches dort bis nächsten Oktober arbeiten wird.
Auf der Fahrt Richtung Campground schlafen die Kinder ein. Leider! Sie verpassen somit die nächste Begegnung mit einem Bären! Wäre hätte das gedacht, bereits der dritte in einer Woche. Er grast am Strassenrand, zwei Meter von uns entfährnt, sodass Bea herrliche Fotos von ihm schiessen kann. Was für ein Abschluss eines unvergesslichen Tages!
Im Campground ein schönes Feuer und wunderbares Fleisch geniessen, dann früh ins Bett. Morgen geht es sehr früh auf die Fähre. Die Inside Passage wartet auf uns.
17. Tag
Montag, 1. Juni 2009
Heute heisst es sehr früh Tagwacht! Um 4:30 Uhr läutet der Wecker. Die Fähre von Port Hardy nach Prince Rupert verlangt ein Check-in um 5:30 Uhr! Aber wie sich herausstellen wird, hat sich das frühe Aufstehen sehr gelohnt. Die 15-stündige Fahrt durch die Inside Passage nordwärts (ca. 650 km) wird zum ganz grossen Erlebnis. Auf dem Seeweg dürfte es wohl kaum eine ähnlich spektakuläre Fahrt geben. Dies vor allem dann, wenn man, so wie wir, voll vom Wetterglück profitiert! Es ist sehr warm, und während der ganzen Fahrt bekommen wir keine Wolke zu sehen.
Die Fähre ist sehr spärlich besetzt, weshalb wir, obwohl wir keine Kabine gebucht haben, in den Genuss einer fast privaten Lounge mit ca. 30 Sitzplätzen kommen. Lediglich ein Backpacker macht es sich auf der gegenüberliegenden Seite der Lounge bequem.
Wir breiten uns nach belieben aus, können zwischen den Sitzen die Schlafsäcke breitmachen, sodass sogar ein kleines Nickerchen drin ist. Und um alles noch gediegener zu machen: die Kinderspielzone liegt gleich neben an und gehört sozusagen 15 Stunden lang Flavio und Noah (ein kleines Mädchen taucht mal kurz auf, verlässt den Bereich aber bald wieder). Es wird zwar etwas viel fern gesehen, aber was solls, danach gibt es ja wieder wochenlang keinen.
Draussen ist die Landschaft wieder einmal atemberaubend. Die Fahrt zwischen dem Festland und einer Vielzahl von Inseln fasziniert immer wieder mit neuen Bildern. Mal sind es Schneeberge, mal malerische Inseln, mal der Zusammenschluss verschiedener Meeresarme, mal die tief liegenden Nebelschwaden am Morgen über der See, mal der fast endlos scheinende Wald. Man kriegt auch vom Schiff aus ein gutes Gefühl für diese enorme unbewohnte und unberührte Gegend. Keine Strassen, keine Siedlungen. Und weil wir gegen Norden ziehen und es wirklich ein Prachtstag mit viel Sonne ist, geniessen wir noch nach 9 Uhr abends auf dem Deck im Campingstuhl die Abendsonne.
Diese Fahrt wird uns sicher für immer in sehr guter Erinnerung bleiben. Entspannt und wohlgelaunt erreichen wir schliesslich Prince Rupert. Wir sind schon gespannt, was alles noch auf uns wartet. Bisher sind wir in unseren Erwartungen nicht enttäuscht worden.
PS: Nach ca. 2 Stunden Fahrt meldet sich der Käpten und gibt bekannt, dass ein Buckelwal zu sehen sei. Die Kinder schlafen leider, aber Bea und Omar stürtzen sich aufs Deck und können noch ein weiteres dieser Prachtsexemplare bewundern. Und das beste: er (oder sie) ist gut gelaunt und lässt uns die typischen Sprünge sehen, d.h. er kommt mit der Schnauzen hoch zum Wasser raus und lässt sich dann wieder zurückplatschen! Super. Und natürlich fehlen auch die Blicke auf die imposante Flosse beim Abtauchen nicht.
PS 2: Campground in Prince Rupert verdient keine besondere Nennung.
18. Tag
Dienstag, 2. Juni 2009
Ein Übergangstag: waschen, einkaufen, Propantank füllen (stellt sich als recht kompliziert raus, da nach 6 Uhr alle schon zu haben; mussten wir auf den nächsten Tag verschieben), Pneudruck überprüfen. Also nichts Spektakuläres, aber es muss eben auch sein.
Highlights: Nach wie vor das Wetter: unglaublich, wir sind nun 2,5 Wochen hier und es hat eigentlich noch nie geregnet. Heute ist es erneut wolkenlos schön und zum ersten Mal richtig heiss (knapp 30 Grad geschätzt), obwohl uns alle im Norden schlechtes, kaltes Wetter, und vor allem für die Gegend um Prince Rupert viel Regen, vorausgesagt hatten; Ein Reh rennt am Morgen durch unseren Campground; die Hafengegend von Prince Rupert, Cow Bay genannt, ist sehr schmuck und hübsch, mit vielen kleinen Kaffees und gemütlichen Strässchen. Trotz des prallen Programms gönnen wir uns hier einen Eiscafe und einen Muffin. Eine Pause muss auch an einem solchen Tag schliesslich sein.
Am Abend landen wir, mehr durch Zufall als geplant auf einen kleinen Campground bei Port Edward (Kinnikinnick Campground), etwas östlich von Prince Rupert. Wir kämpfen zwar mit dem Feuer (irgendwie will es nicht brennen), aber dank Beatrice, die alles versucht und nicht aufgibt, können wir schliesslich ein weiters Stück herrliches Rindsfleisch direkt vom Grill geniessen.
PS: Trotz all dem Positiven gibt es doch auch eine negative Note. Flavio und Bea werden von Halsweg geplagt. Während es bei Flavio etwas auf und ab geht, verschlimmert sich der Zustand bei Bea fortlaufend. Wir haben heute versucht, einen Arzt aufzusuchen, ohne Erfolg. Nur die Spitalnotfallstation stand zur Verfügung und die war überrissen teuer. Mal sehen wie sich das entwickelt.
19. Tag
Mittwoch, 3. Juni 2009
Flavio’s 6 Geburtstag! Der muss gebührend gefeiert werden, vor allem da er ihn so weit weg von seinen Freunden erlebt. Ja, seine Freunde: trotz der Aktion und den vielen Sachen, die er hier erlebt, denkt er doch oft an sie. Er nennt sie immer wieder (v.a. Amelia, Alesia) und sagt, dass er sie vermisse.
(Verschiedene Aktivitäten mit und für Flavio, die aber hier nicht weiter spannend sind, da sehr familienbezogen.)
Stopp am Diana Lake, kurz nach Port Edward. Herrliches Panorama, super Picknick-Anlage, die bei unserer Ankunft noch fast menschenleer ist, am Nachmittag aber je länger je völler wird. Kein Wunder, das Termometer steigt auch heute auf über 30 Grad.
Am See wurde ein hübscher Strand angelegt, mit Sand und verschiedenen Stufen. Die Kinder nutzen die Gelegenheit für ausgiebiges Plantschen und „Sändele“, und die grossen geniessen einfach den Tag und das nichts tun. Faul rumliegen und sich von der Sonne wärmen lassen, einfach herrlich. So vergehen die Stunden wie im Fluge.
Am späteren Nachmittag verlassen wir dann endgültig die Gegend um Prince Rupert und bewegen uns auf dem Yellowhead Highway ostwärts. Nach wie vor haben wir einen Meeresarm an unserer Seite. Aber mit dem Meer wird es dann in Terrace definitif zu Ende sein. Der Skeena River mündet nämlich kurz vorher in den Pazifik.
Wald bestimmt nach wie vor die Landschaft, und das wird auch weiterhin so bleiben. Aber bald nach Port Edward beginnt sich das Tal zu weiten, und das Aussehen des Waldes verändert sich. Immer mehr wird er auch von Laubbäumen besetzt. Und am Talrand stehen Berge, die allesamt noch reichlich mit Schnee bedekt sind. Und dies nicht nur ganz oben am Gipfel. Zum Teil (selten) reichen die Schneeresten in schattigen Schluchten bis ganz nach unten neben dem Highway. Und wir sind auf Meereshöhe, nicht vergessen. Bei solchen Verhältnissen erstaunen die Tafeln mit der Aufschrift „End of Avalanche Area“ nur wenig. Ebensowenig die „Chain up Area“. Und dies obwohl wir heute wie gesagt bei super Sonnenschein über 30 Grad messen! Es ist Hochsommer! Wie schön. Wie wir später in Terrace erfahren werden, mass man letzte Woche hier an gleicher Stelle noch kaum 10 Grad ...
Das Schmelzwasser fliesst reichlich und bildet riesige, imposante und beeindruckende Wasserfälle, welche die vom Wald gesäumten Felsen herunterstürzen. Das sind riesige Wassermengen, die da zu Tal donnern, weshalb der offenbar sonst so ruhig dahin plätschernde Skeena River bereits ein reissender Fluss geworden ist.
Uns wurde ein Campground im Lakelse Lake Provincial Park, südlich von Terrace empfohlen. Deshalb nehmen wir den 15-minütigen Umweg in Kauf. Es ist ein typischer Provincial Campground, ohne Wasser und Strom, dafür sehr ruhig im Regenwald gelegen. Da auch hier noch kaum Touristen unterwegs sind, finden wir ein schönes, ruhiges Plätzchen, wo wir ungestört für uns sein können.
Ungestört? Nun ja, fast. Kaum 5 Minuten nach unserer Ankunft beschwert sich jemand lauthaus über unseren parkierten RV. Es ist ein kleines herziges Eichhörnchen, welches normalerweise offenbar hier durchrennt, wenn es von einem bestimmten Baum zu einem anderen bestimmten Baum gehen will. Und jetzt stehen wir ihm im Wege. Es ist ganz aufgeregt und zeigt es. Offenbar weiss es zunächst nicht, wie es sich nun verhalten soll, zumal auch noch unsere Jungs für Unruhe und viel Lärm sorgen. Aber schliesslich packt es allen Mut, rennt einen Bogen um den RV und rauf auf den anderen Baum.
Aber das ist noch nicht alles. Wir werden auch weiterhin von den kleinen Tierchen unterhalten. Zwei von ihnen liefern sich auf benachbarten Bäumen eine regelrechte Verfolgungsjagd. Sie rufen einander, hänseln sich und regen sich offenbar ab und zu ebenfalls ziemlich auf. Gequitsche und gefauche sind die Folgen. Ein köstliches Schauspiel und Gratisunterhaltung für uns, die von „Chip und Chaper“ geboten wird!
Obwohl ein herrliches Feuer brennt, verzichten wir für einmal aufs Grillieren sondern lassen uns von Bea und ihren Spaghettis verwöhnen!
20. Tag
Donnerstag, 4. Juni 2009
Heute ist es leider nun also so weit, aber es geht nicht anders. Die Situation wird nicht besser: Arztbesuch für Flavio und Beatrice. Zum Glück bekommen sie im Ärztehaus in Terrace einen Termin für den frühen Nachmittag. Das lässt uns zuvor noch Zeit, um einen „intermediat Natural Trail“ in Angriff zu nehmen. Zum Glück war er nur „intermediat“. Offenbar sind die Kanadier bessere Wanderer als die Schweizer. Es geht auf jeden Fall ständig bergauf und die Pfade sind alles andere als breite Kieswege, „really natural“ halt. Über Stock und über Stein und Wurzeln schwitzen wir uns vorwärts. Beim Sandwiche-Stopp machen wir zum ersten Mal richtig Bekanntschaft mit den kanadischen Moskitos. Vor allem Omar kriegt einiges ab. Es gelingt ihm aber, pro Stich eine Mücke zu zerdrücken. Rache ist eben doch süss!
Und auf dem Rückweg beweist Flavio einmal mehr seine exzellenten Beobachtungsgaben sowie seinen Orientierungssinn. An einer Weggabelung sind sowohl Omar als auch Bea überzeugt davon, dass es bergab gehen müsse. Flavio aber behauptet strikt, dass sei komplett falsch. Man schenkt ihm, natürlich, nicht den nötigen Glauben. Immerhin verständigt man sich dahin, dass er und Omar mal ein Stück weit nach unten gehen, um zu sehen, ob es wirklich der richtige Weg ist. Aber schon bald merken sie, dass Flavio absolut richtig lag. Diesen Weg sind wir nie und nimmer hochgekommen! Bravo Flavio, dafür verdienst du wirklich einen Sonderlob. Beinahe wäre sonst der Arzttermin geplatzt.
Den Bären, den uns zwei uns entgegenlaufende Damen in Aussicht gestellt haben, bekommen wir nicht zu Gesicht. Dafür sind wir wohl zu laut mit unseren Kids, die aber auf der wirklich nicht einfachen Strecke eineinhalb Stunden wunderbar ihren Mann stehen.
Nach dem Arztbesuch und einer kurzen Auftankpause in einem Kaffee (Terrace ist zwar wunderschön gelegen zwischen verschiedenen Armen des Skeena Rivers und umsäumt von schneebedeckten Bergen, ansonsten ist es aber alles andere als ein hübsches Städtchen, das man geniessen könnte), geht es weiter ostwärts auf dem Yellowhead Highway.
Wir werden weiterhin vom Skeena River begleitet, und die Berge, die sich am Talrand erheben, vor allem die etwas weiter im Hintergrund (besonders zu erwähnen die Seven Sisters), bilden auch jetzt eine wirklich fantastische Kulisse. Weniger Schmelzwasserfälle, da die unmittelbar an den Highway grenzenden Berge doch eher Hügel sind, die nicht mehr schneebedeckt sind.
Kurz vor Kitwanga biegen wir nach rechts ab. Hier geht es nun nordwärts Richtung Alaska. Stewart und Hyder (Alaska, USA), und vor allem der Salom Glacier sind unser Ziel. Da aber zwischen Kitwanga und Meziadin Junktion 160 km und kein Campground mehr liegen, entscheiden wir uns für das Übernachten im Cassiar Campground, gleich bei Kitwanga.
Hier spürt man bereits etwas vom Cowboy leben. Zeit sich am Hufeisenwerfen zu versuchen, wobei sich Bea schon bald als verkappte Meisterin herausstellt!
PS: Und auch die Mücken bleiben leider an uns dran. Kein Wunder, auch heute stieg das Termometer auf über 30 Grad!
21. Tag
Freitag, 5. Juni 2009
Über den Highway 37 (der zum Alaska Highway führen würde) bzw. 37A gelangen wir in gut 2,5 Stunden von Kitwanga nach Stewart. Die Fahrt bringt uns langsam aber stetig bergauf, was aber am Waldbestand nichts ändert. Wir sehen wieder vermehrt Schmelzwasserfälle die Felsen herunter donnern, und links und rechts der Strasse lassen breite Bäche und kleine Teiche darauf schliessen, dass es präker werden könnte, wenn der Wasserstand aufgrund des Schmelzwassers weiter so rasch ansteigt. Die Temperaturen verheissen auch für heute viel Schnee der schmiltzt. Selbst im sonst auch im Sommer doch eher kühlen Stewart messen sich knapp 25 Grad. Die Erderwärmung ist hier wirklich spürbar!
Und gleich zu Beginn unserer heutigen Fahrt eine grosse und sehr willkommene Überraschung: In einer Vertiefung neben der Strasse, neben einer Böschung grasen 3 Bären (Mama mit zwei Kleinen) gemütlich vor sich hin. Leider ist aufgrund der Geschwindigkeit und der Strassenlage ein Stopp diesmal nicht möglich. Also keine Fotos.
Die Strecke ist einmal mehr beeindruckend. Wir nähern uns immer mehr den eisbedeckten Gipfeln. An der Meziadin Junktion machen wir einen kurzen Stopp, wobei wir wieder einmal vor allem mit den Mücken zu kämpfen haben. Sie scheinen alle auf einmal geschlüpft zu sein und auf uns gewartet zu haben. So lässt sich der herrliche Tag und die warmen Temperaturen leider nur beschränkt geniessen. Immerhin nimmt die Anzahl neuer Stiche nicht dramatisch zu.
Kurz darauf ist es soweit: Der Schnee reicht bis zur Strasse, immer wieder sind hohe Lawinenkegel auszumachen, die gleich neben dem Highway stopp gemacht haben. Die grössten messen nach wie vor gut und gerne 10 Meter Schneehöhe!
Die Strasse steigt weiter an und dann der grosse Augenblick. Wir haben uneingeschränkten und klaren Einblick in den wunderschönen Bear Glacier. Man sieht ihn vom Highway aus eigentlich in seiner ganzen Länge, was ihn umso imposanter erscheinen lässt. Wir staunen ab soviel Eismasse, denken uns aber auch, wie viel grösser er wohl noch vor wenigen Jahren gewesen sein muss.
Danach fällt die Strasse wieder leicht bis nach Stewart. Das kleine Städtchen ist heute noch fast ausgestorben. Das wird in einem Monat ganz anders aussehen, wenn die Lachssaison beginnt und die Fischer in Scharen heranmarschiert kommen werden. Gleichzeitig werden auch die Touristen extrem zunehmen, den mit den Lachsen steigt die Chance einen Grizzli zu sehen. Und hier am Fish Creek stehen die Chancen besonders gut.
Also zurück zu Stewart. Das Städtchen erinnert ein wenig an eine alte verlassene Cowboy Stadt, obwohl sie aufgrund von Goldsuchern als Minenstadt gegründet und noch heute geführt wird. Es hat einige hübsche Kaffees die zum Verweilen einladen und liegt einfach traumhaft in Mitten von Bergen, Gletschern und am Bear Creek (Fluss) sowie am Portland Canal.
Nach der relatif langen Fahrt geniessen wir den Nachmittag mit Essen, Spatzieren und etwas Shopping bevor wir uns, vor allem moskitotechnisch für den Campground gleich bei Stewart entscheiden (hier hat es auch genug davon, aber doch ein paar weniger als weiter unten im Tal! Omars persönliche Bilanz an diesem Abend: 15 : 2 – 15 tote Mücken gegen zwei Stiche.) Das Bear River Campground ist wohl nicht das schönste, das wir bisher besucht haben. Aber für ein Feuer, ein gutes Stück Fleisch, noch ein paar Sonnenstrahlen und einen gemütlichen Abend reicht er alleweil.
Entschuldigt bitte den etwas längeren Unterbruch, aber die Tage sind so aufregend und mit vielen Eindrücken vollgepackt, dass wir es am Abend meist nicht schaffen, uns noch um den blog zu kümmern. Oder dann fehlt es an Internet Zugang, vor allem hier im hohen Norden von British Colombia ist das nicht immer ganz einfach.
Es geht uns nach wie vor blendend, wenn man mal von Beatrice's und Flavio's Halsschmerzen absieht, die uns schliesslich doch zu einem Arztstopp zwangen. Aber inzwischen scheinen beide auf dem Weg der Besserung, zum Glück.
Das Wetter ist nach wie vor top! Besser als wir es je zu wünschen gewagt hätten. Wir sind nun schon seit 21 Tagen unterwegs und haben eigentlich noch keinen richtigen Regentag erwischt. Und seit gut einer Woche ist ein Tag sonniger als der andere und die Temperaturen sind, sogar hier im Norden, hochsommerlich heiss, z.T. über 30 Grad!
Wir hatten eine fantastische Fahrt mit der Fähre auf der Inside Passage von Port Hardy (Vancouver Island) nach Prince Ruppert (vgl. Bericht vom 1. Juni), haben schon 5 Bären, Wale, Seehunde und unzählige Weisskopfadler gesehen, heute den ersten Gletscher und morgen fahren wir zum Salmon Gletscher hoch! Die kanadische Wildnis ist wirklich so, wie sie überall beschrieben und gepriesen wird. Hoffentlich bleibt das noch lange so.
Danke allen, die an Flavios Geburtstag gedacht haben. Er hat sich sehr über die verschiedenen Glückwünsche gefreut.
Und zum Schluss eine kleine administrative Info: Wir haben bei Swisscom für die Zeit unserer Reise alles abgemeldet. Leider haben wir nicht daran gedacht, dass wir damit auch die e-mail abstellen lassen ... Scho no blöd! Also, wenn ihr uns was mitteilen wollt, bitte benutzt die Kommentarmöglichkeit hier im blog. Danke.
Beste Grüsse an alle! Und wenn ihr Lust habt, wie gewohnt nachfolgend die ausführlichen Berichte.
D'Ongaros
13. Tag
Donnerstag, 28. Mai 2009
Der Tag an dem die Bären kamen! Aber alles schon der Reihe nach.
Nocheinmal zurück nach Tofino, wenn auch nur kurz, aber wir müssen nochmals hin. Es hat uns zu gut gefallen. Das Wetter ist prächtig: Die Sonne scheint ungetrübt und es ist zum ersten Mal seit wir in Kanada sind sogar richtig heiss. Wir werden also diesbezüglich weiterhin verwöhnt!
Bea hat endlich auch eine kleine Axt gefunden, die wir für unsere Grillabende sehr nötig haben.
Und jetzt tönt alles nach viel im RV sitzen und fahren. Wir müssen zurück nach Parksville an die Ostküste von Vancouver Island. Aber es kommt alles ganz gut, und wir dürfen einen spannenden und aufregenden Nachmittag erleben. Dies zuerst dank Long Beach im Pacific Rim National Parc. Breiter Sandstrand, Felsbrocken zum Klettern, angenehme Temperaturen, sodass wir uns alle immerhin bis zu den Knien ins Wasser wagen können: unter diesen Umständen lässt sich das Picknick doppelt geniessen und man tankt Kraft für die Weiterfahrt.
Und dann dank zwei braunen Kerlen. Kaum haben wir den Pacific Rim National Parc verlassen und kurz bevor wir wieder am Kennedy Lake entlang fahren, tauchen sie auf, am Strassenrand, ein Weibchen und ihr Kleines! Bären, unglaublich, und so nah! Die beiden lassen sich nicht aus der Ruhe bringen, auch wenn X Schaulustige und ihre RVs und Autos ganz in der Nähe anhalten, um sie zu fotografieren. Die Ruhe selbst, sowohl Mutter wie auch Kind. Ganz im Gegensatz zu uns, wir sind aus dem Häuschen und so aufgeregt, dass die Bilder etwas wackelig werden. Was für ein Erlebnis, so früh auf unserer Reise. Was Tiere anbelangt sind wir bisher fast so verwöhnt worden wie vom Wetter. Bären, wir fassen es jetzt noch kaum.
Danach verläuft die Fahrt durchs Alberni Valey ruhig und problemlos, vorbei am Sproat Lake, so dass wir sogar etwas weiter fahren als geplant. Wir entscheiden uns für die alte Oceanside Route, die nach Norden führt, und finden schliesslich einen sehr charmanten Campground direkt am Meer (Fanny Bay). Zauberhaft! Wir sind fast die einzigen Gäste. Das Fleisch und der Lachs schmecken einmal mehr ausgezeichnet. Und nachdem Flavio und Noah in den Federn liegen, geniessen Omar und Bea noch lange das Feuer, die Sterne und den Mondschein, sowie das Licht des Leuchtturms auf der anderen Seite der Bucht. Wir werden sicher auch diese Nacht gut schlafen. Und wohl von den Bären träumen ...
14. Tag
Freitag, 29. Mai 2009
Jetzt gehts weiter nordwärts und je länger je mehr in die Wildnis und Einsamkeit der weiten kanadischen Wälder. Nicht vergessen, wir sind nach wie vor auf Vancouver Island, aber wir spüren und sehen die unbesiedelte Weite schon hier. Wie wird es dann erst auf dem Festland sein?
Durch Wälder und der Küste entlang fahren wir bis nach Courtenay, danach verlassen wir die Oceanside Route und wechseln auf den schnelleren Highway 19, wobei schneller relatif ist, mit unserem RV, der es bergab gerade mal auf 100 km/h schafft, wenn wir nicht 50 Liter pro 100 Kilometer verbrauchen wollen! Sehr viele Gestüte säumen die Strasse und auf einem Feld dürfen wir erleben, wie drei Weisskopfadler wahrscheinlich um eine Maus kämpfen!
Campbell River ist die letzte grössere Stadt auf dem Weg nach Port Hardy. Wunderschön gelegen, zwischen schneebedeckten Bergen im Hintergrund, dem Meer und dem Campbell Lake. Man hat das Gefühl in einem grossen Dorf zu sein, keine Hochhäuser, sondern viele kleine Häuser und die unverkennbare kanadische Anordnung der grossen Shops und Restaurant Zonen.
Ab jetzt heisst es kilometerlang nur Wald, keine Häuser, keine Leute, kaum Verkehr, wenn da nicht die grossen mit Baumstämmen beladenen Trucks wären. Und auch im Wald können die (zum Teil grossen) gerodeten Gebiete leicht erkannt werden.
Wie gesagt, Wohngebiete gibt es kaum mehr, und weil wir nicht noch länger auf der Strasse verbringen wollen und doch noch was vom Tag haben wollen, entscheiden wir uns, in Sayward einen Campground zu suchen. Eine kleine Holzbrücke führt über den Salmon River und kurz danach sind wir im verschlafenen Ort (ganze 52 Kinder besuchen dort die Schule, alle Stufen eingerechnet! Die Schulvorsteherin versuch Flavio und Noah anzuwerben.). Der Campground liegt an einem Flüsschen, sieht herzig aus, hat aber weder Strom noch Wasser. Als wir uns im Büro nach den Details erkundigen wollen, empfielt uns der zuständige Gemeindeangestellte (!) aber, doch bis ans Ende des Dorfes zu fahren. Dort gäbe es gleich am Hafen ein anderes Campground und „If I was a Camper, I would choose that one.“ Also weiter. Und tatsächlich, obwohl sehr klein und eng liegt dieser Ground vor einer fantastischen Kulisse aus Meer, Bergen und Hafen! Wir bleiben hier, an der Kelsey Bay, wo wir wieder grillieren können, aber allerdings aufgrund des sehr frischen Windes im RV essen (Wetter war auch heute sehr angenehm: Heiss und sehr sonnig bis am Mittag, dann kamen langsam Wolken und Wind auf. Aber immer noch trocken und mit herrlicher Weitsicht auf die Berge).
Den Abend verbringen wir (Bea und Omar, Kinder schlafen) schliesslich wieder vor dem offenen Feuer im Freien, beim gemütlichen Chat mit einem ausgewanderten Österreicher und seiner guten Bekannten, die im Okanagan Valey zuhause sind.
PS: Dieser Bericht wurde geschrieben während ein 500ml Becher Ben & Jerry’s Eis voll amerikanisch aus dem Kübel gelöffelt wird. Immerhin teilen sich Omar und Bea das Ding. Jammi, jammi!
15. Tag
Samstag, 30. Mai 2009
Ein währschaftes Frühstück muss her. Schliesslich wollen die Kinder mal wieder Spiegeleier und vor allem Pancakes (und die Grossen können diesen Wunsch natürlich nicht ausschlagen ...). Deshalb „erlauben/gönnen“ wir uns heute einen Brunch im Restaurant. Und was für eins! Gleich ausserhalb vom verschlafenen Seyward fahren wir am „Cable House“ vorbei. Dieses Lokal wurde ursprünglich und sicher auch noch heute (was dann sonst, ausser Wald gibt es nicht viele Möglichkeiten hier draussen) wohl vor allem von den Holzarbeitern benutzt. Dementsprechend weisen Bilder und etliche Gegenstände (alte Sägen, Fuchsschwäntze etc.) in und um das „Cable House“ auf die Fällarbeit der Bäume hin. Schon beeindruckend, was für dicke Stahlseile benutzt werden, um die Stämme zusammenzubinden und für den Transport bereit zu machen.
Nun gut, zurück zum Frühstück. Eine währschafte Hausherrin, die allen Anschein macht, genau zu wissen, was sie will und was wir zu wollen haben (kurz, sie hat definitif das Sagen), bedient uns und gibt uns einen Vorgeschmack auf das, was wir kulinarisches erwarten dürfen. Speck und Schinken in Hülle und Fülle, Spiegeleier und Riesenpancakes, dazu Kaffee und Tee sowie Orangensaft und Milch, alles in einem sehr rustikalen Ambiente. Wir geniessen es sichtlich und lassen die gute Stimmung, die hier herrscht, auf uns wirken. Auch beim besten Willen schaffen wir es nicht, all die Leckereien aufzuessen. Gerade rechtzeitig bevor der Altersheim-Ausflug-Bus das „Cable House“ in Beschlag nimmt, verlassen wir es. Das war grandios!
Ein paar Fotos rund ums Haus mit verrosteten Traktoren und anderen Fahrzeugen, die es den Kindern natürlich sehr antun, und dann wieder back on the road.
Hatten wir am Vortag vor allem Wald und Wald und Wald gesehen, dazwischen aber immerhin doch noch das eine oder andere Haus, so steht heute Wald, Seeen (vor allem der Woss- und der Nimpkish Lake seien hier erwähnt), Wald und Wald auf dem Programm. Sogar die ganz wenigen auf der Karte eingetragenen Ortschaften bestehen aus nicht mehr als ein paar kleinen Häusern. Woss ist die erste davon nach Seyward, und dies nach 45-minütiger Fahrt durch den Urwald. Tankstelle, Shop, Postbüro; alles unter einem Dach und Häuser für die paar wenigen Einwohner. That’s it. Wir sind in der Wildnis, und wir geniessen es.
Nochmals knapp eine Stunde durch den Wald, immer wieder herrliche, nach wie vor verschneite Berggipfel obendrauf, und dann erreichen wir Port McNeill, eine doch etwas grössere Ortschaft im Norden Vancouver Island. Hier gibt es ausser Wald auch das Meer, eine Fähre zu den nahe gelegenen Inseln, eine schöne Hafenpromenade, der wir entlang schlendern, und schliesslich auch ein hübsches Cafe House, wo wir kurz Rast machen. Und nicht zu vergessen: „The biggest Burl of the World!“
Übernachtet wird wiedermal an traumhafter Lage. Im Cluxewe Campground (ein Tipp des Pächters von Fanny Bay) haben wir einen Platz direkt am Strand. Die Wellen plätschern, das Wetter ist fantastisch und dunkel wird es erst so nach 10 Uhr. Genügend Zeit um Fussball zu spielen, grillieren, den Sonnenuntergang zu geniessen und der Gutennachtgeschichte, die das Meer und seine Welle uns erzählen, zuzuhören.
PS: Die Weisskopfadler, die wir schon gesehen haben, können wir kaum noch zählen! Einer hat bei uns am Strand halt gemacht und als Fotoobjekt hingehalten.
16. Tag
Sonntag, 31. Mai 2009
Unser letzter Tag auf Vancouver Island. Und der hat Whalwatching als Ziel. Allerdings entscheiden wir uns für eine naturfreundliche Tour von Telegraph Cove aus („Stubbs Island Tours“), bei denen uns ehrlicherweise gleich bei der Buchung erklärt wird, dass es für die Orcas noch etwas früh sei (das wussten wir allerdings schon). Immerhin bestehe die Chance Buckelwale zu sehen, und sicher würde sonst „Wildlife“ gesichtet. Die 4-stündige Tour sei demnach mehr eine Wildlife Tour als bloss eine Whalewatching Tour. Im übrigen heisst naturfreundlich, dass man nicht mit dem Schnellboot den Walen und Delfinen nachjagt, sondern versucht, sie möglichst ohne Störung zu beobachten. Dies wirkt sich natürlich auch auf die Distanz aus, auf die wir uns auf die Tiere zubewegen. Zudem werden wir am Schluss der Tour noch einen kurzen, interessanten Vortrag über toxische Chemierückstände im Fett der Orcas hören, welche Aufschluss geben, über den desolaten Zustand der Meere und ein paar Hinweise darauf, wie wir im Alltag ohne grossen Aufwand etwas für den Schutz der Meere machen können.
Telegraph Cove ist im Übrigen ein 20 Seelen Ort, Mitten im Wald, das, wie es der Name verrät, vor dem 1. Weltkrieg als Telegrafenstützpunkt errichtet wurde. Heute besteht es aus einer Reihe hübscher Häuschen, die fast alle auf Stelzen am Meer in der kleinen Bucht stehen. Neben dem Whalewatching gibt es noch ein Grizzli-Tour Unternehmen, ein Pub, ein Restaurant. Alles also für den Tourismus ausgerichtet.
Es ist ein weiterer herrlicher Tag: warm und wolkenloser Sonnenschein! Auf der See ist es dennoch ziemlich frisch, aber sehr angenehm.
Auf dem Schiff treffen wir auf Jacky, die wir von einer Dokumentation auf arte her kennen. Was für ein Zufall. Sie ist Chefnaturalistin und zuständig für die Erläuterungen an Bord. Die Tour beginnt mit Blick auf mehrere Weisskopfadler. Wie gesagt, nichts Neues für uns aber dennoch immer wieder beeindruckend diesen Vögeln vor allem beim Fliegen zuzusehen. Danach wird’s schon bald spannender: Am Strand und auf den Felsen verschiedener kleiner Inseln sehen wir Robbben und Seehunde. Das verspricht ein guter Ausflug zu werden. Und tatsächlich, kurz darauf sehen wir die ersten Wale. Es sind keine grossen Exemplare, und sie sind ziemlich weit weg. Dennoch können wir sie schön beobachten. Ein Schwarm Schwienswale (Tümmler), die den Delfinen ähnlich sehen, zieht an uns vorbei.
Und dann kommt der Höhepunkt für Jacky. Ein Minkwal („Stinky Minky“, da er offenbar nicht besonders angenehm richt, schwimmt in unserer Nähe. Dieses Tier ist schwierig zu beobachten, weil es sehr schnell und wendig ist und seine Schwimmwege allles andere als gut vorherzusagen sind. Damit kämpfen auch wir. Wir ergattern nur ein paar kurze Blicke auf ihn. Und Jacky, deren Augen leuchten vor Freude, setzt sogar eine Belohnung für den aus, der ein gutes Foto von Stinky Minky schiesst. Sie muss (leider) nicht damit rausrücken!
Und noch ist nicht Schluss. Am Ende einer weiteren Bucht tauchen sie tatsächlich auf, zwei Buckelwale! Natürlicherweise sind wir alle ziemlich aufgeregt. Jeder will ein gutes Bild schiessen und auch den Augenblick des einfachen Zuschauens geniessen. Sie schwimmen gemächlich, auf und ab schlängelnd, dann tauchen sie ab, wobei sie ihre wunderschöne Flosse in die Höhe schnellen lassen. Hühnerhaut! Nach 7 bis 8 Minuten tauchen sie wieder auf. Das Ritual wiederholt sich immer wieder, bis wir leider zurück müssen. Aber enttäuscht ist niemand! Obwohl wir natürlich sehr gerne gesehen hätten, wie sie ihre typischen Sprünge vorführen. Vielleicht ein anderes Mal!
Flavio und Noah durften vor der Ausfahrt sogar noch eine Gratisbesichtigung des kleinen Walknochenmuseums miterleben. Dies dank einem schweizer Mädchen, welches dort bis nächsten Oktober arbeiten wird.
Auf der Fahrt Richtung Campground schlafen die Kinder ein. Leider! Sie verpassen somit die nächste Begegnung mit einem Bären! Wäre hätte das gedacht, bereits der dritte in einer Woche. Er grast am Strassenrand, zwei Meter von uns entfährnt, sodass Bea herrliche Fotos von ihm schiessen kann. Was für ein Abschluss eines unvergesslichen Tages!
Im Campground ein schönes Feuer und wunderbares Fleisch geniessen, dann früh ins Bett. Morgen geht es sehr früh auf die Fähre. Die Inside Passage wartet auf uns.
17. Tag
Montag, 1. Juni 2009
Heute heisst es sehr früh Tagwacht! Um 4:30 Uhr läutet der Wecker. Die Fähre von Port Hardy nach Prince Rupert verlangt ein Check-in um 5:30 Uhr! Aber wie sich herausstellen wird, hat sich das frühe Aufstehen sehr gelohnt. Die 15-stündige Fahrt durch die Inside Passage nordwärts (ca. 650 km) wird zum ganz grossen Erlebnis. Auf dem Seeweg dürfte es wohl kaum eine ähnlich spektakuläre Fahrt geben. Dies vor allem dann, wenn man, so wie wir, voll vom Wetterglück profitiert! Es ist sehr warm, und während der ganzen Fahrt bekommen wir keine Wolke zu sehen.
Die Fähre ist sehr spärlich besetzt, weshalb wir, obwohl wir keine Kabine gebucht haben, in den Genuss einer fast privaten Lounge mit ca. 30 Sitzplätzen kommen. Lediglich ein Backpacker macht es sich auf der gegenüberliegenden Seite der Lounge bequem.
Wir breiten uns nach belieben aus, können zwischen den Sitzen die Schlafsäcke breitmachen, sodass sogar ein kleines Nickerchen drin ist. Und um alles noch gediegener zu machen: die Kinderspielzone liegt gleich neben an und gehört sozusagen 15 Stunden lang Flavio und Noah (ein kleines Mädchen taucht mal kurz auf, verlässt den Bereich aber bald wieder). Es wird zwar etwas viel fern gesehen, aber was solls, danach gibt es ja wieder wochenlang keinen.
Draussen ist die Landschaft wieder einmal atemberaubend. Die Fahrt zwischen dem Festland und einer Vielzahl von Inseln fasziniert immer wieder mit neuen Bildern. Mal sind es Schneeberge, mal malerische Inseln, mal der Zusammenschluss verschiedener Meeresarme, mal die tief liegenden Nebelschwaden am Morgen über der See, mal der fast endlos scheinende Wald. Man kriegt auch vom Schiff aus ein gutes Gefühl für diese enorme unbewohnte und unberührte Gegend. Keine Strassen, keine Siedlungen. Und weil wir gegen Norden ziehen und es wirklich ein Prachtstag mit viel Sonne ist, geniessen wir noch nach 9 Uhr abends auf dem Deck im Campingstuhl die Abendsonne.
Diese Fahrt wird uns sicher für immer in sehr guter Erinnerung bleiben. Entspannt und wohlgelaunt erreichen wir schliesslich Prince Rupert. Wir sind schon gespannt, was alles noch auf uns wartet. Bisher sind wir in unseren Erwartungen nicht enttäuscht worden.
PS: Nach ca. 2 Stunden Fahrt meldet sich der Käpten und gibt bekannt, dass ein Buckelwal zu sehen sei. Die Kinder schlafen leider, aber Bea und Omar stürtzen sich aufs Deck und können noch ein weiteres dieser Prachtsexemplare bewundern. Und das beste: er (oder sie) ist gut gelaunt und lässt uns die typischen Sprünge sehen, d.h. er kommt mit der Schnauzen hoch zum Wasser raus und lässt sich dann wieder zurückplatschen! Super. Und natürlich fehlen auch die Blicke auf die imposante Flosse beim Abtauchen nicht.
PS 2: Campground in Prince Rupert verdient keine besondere Nennung.
18. Tag
Dienstag, 2. Juni 2009
Ein Übergangstag: waschen, einkaufen, Propantank füllen (stellt sich als recht kompliziert raus, da nach 6 Uhr alle schon zu haben; mussten wir auf den nächsten Tag verschieben), Pneudruck überprüfen. Also nichts Spektakuläres, aber es muss eben auch sein.
Highlights: Nach wie vor das Wetter: unglaublich, wir sind nun 2,5 Wochen hier und es hat eigentlich noch nie geregnet. Heute ist es erneut wolkenlos schön und zum ersten Mal richtig heiss (knapp 30 Grad geschätzt), obwohl uns alle im Norden schlechtes, kaltes Wetter, und vor allem für die Gegend um Prince Rupert viel Regen, vorausgesagt hatten; Ein Reh rennt am Morgen durch unseren Campground; die Hafengegend von Prince Rupert, Cow Bay genannt, ist sehr schmuck und hübsch, mit vielen kleinen Kaffees und gemütlichen Strässchen. Trotz des prallen Programms gönnen wir uns hier einen Eiscafe und einen Muffin. Eine Pause muss auch an einem solchen Tag schliesslich sein.
Am Abend landen wir, mehr durch Zufall als geplant auf einen kleinen Campground bei Port Edward (Kinnikinnick Campground), etwas östlich von Prince Rupert. Wir kämpfen zwar mit dem Feuer (irgendwie will es nicht brennen), aber dank Beatrice, die alles versucht und nicht aufgibt, können wir schliesslich ein weiters Stück herrliches Rindsfleisch direkt vom Grill geniessen.
PS: Trotz all dem Positiven gibt es doch auch eine negative Note. Flavio und Bea werden von Halsweg geplagt. Während es bei Flavio etwas auf und ab geht, verschlimmert sich der Zustand bei Bea fortlaufend. Wir haben heute versucht, einen Arzt aufzusuchen, ohne Erfolg. Nur die Spitalnotfallstation stand zur Verfügung und die war überrissen teuer. Mal sehen wie sich das entwickelt.
19. Tag
Mittwoch, 3. Juni 2009
Flavio’s 6 Geburtstag! Der muss gebührend gefeiert werden, vor allem da er ihn so weit weg von seinen Freunden erlebt. Ja, seine Freunde: trotz der Aktion und den vielen Sachen, die er hier erlebt, denkt er doch oft an sie. Er nennt sie immer wieder (v.a. Amelia, Alesia) und sagt, dass er sie vermisse.
(Verschiedene Aktivitäten mit und für Flavio, die aber hier nicht weiter spannend sind, da sehr familienbezogen.)
Stopp am Diana Lake, kurz nach Port Edward. Herrliches Panorama, super Picknick-Anlage, die bei unserer Ankunft noch fast menschenleer ist, am Nachmittag aber je länger je völler wird. Kein Wunder, das Termometer steigt auch heute auf über 30 Grad.
Am See wurde ein hübscher Strand angelegt, mit Sand und verschiedenen Stufen. Die Kinder nutzen die Gelegenheit für ausgiebiges Plantschen und „Sändele“, und die grossen geniessen einfach den Tag und das nichts tun. Faul rumliegen und sich von der Sonne wärmen lassen, einfach herrlich. So vergehen die Stunden wie im Fluge.
Am späteren Nachmittag verlassen wir dann endgültig die Gegend um Prince Rupert und bewegen uns auf dem Yellowhead Highway ostwärts. Nach wie vor haben wir einen Meeresarm an unserer Seite. Aber mit dem Meer wird es dann in Terrace definitif zu Ende sein. Der Skeena River mündet nämlich kurz vorher in den Pazifik.
Wald bestimmt nach wie vor die Landschaft, und das wird auch weiterhin so bleiben. Aber bald nach Port Edward beginnt sich das Tal zu weiten, und das Aussehen des Waldes verändert sich. Immer mehr wird er auch von Laubbäumen besetzt. Und am Talrand stehen Berge, die allesamt noch reichlich mit Schnee bedekt sind. Und dies nicht nur ganz oben am Gipfel. Zum Teil (selten) reichen die Schneeresten in schattigen Schluchten bis ganz nach unten neben dem Highway. Und wir sind auf Meereshöhe, nicht vergessen. Bei solchen Verhältnissen erstaunen die Tafeln mit der Aufschrift „End of Avalanche Area“ nur wenig. Ebensowenig die „Chain up Area“. Und dies obwohl wir heute wie gesagt bei super Sonnenschein über 30 Grad messen! Es ist Hochsommer! Wie schön. Wie wir später in Terrace erfahren werden, mass man letzte Woche hier an gleicher Stelle noch kaum 10 Grad ...
Das Schmelzwasser fliesst reichlich und bildet riesige, imposante und beeindruckende Wasserfälle, welche die vom Wald gesäumten Felsen herunterstürzen. Das sind riesige Wassermengen, die da zu Tal donnern, weshalb der offenbar sonst so ruhig dahin plätschernde Skeena River bereits ein reissender Fluss geworden ist.
Uns wurde ein Campground im Lakelse Lake Provincial Park, südlich von Terrace empfohlen. Deshalb nehmen wir den 15-minütigen Umweg in Kauf. Es ist ein typischer Provincial Campground, ohne Wasser und Strom, dafür sehr ruhig im Regenwald gelegen. Da auch hier noch kaum Touristen unterwegs sind, finden wir ein schönes, ruhiges Plätzchen, wo wir ungestört für uns sein können.
Ungestört? Nun ja, fast. Kaum 5 Minuten nach unserer Ankunft beschwert sich jemand lauthaus über unseren parkierten RV. Es ist ein kleines herziges Eichhörnchen, welches normalerweise offenbar hier durchrennt, wenn es von einem bestimmten Baum zu einem anderen bestimmten Baum gehen will. Und jetzt stehen wir ihm im Wege. Es ist ganz aufgeregt und zeigt es. Offenbar weiss es zunächst nicht, wie es sich nun verhalten soll, zumal auch noch unsere Jungs für Unruhe und viel Lärm sorgen. Aber schliesslich packt es allen Mut, rennt einen Bogen um den RV und rauf auf den anderen Baum.
Aber das ist noch nicht alles. Wir werden auch weiterhin von den kleinen Tierchen unterhalten. Zwei von ihnen liefern sich auf benachbarten Bäumen eine regelrechte Verfolgungsjagd. Sie rufen einander, hänseln sich und regen sich offenbar ab und zu ebenfalls ziemlich auf. Gequitsche und gefauche sind die Folgen. Ein köstliches Schauspiel und Gratisunterhaltung für uns, die von „Chip und Chaper“ geboten wird!
Obwohl ein herrliches Feuer brennt, verzichten wir für einmal aufs Grillieren sondern lassen uns von Bea und ihren Spaghettis verwöhnen!
20. Tag
Donnerstag, 4. Juni 2009
Heute ist es leider nun also so weit, aber es geht nicht anders. Die Situation wird nicht besser: Arztbesuch für Flavio und Beatrice. Zum Glück bekommen sie im Ärztehaus in Terrace einen Termin für den frühen Nachmittag. Das lässt uns zuvor noch Zeit, um einen „intermediat Natural Trail“ in Angriff zu nehmen. Zum Glück war er nur „intermediat“. Offenbar sind die Kanadier bessere Wanderer als die Schweizer. Es geht auf jeden Fall ständig bergauf und die Pfade sind alles andere als breite Kieswege, „really natural“ halt. Über Stock und über Stein und Wurzeln schwitzen wir uns vorwärts. Beim Sandwiche-Stopp machen wir zum ersten Mal richtig Bekanntschaft mit den kanadischen Moskitos. Vor allem Omar kriegt einiges ab. Es gelingt ihm aber, pro Stich eine Mücke zu zerdrücken. Rache ist eben doch süss!
Und auf dem Rückweg beweist Flavio einmal mehr seine exzellenten Beobachtungsgaben sowie seinen Orientierungssinn. An einer Weggabelung sind sowohl Omar als auch Bea überzeugt davon, dass es bergab gehen müsse. Flavio aber behauptet strikt, dass sei komplett falsch. Man schenkt ihm, natürlich, nicht den nötigen Glauben. Immerhin verständigt man sich dahin, dass er und Omar mal ein Stück weit nach unten gehen, um zu sehen, ob es wirklich der richtige Weg ist. Aber schon bald merken sie, dass Flavio absolut richtig lag. Diesen Weg sind wir nie und nimmer hochgekommen! Bravo Flavio, dafür verdienst du wirklich einen Sonderlob. Beinahe wäre sonst der Arzttermin geplatzt.
Den Bären, den uns zwei uns entgegenlaufende Damen in Aussicht gestellt haben, bekommen wir nicht zu Gesicht. Dafür sind wir wohl zu laut mit unseren Kids, die aber auf der wirklich nicht einfachen Strecke eineinhalb Stunden wunderbar ihren Mann stehen.
Nach dem Arztbesuch und einer kurzen Auftankpause in einem Kaffee (Terrace ist zwar wunderschön gelegen zwischen verschiedenen Armen des Skeena Rivers und umsäumt von schneebedeckten Bergen, ansonsten ist es aber alles andere als ein hübsches Städtchen, das man geniessen könnte), geht es weiter ostwärts auf dem Yellowhead Highway.
Wir werden weiterhin vom Skeena River begleitet, und die Berge, die sich am Talrand erheben, vor allem die etwas weiter im Hintergrund (besonders zu erwähnen die Seven Sisters), bilden auch jetzt eine wirklich fantastische Kulisse. Weniger Schmelzwasserfälle, da die unmittelbar an den Highway grenzenden Berge doch eher Hügel sind, die nicht mehr schneebedeckt sind.
Kurz vor Kitwanga biegen wir nach rechts ab. Hier geht es nun nordwärts Richtung Alaska. Stewart und Hyder (Alaska, USA), und vor allem der Salom Glacier sind unser Ziel. Da aber zwischen Kitwanga und Meziadin Junktion 160 km und kein Campground mehr liegen, entscheiden wir uns für das Übernachten im Cassiar Campground, gleich bei Kitwanga.
Hier spürt man bereits etwas vom Cowboy leben. Zeit sich am Hufeisenwerfen zu versuchen, wobei sich Bea schon bald als verkappte Meisterin herausstellt!
PS: Und auch die Mücken bleiben leider an uns dran. Kein Wunder, auch heute stieg das Termometer auf über 30 Grad!
21. Tag
Freitag, 5. Juni 2009
Über den Highway 37 (der zum Alaska Highway führen würde) bzw. 37A gelangen wir in gut 2,5 Stunden von Kitwanga nach Stewart. Die Fahrt bringt uns langsam aber stetig bergauf, was aber am Waldbestand nichts ändert. Wir sehen wieder vermehrt Schmelzwasserfälle die Felsen herunter donnern, und links und rechts der Strasse lassen breite Bäche und kleine Teiche darauf schliessen, dass es präker werden könnte, wenn der Wasserstand aufgrund des Schmelzwassers weiter so rasch ansteigt. Die Temperaturen verheissen auch für heute viel Schnee der schmiltzt. Selbst im sonst auch im Sommer doch eher kühlen Stewart messen sich knapp 25 Grad. Die Erderwärmung ist hier wirklich spürbar!
Und gleich zu Beginn unserer heutigen Fahrt eine grosse und sehr willkommene Überraschung: In einer Vertiefung neben der Strasse, neben einer Böschung grasen 3 Bären (Mama mit zwei Kleinen) gemütlich vor sich hin. Leider ist aufgrund der Geschwindigkeit und der Strassenlage ein Stopp diesmal nicht möglich. Also keine Fotos.
Die Strecke ist einmal mehr beeindruckend. Wir nähern uns immer mehr den eisbedeckten Gipfeln. An der Meziadin Junktion machen wir einen kurzen Stopp, wobei wir wieder einmal vor allem mit den Mücken zu kämpfen haben. Sie scheinen alle auf einmal geschlüpft zu sein und auf uns gewartet zu haben. So lässt sich der herrliche Tag und die warmen Temperaturen leider nur beschränkt geniessen. Immerhin nimmt die Anzahl neuer Stiche nicht dramatisch zu.
Kurz darauf ist es soweit: Der Schnee reicht bis zur Strasse, immer wieder sind hohe Lawinenkegel auszumachen, die gleich neben dem Highway stopp gemacht haben. Die grössten messen nach wie vor gut und gerne 10 Meter Schneehöhe!
Die Strasse steigt weiter an und dann der grosse Augenblick. Wir haben uneingeschränkten und klaren Einblick in den wunderschönen Bear Glacier. Man sieht ihn vom Highway aus eigentlich in seiner ganzen Länge, was ihn umso imposanter erscheinen lässt. Wir staunen ab soviel Eismasse, denken uns aber auch, wie viel grösser er wohl noch vor wenigen Jahren gewesen sein muss.
Danach fällt die Strasse wieder leicht bis nach Stewart. Das kleine Städtchen ist heute noch fast ausgestorben. Das wird in einem Monat ganz anders aussehen, wenn die Lachssaison beginnt und die Fischer in Scharen heranmarschiert kommen werden. Gleichzeitig werden auch die Touristen extrem zunehmen, den mit den Lachsen steigt die Chance einen Grizzli zu sehen. Und hier am Fish Creek stehen die Chancen besonders gut.
Also zurück zu Stewart. Das Städtchen erinnert ein wenig an eine alte verlassene Cowboy Stadt, obwohl sie aufgrund von Goldsuchern als Minenstadt gegründet und noch heute geführt wird. Es hat einige hübsche Kaffees die zum Verweilen einladen und liegt einfach traumhaft in Mitten von Bergen, Gletschern und am Bear Creek (Fluss) sowie am Portland Canal.
Nach der relatif langen Fahrt geniessen wir den Nachmittag mit Essen, Spatzieren und etwas Shopping bevor wir uns, vor allem moskitotechnisch für den Campground gleich bei Stewart entscheiden (hier hat es auch genug davon, aber doch ein paar weniger als weiter unten im Tal! Omars persönliche Bilanz an diesem Abend: 15 : 2 – 15 tote Mücken gegen zwei Stiche.) Das Bear River Campground ist wohl nicht das schönste, das wir bisher besucht haben. Aber für ein Feuer, ein gutes Stück Fleisch, noch ein paar Sonnenstrahlen und einen gemütlichen Abend reicht er alleweil.
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